„Overtourism“ den Kampf angesagt

Baden-Württemberger fahren gern nach Südtirol. Ein bisschen zu gern, wie viele Südtiroler inzwischen finden. Jedenfalls zum Törggelen im Herbst.

Zum Törggelen gehören auch die gebrannten Maronen.

dpa/Frank Heuer)

Stuttgart. Wie ein endloser Strom ergießt sich der Autoverkehr vom Reschenpass hinunter nach Südtirol. Wie an den Kennzeichen leicht zu sehen ist, kommt die Mehrzahl der Fahrzeuge aus Baden-Württemberg. Sie kommen zum Törggelen, einem Brauch in Südtirol nach der Weinlese, bei dem junger Wein und deftiges Essen serviert werden. Ein Kurzurlaub im nur ein paar Stunden entfernten Urlaubsgebiet hat Kultstatus.

Im September findet man nur mit größtem Glück noch eine freie Unterkunft. Und am Verhalten der Gastgeber ist eine gewisse Abneigung gegenüber den Touristenmassen ablesbar. Das Phänomen „Overtourism“ in dem besonders für deutsche Urlauber attraktiven Gebiet mit hohen Bergen und südländischem Flair, in dem überwiegend Deutsch gesprochen wird, beschäftigt die Tourismus-Verantwortlichen. Sie suchen nach Instrumenten, um die Übererschließung der Bergwelt mit der Folge ständiger Staus, überfüllter Hütten und teurer Parkplätze zu verhindern.

Wanderführer in Südtirol bekennen, dass die Entwicklung aus dem Ruder gelaufen sei. Für beliebte und oft überlaufene Urlaubsregionen in Baden-Württemberg wie den Bodensee mit Rekordbesuchen mag dies als warnendes Beispiel dienen. Inzwischen sind Gäste wegen der Touristenkolonnen auf den Bergpfaden, der Massen in den Gasthäusern und der lärmenden Touristenhochburgen frustriert. Die heimelige, individuelle Urlaubswelt ist verschwunden.

Ähnlich ergeht es den Weihnachtsmärkten hierzulande, die ein beliebtes Ziel von Touristen geworden sind, von denen viele von weit her, etwa aus der Schweiz, kommen. Es ist nicht schön, wenn man sieht, wie die Menschen in Ludwigsburg, Stuttgart, Esslingen oder Ulm nur noch durchgeschoben werden. (lang)

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