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Porträt der Woche: Stefan Schubert ist Geschäftsführer des Europazentrums in Stuttgart 

Der Historiker Stefan Schubert ist Geschäftsführer des Europazentrums in Stuttgart. Die EU ist nicht mehr wegzudenken, sagt er. Doch das Bewusstsein für die Leistungen der Europäischen Union nehme ab.

Stefan Schubert ist in Berlin geboren und war in der Erwachsenenbildung und bei der Konrad-Adenauer-Stiftung tätig.

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Erst auf verschlungenen Wegen hat er Kenntnisse erlangt, ohne die er heute seine Aufgaben kaum erfolgreich bewältigen könnte: Stefan Schubert, Geschäftsführer des Europa-Zentrums in Stuttgart, war kein guter Französisch-Schüler, musste im Studium erst nacharbeiten. Die Entscheidung, seinen Master in Freiburg zu machen, kam den Bemühungen entgegen. Mit seiner Doktorarbeit über einen bestimmten Aspekt der deutsch-französischen Geschichte tauchte er dann tief ein in Verbindungen und mögliche Parallelen. Es ging um zwei Männer, Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und den Oberbefehlshaber der französischen Armee Philippe Pétain, die beide erfolgreich in die Politik gingen und um die Bedeutung ihres Heldenstatus im Ersten Weltkrieg für diesen Wechsel.

Der Historiker ist in Berlin geboren, war in der Erwachsenenbildung und bei der Konrad-Adenauer-Stiftung tätig, bis er in das 1976 als Institut und Akademie für Europafragen, als „eine überparteiliche, unabhängige, gemeinnützige Einrichtung der europabezogenen Politikvermittlung“ gegründete Zentrum in Stuttgart wechselte. Es ist getragen von einem Förderverein, unterstützt von Stadt und Land und will allen als Partner zur Verfügung stehen, die sich, wie Schubert sagt, für das gelebte Europa engagieren, „den Austausch, die Kontakte, das Miteinander“.

Gegenwärtig besonders erfolgreich ist es übrigens in der Arbeit für und mit Jugendlichen. Seit Februar sind 4500 Schüler und Schülerinnen mit Veranstaltungen erreicht worden. Da geht es auch um Selbstverständlichkeiten im Leben so vieler Menschen und um die Gefahr, die daraus erwachse. Denn einerseits würden positive Dinge, die die EU bewirke und bewirkt habe, kaum noch bewusst wahrgenommen, „was ich als sehr positiv empfinde, da die EU nicht mehr wegzudenken ist“. Andererseits sorge diese Selbstverständlichkeit dafür, dass das Bewusstsein für die Leistungen der EU abnehme. Dieses Bewusstsein müsse aber wach gehalten werden, „durch leicht zugängliche Informationen, eben durch Gespräche an Schulen oder Volkshochschulen oder mit Social Media Kampagnen“, so Schubert.

Wenig hält der 35-Jährige übrigens von der Prognose des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, Französisch als zweite Fremdsprache im Schulunterricht könnte dank Künstlicher Intelligenz bald der Vergangenheit angehören. In der technischen Kommunikation hält Schubert einen Ersatz für möglich, nicht aber dann, „wenn es um Feinheiten der Sprache geht und um Feingefühl für sein Gegenüber“.

Drei Fragen …

Wie kann die EU besser im Alltag der Menschen verankert werden?

Sie ist stark in unserem Alltag verankert: Zähneputzen, der Einkauf beim Bäcker, ein Arztbesuch. Die EU begleitet uns jeden Tag. Von den hohen Qualitätsstandards für unser Trink- und Leitungswasser, dem Euro oder der europäischen Krankenversicherung profitieren Millionen von Menschen.

Das Europa-Zentrum hält viele Angebote vor. Welche Art von Veranstaltungen ist besonders beliebt?

Da gibt es einiges zur Auswahl: Planspiele, Schülerbegegnungen, Studienfahrten. Als besonders beliebt habe ich unsere vielen Workshops erlebt, die wir interaktiv und multimedial mit allen Altersgruppen durchführen.

Denken Verwaltungen und Ministerien im Land Europa ausreichend mit?

Die EU durchzieht alle Verwaltungsebenen von den Ministerien über die Landkreise bis in die Kommunen: Das europäische Miteinander ist explizites Ziel der Europapolitik des Landes, deren Träger unter anderem das Europa Zentrum Baden-Württemberg ist. Das Umweltministerium befasst sich mit dem European Green Deal, die Landkreise setzen EU-Richtlinien um und die Kommunen profitieren von Förderprogrammen und Städtepartnerschaften.

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