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Glosse

Parkbank in Washington

„Von großen Männern nachgelassene Briefe haben immer einen großen Wert für die Nachwelt.“ Das bemerkte schon Goethe, der etwa 20000 Briefe hinterließ. Jetzt mehren sich die Zeichen, dass da einer ist in der Villa Reitzenstein, der es ihm gleichtun könnte. Eine Glosse von Michael Schwarz.

Ob das wohl der Brief von Florian Stegmann ist? Spannend scheint er ja zu sein.

dpa / Westend61 / Angel Santana Garcia)

1185 Seiten umfasst der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Der Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld tauschte sich auf 800 Seiten mit seinem Autor Thomas Bernhard aus. Und jene Briefe, die Max Frisch an Ingeborg Bachmann und Uwe Johnson schrieb – und jene an ihn –, gehören ebenfalls zum Feinsten und Umfangreichsten, was diese Literaturgattung zu bieten hat.

Insofern fällt der Briefwechsel zwischen den Grünen Florian Stegmann und Andreas Schwarz ein wenig ab. Zumindest, was den Umfang angeht. Denn der beträgt bislang nur vier Seiten, die noch dazu alle aus einer Feder stammen – jener des Staatsministers im Staatsministerium. Und selbst das mit der Feder stimmt nur zum Teil. Signiert hat Stegmann von Hand. Doch schon die Anrede „Sehr geehrter Herr Fraktionsvorsitzender“ ist gedruckt.

Aber bevor wieder einmal der Untergang des Abendlands beklagt wird, sei darauf hingewiesen, dass ein Brief besser ist als keiner. Schlimm genug, dass der Fraktionsvorsitzende nicht geantwortet hat. Und dass der Ministerpräsident doch tatsächlich die Notwendigkeit eines Briefes unter Parteifreunden in Frage stellt. „Das muss man nicht, aber das hat er nun mal gemacht“, meint der Chef des Chefs der Staatskanzlei.

Es wäre jammerschade, wenn Stegmann sich davon entmutigen ließe. Die Nachwelt könnte eine köstliche Lektüre entgehen. Wichtig ist, dass der Autor sicherstellt, dass alle Briefe den Weg zum SWR (oder gleich zu Suhrkamp?) finden. Als Ablageort empfehlen wir jene Parkbank in Washington, wo sich laut FDP-Fraktionschef Rülke schon das erste Exemplar fand.

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