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Mit dem digitalen Klingelbeutel in die Arche des Fortschritts
Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland verlieren zwar regelmäßig Schäfchen um Schäfchen, doch nun haben sie sich, zumindest die evangelische, wieder einen Platz in der Arche des Fortschritts gesichert. Denn die Digitalisierung hat inzwischen auch im Gottesdienst Einzug gehalten. Wir wissen zwar nicht, wie viele Pfarrer ihre Predigten inzwischen von ChatGPT schreiben lassen. Aber seit dem Beginn der Adventszeit kann zumindest in einer Kirche im Fortschritts-Länd digital gespendet werden. Statt Kleingeld in den Klingelbeutel zu werfen, können Gottesdienstbesucher an einem Tablet mit Smartphone oder EC-Karte ihre Kollekte loswerden. Für eine Organisation, der oft nachgesagt wird, noch mehr dem Althergebrachten verhaftet zu sein als die öffentliche Verwaltung, also ein geradezu revolutionärer Schritt.
Was kann unsere Verwaltung, der oft ebenso gemein wie gemeinhin unterstellt wird, bei ihrer inneren Organisation den Uhldinger Pfahlbauten näher zu sein als den technischen Errungenschaften des Silicon oder auch nur des Cyber Valley, daraus lernen? Mehr Pfarrer einstellen statt IT-Experten, um die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltungsprozesse voranzutreiben? Keine gute Idee, denn Theologiestudenten gibt es schon heute nur noch so wenige, dass die Kirchen mindestens ebenso unter Fachkräftemangel leiden wie die Pflegeheime. Doch als Vorbild taugt die Christuskirche allemal. Denn der dortige Pfarrer hat die digitale Kollekte aus dem Urlaub mitgebracht. Vielleicht brauchen Behördenleiter in Land und Kommunen Sonderurlaub, um den digitalen Aufbruch endlich voranzubringen.