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Muntere Debatte auf offener Bühner: Bleibt Kretschmann bis 2026 noch im Amt?
STUTTGART. Bislang galt in der Landespolitik immer eine eiserne Regel: Über die Nachfolge von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wird nicht diskutiert, allenfalls hinter vorgehaltener Hand. Um so überraschender dann, dass auf der allwöchentlichen Landespressekonferenz mit dem Landesvater das Thema plötzlich ganz offen erörtert wird – und sich der Regierungschef über Fragen der Journalisten diesbezüglich sogar richtig freut.
Clever nutzt der SWR-Journalist Knut Bauer Kretschmanns Einzug in den ZDF-Verwaltungsrat zu der Vermutung, dass der bald 75 Jahre werdende Ministerpräsident bis zum Ende der Legislaturperiode durchzieht, also bis 2026. „Ich bin kein Monarch“, meint Kretschmann, er bestimme seine Nachfolge nicht.
Zwischen erster Amtsmüdigkeit und neuem Kampfgeist
Dabei sendet der 74-Jährige durchaus unterschiedliche Signale. Einerseits verweist er darauf, wie anstrengend der Stressjob als Ministerpräsident sei, und auf Regierungschefs wie die Neuseeländerin Jacinda Ardern, die wegen der Belastung zurückgetreten sei. Und andererseits schreibt er der Landespresse ins Stammbuch: „Es gibt keine Nachfolgedebatte, außer Ihrer jetzt wieder angezettelten.“
Und verweist amüsant darauf, dass schon vier Wochen nach der Landtagswahl die ersten Nachfragen von Journalisten kamen: „Das hat mich dann schon geärgert.“ So weit also das übliche Pingpongspiel. Doch der Regierungschef war offenbar gut gelaunt und verwies auf neue Namen im Spiel – neben den häufig genannten: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, Fraktionschef Andreas Schwarz oder Finanzminister Danyal Bayaz.
Aber fehlt da nicht eine Frau in der Liste? Richtig, und da lobt Kretschmann seine neue Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) über den grünen Klee: „Es ist gar nicht so leicht, als Wissenschaftsministerin bekannt zu werden.“ Sie „performe aber sehr gut“, fast so etwas wie ein Ritterschlag.
Aber warum in die Ferne schweifen? Neben Kretschmann saß sein dienstältester Minister und Mitstreiter seit frühen Tagen: Winfried Hermann (70) sei doch im Vergleich zu Joe Biden (80) noch im guten Alter: „Vielleicht überlegsch du dir es nochmal.“ Doch der winkt ab: „Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, würde ich darüber nachdenken.“ So aber sei das kein Generationswechsel.
Kretschmann könnte „nachts um zwölf zurücktreten“
Und nun? Wie Kretschmann erwähnt, könnte er jederzeit zurücktreten, auch „nachts um zwölf“. Aber den Ruf nach vorzeitigem Abgang habe ihn noch nirgends ereilt. Auf die Frage, ob er noch viel radfahre, sagte er knitz: „Ich muss auf meine Gesundheit achten und vorsichtig sein.“ Weil, ja weil er vielleicht noch drei Jahre durchregieren will.