Höchstleistungsrechner

Neuer Supercomputer in Stuttgart soll Forschung einen Schub geben

Am Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart ist ein neuer Supercomputer in Betrieb genommen worden. Er heißt Hunter und soll groß angelegte, hochmoderne Anwendungen für Simulation, Künstliche Intelligenz und Datenanalyse ermöglichen. 

Die feierliche Einweihung des neuen Supercomputers Hunter am Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart.

Christoph Müller)

Stuttgart. Hunter heißt der neue Supercomputer des Höchstleistungsrechenzentrums der Universität Stuttgart. Er ist Baustein einer Strategie, mit der Baden-Württemberg und Deutschland unter anderem im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) eine Aufholjagd gegenüber US-Techgiganten wie Microsoft, Meta und Co starten wollen. Der Jäger hat den Falken eingefangen: Am Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart (HLRS) liebt man aussagekräftige Namen für die dortigen Supercomputer. Hunter, der jetzt in Betrieb genommen wird, ist rund zweimal so schnell wie sein Vorgänger Hawk. Dennoch benötigt er etwa 80 Prozent weniger Energie, vereint also enorme Rechenkapazität mit hoher Effizienz.

Mehr Rechenkraft für Künstliche Intelligenz, Datenanalyse und Simulationen

„Mit dieser Leistungskraft sind Entwicklungen möglich, die anders nicht mehr denkbar sind“, lobte Wissenschaftsministerin Peter Olschowski (Grüne) den Supercomputer Hunter, der an der Universität Stuttgart feierlich eingeweiht wurde. Dieser soll groß angelegte, hochmoderne Anwendungen für Simulation, Künstliche Intelligenz und Datenanalyse ermöglichen. Das ist beispielsweise für die Forschung an Wetter- und Klimamodellen, in der Biomedizin, Energieforschung, Quantenmechanik und Materialwissenschaft nützlich.

Den Bedarf an Supercomputern habe das Land Baden-Württemberg früh erkannt und diese Entwicklung konsequent gefördert, betonte Olschowski. Rektor Peter Middendorf sprach von einem neuen Kapitel im Supercomputer Zeitalter und erinnerte daran, dass Stuttgart 1996 als erster Ort eines von bundesweit nur drei Höchstleistungsrechenzentren bekommen hat. „Wie passt das zur Universität Stuttgart?“, fragte er und gab die Antwort gleich selbst: „Intelligent systems to benefit society“, sei deren Motto. Schnell und erfolgreich beim Technologietransfer zu sein, also Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung in Anwendungen zu überführen zeichne die Hochschule der Landeshauptstadt aus. Das Höchstleistungsrechenzentrum sei „ein Paradebeispiel für den Stuttgarter Weg“, der sich durch Interdisziplinarität und die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft auszeichne.

Hunter biete Forschern deutschlandweit eine zukunftsfähige Infrastruktur für KI-basierte Simulationen und Höchstleistungsrechnen in neuer Qualität. Middendorf zufolge wird Hunter vorwiegend in den Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie für industrielle Anwendungen zum Einsatz kommen. So beispielsweise zum Entwickeln von Fahrzeugen mit geringerem Kraftstoffverbrauch und produktivere Windturbinen.

Ministerin Olschowski ließ sich in der Cave, einer dreidimensionalen Illusionswelt der virtuellen Realität, demonstrieren, wie Simulationen beispielsweise dabei helfen können, die optimale Aufstellung und Staffelung von Windrädern an einem Standort herauszufinden. Dadurch kann die Effektivität leicht um ein bis zwei Prozent gesteigert werden – ein Unterschied, der gering erscheint, aber durchaus großen praktischen Nutzen bedeutet. Hunter hilft mit seiner enormen Rechenkapazität auch bei groß angelegten Simulationen: so etwa Forschern beim Erstellen von Klimaszenarien und Behörden dabei, Pläne für Krisensituationen als Folge von Naturkatastrophen zu entwickeln.

Einblick in die Cave.

Energieeffizienz ist hoch, Lüftung erfolgt nicht mehr mit Ventilatoren

Möglich wurde die Inbetriebnahme des neuen Supercomputers am HLRS nur durch die schon langjährige Zusammenarbeit mit Firmen der Privatwirtschaft – und durch Mittel des Landeswissenschafts- sowie des Bundesforschungsministeriums. Beide trugen jeweils die Hälfte der 15 Millionen Euro bei, die Hunter kostete. Ein weiterer großer Pluspunkt, auf den die grüne Ministerin, der Universitätsrektor und HLRS-Direktor Michael Resch gleichermaßen Wert legen, ist die Energieeffizienz der neuen Anlage.

Denn mit den enorme Rechenkapazitäten beanspruchenden KI-Anwendungen verbindet sich oft die Befürchtung eines ebenso rasant steigenden Energiebedarfs. Doch nicht nur der Rechner selbst ist energieeffizient, indem er seine Leistungskraft nur bei Bedarf voll ausnutzt. Das System wird mit Flüssigkeit gekühlt und benötigt daher keine Lüftung mittels Ventilatoren wie Computer früherer Generationen. Voraussichtlich ab 2027 soll dann laut Resch in einem neuen Gebäude für den nächsten Superrechner zudem die entstehende Abwärme in das Netz eingespeist werden. Denn die Entwicklung verläuft auch weiterhin rasant. Während Hunter gerade erst seine Praxistauglichkeit unter Beweis stellt, steht sein Nachfolger bereits fest: Herder, ein sogenanntes Exascale-System, soll ihn schon 2027 ablösen. Ob dann die Aufholjagd noch mehr Fahrt aufnehmen wird?

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