Porträt der Woche: Tobias Wald

Ein Politiker, der Chef der Landesspielbanken wird – das klingt verdächtig. Doch Wald versichert, alles sei mit rechten Dinge zugegangen. Schließlich habe er beruflich und politisch einiges vorzuweisen, was zum neuen Job passt, wie er im Gespräch mit Michael Schwarz unterstreicht.

Tobias Wald

Foto Christiane)

Mit dem goldenen Löffel im Mund wurde Tobias Wald nicht geboren, was ihn von manchen der Menschen, denen er in Zukunft begegnen dürfte, unterscheidet. Auch danach – Hauptschule, Wirtschaftsschule, später Fachabitur – schien sein Weg nicht vorgezeichnet. Und doch wird Tobias Wald zum 1. Dezember Geschäftsführer der drei landeseigenen Spielbanken in Baden-Baden, Konstanz und Stuttgart.

Das leuchtet nicht jedem ein. Walds Heimatzeitung, die Badischen Neuesten Nachrichten, titelte „Ein abgekartetes Spiel?“, die Stuttgarter Zeitung „Der abgestandene Geruch von Parteifilz“. Wald, der seit 2011 für die CDU im Landtag sitzt und seit 2018 ihr finanzpolitischer Sprecher ist, habe 2021 auf ein Regierungsamt verzichten müssen und werde jetzt mit dem Chefsessel eines Staatsunternehmens abgefunden. Sascha Binder, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD, wird mit der Aussage zitiert: „Wenn schon lange vorher klar ist, wer den Posten bekommt, kann sich die Regierung die Show mit einer Ausschreibung und einem Haufen Steuergeld sparen.“

Tobias Wald findet das nicht nur unfair, es sei auch schlecht recherchiert. Etwa die Behauptung, er würde in Zukunft eine Viertelmillion Euro im Jahr beziehen – gegenüber 100 000 Euro bislang an Diäten. Die eine Zahl sei zu hoch, die andere zu niedrig gegriffen – unter anderem deshalb, weil der Landtag seinen Abgeordneten auch noch die Pension finanziert.

Im Gegenteil: Alles sei mit rechten Dingen zugegangen, versichert er und zeigt seine Bewerbungsmappe. Ein Bekannter habe ihn darauf hingewiesen, dass der bisherige Geschäftsführer nach 15 Jahren in den Ruhestand gehe und dass der Job doch was für ihn wäre. Schließlich hat Wald die Spielbank jahrelang beraten – im Auftrag der Volksbank Baden-Baden/Rastatt.

Wald hat nicht nur die Bewerbungsmappe, sondern auch einen Brief dabei – gerichtet an eine andere Abgeordnete, die einmal finanzpolitische Sprecherin war, bevor sie Karriere machte: Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne). Er enthält seine Bitte um Entlassung.

Er gehe „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“. Etwa, wenn er Kommentare auf Facebook lese, in denen Bürger seinen Abschied bedauern. Aber auch, weil ihn sein SPD-Kollege Nicolas Fink spontan umarmte, als er die Neuigkeit erfuhr. „So viel Wertschätzung tut gut.“

An seiner neuen Wirkungsstätte will er „dem klassischen Spiel neues Leben einhauchen“, um gegen die Online-Konkurrenz zu bestehen. Schließlich geht es auch um den Landeshaushalt: Selbst im Corona-Jahr 2021 haben die drei Spielbanken 21,3 Millionen Euro überwiesen, 2019 waren es sogar 47,7 Millionen Euro. Und es geht um 500 Beschäftigte, eine eigene, glitzernde Welt, in die Wald nun eintaucht.

Drei Fragen… Warum verlassen Sie den Landtag?

Ich habe mir gesagt: Du wirst jetzt 50. Du hast eine einmalige Chance – diese Ausschreibung passt zu dir. Wann, wenn nicht jetzt? Ich war lange im Landtag, ich habe als finanzpolitischer und wohnungsbaupolitischer Sprecher vieles mitgestaltet. Ich wollte nicht warten, bis die Leute sagen: Wann geht der endlich? Alles hat seine Zeit.

Sie sind schulisch nicht auf der Überholspur gestartet. Sind Sie ein Spätzünder?

Mich haben als Jugendlicher andere Dinge interessiert, etwa ein eigener Jugendraum im Ort, den ich mit aufgebaut habe. Außerdem kann man es auch als Hauptschüler im Leben zu etwas bringen. Das haben im Übrigen auch meine Geschwister bewiesen – zwei von ihnen sind Entwicklungshelfer in Afrika, eine weitere Schwester leitet ein Therapiezentrum für Süchtige in der Schweiz.

Ihr neuer Job dürfte ähnlich stressig sein wie der alte. Wie kommen Sie runter?

Wir haben eine kleine Zebu-Zucht. Dort miste ich den Stall aus – gerne auch mal zwischen zwei Terminen.

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