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Multiprofessionelle Teams sollen Grundschulkinder fördern helfen

Viele Versuche gab es in den vergangenen Jahren, um insbesondere die Qualität der Grundschulen zu steigern und den Abstieg Baden-Württembergs im Ländervergleich aufzuhalten und möglichst umzukehren. Ohne großen Erfolg. Nun sollen unter anderem der Einsatz multiprofessioneller Teams und ein freiwilliges pädagogisches Jahr weiterhelfen.

Die Grundschüler in Baden-Württemberg schnitten erneut schlecht ab beim IQB-Bildungstrend.

dpa/ Frank Rumpenhorst)

STUTTGART. Das erneut schlechte Abschneiden baden-württembergischer Grundschüler beim IQB-Bildungstrend hat den Druck auf die Landesregierung verstärkt, möglichst schnell Abhilfe zu schaffen. Nun hat diese reagiert. Kultusministerin Theresa Schopper stellte gemeinsam mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (beide Grüne) an diesem Dienstag ein Bündel von Maßnahmen vor: darunter multiprofessionelle Teams für Grundschulen mit besonderem Förderbedarf, das Zuweisen von Mitteln an Schulen gemäß einem noch zu erstellenden Sozialindex und die Einführung eines freiwilligen pädagogischen Jahrs für junge Erwachsene, die an Schulen mithelfen wollen.

Die Kultusministerin erläuterte den Plan: Jeweils vier Schulen in jedem der vier Regierungsbezirke Baden-Württembergs sollen ein multiprofessionelles Team erhalten. Dafür sind im Doppelhaushalt 2023/2024 nach ihren Angaben insgesamt rund 5,5 Millionen Euro vorgesehen.

Mehrere Südwest-Unis sind führend bei Einzelindikatoren

„Die Schulen erhalten ein Budget, mit dem sie Unterstützungkräfte finanzieren“, sagte Schopper. Diese sollen aus anderen Berufen als dem des Lehrers kommen – daher der Name. „So holen wir beispielsweise Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Logopädinnen und Logopäden und Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten an Bord“, so Schopper. Geplant seien auch „Angebote im sozial-emotionalen Bereich, um den Kindern und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden“. Multiprofessionelle Teams gebe es bereits in der Sonderpädagogik, nun wird ab dem kommenden Schuljahr zunächst bis 2026/2027 ihr Einsatz in Grundschulen erprobt. Zunächst sollen sie nur an größeren Schulen eingerichtet werden, damit mehr Kinder davon profitieren könnten, erläuterte die Ministerin.

Der Verband Erziehung und Bildung (VBE) begrüßt den Versuch mit den multiprofessionellen Teams. Das fordere man schon seit Jahren, heißt es in einer Pressemitteilung, „um der zunehmenden Heterogenität an den Schulen gerecht zu werden“. Die Landesregierung habe hierzu in der Vergangenheit viele Versprechungen gemacht, doch die Schulen dann nicht entsprechend ausgestattet. Eine flächendendeckende Umsetzung sei aber nach wie vor in weiter Ferne. „Jetzt ist von 16 Modellschulen die Rede, bei insgesamt 2326 Grundschulen im Land dürfte der Effekt äußerst überschaubar sein“, meinte Brand.

Ein weiterer Baustein zur Untersützung der Grundschulen soll ein Freiwilliges Pädagogischen Jahr (FPJ) sein. Dieses Konzept hatte Schopper schon am Montag vorgestellt. Durch ein solches Engagement junger Erwachsener könnten Lehrkräfte entlastet und künftige Lehrer gewonnen werden.

„Wir wollen ein Freiwilliges Pädagogisches Jahr einführen, um Schülerinnen und Schüler und Schulen gezielt zu unterstützen“, erklärte die Ministerin. „Es wäre für viele eine gute Möglichkeit, die Schule nicht nur von der Schulbank aus zu erleben, sondern sie auch von der anderen Seite aus mitzugestalten“.

Bildungsverband will auch für Kitas Assistenzkräfte

Auch beim Bildungsverband sieht man die Vorzüge eines solchen FPJ. „Es kann dazu dienen, jungen Menschen einen praktischen Einblick in den Beruf zu gewähren und mehr Nachwuchskräfte zu gewinnen“, sagt Landeschef Brand.

Das Freiwilligen-Jahr könne auch dabei helfen, die teilweise hohen Abbrecherquoten Studierender im Grundschullehramt zu verringern. „Außerdem kann es eine Entlastung der Schulen durch zusätzliche Assistenzkräfte sein“, so Brand weiter. Eine Grenze muss aus seiner Sicht allerdings unverrückbar bleiben: Unterricht erteilen dürften weiterhin nur ausgebildete Lehrkräfte. „Keinesfalls dürfen die neuen Assistenzkräfte zum Stopfen der Personallücken dienen.“

Die Ergebnisse der Hochschulen in zwei Kategorien fließen zu gleichen Teilen in die Bewertung beim QS-Ranking ein: Umweltauswirkungen (Environmental Impact) und soziale Auswirkungen (Social Impact). Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN sind ein Referenzrahmen. Die Nachhaltigkeit von Institutionen, Bildung und Forschung sind Indikatoren der Umweltauswirkungen, gemessen wird etwa das Engagement der Uni für Nachhaltigkeit, und ihr Ruf in den Umweltnaturwissenschaften. Als soziale Auswirkungen gelten unter anderem der Wissensaustausch sowie Gleichheit und Geschlechterverhältnisse in der Universität.

Schließlich sollten diese Kräfte nicht nur den Schulen zugute kommen. Denn auch die Kitas benötigten dringend zusätzliche Unterstützung – damit die an Grundschulen beklagten Defizite der Schüler möglichst gar nicht erst entstehen.

Die neuen Ansätze und Projekte müssen schnell ihre Tauglichkeit beweisen und werden deshalb bald evaluiert. „Die Jahre des nicht evidenzbasierten Herumexperimentierens sind vorbei“, verkündete Kretschmann in der Landespressekonferenz an diesem Dienstag. Das sei schon aufgrund des Prinzips des „sinnvollen Umgangs mit Ressourcen“ geboten.

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