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Porträt der Woche

Michael Lutz: Der neue Geschäftsführer beim Beamtenbund

Was, wenn sein Brief damals nicht im falschen Rathaus gelandet wäre? Wenn er nach Ende seiner Bürgermeisterkarriere nicht ins Netz geschaut hätte? Der erstaunliche Weg des neuen Geschäftsführers des Beamtenbunds.

Michael Lutz ist der neue Geschäftsführer beim Beamtenbund. Zuvor war er 24 Jahre lang Bürgermeister von Waldenbuch.

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Nein, dass er so aussehe wie Michel Friedman, habe ihm jetzt noch niemand gesagt und auch über etwaige Vorfahren aus Südeuropa ist dem neuen Geschäftsführer des Beamtenbunds Baden-Württemberg (BBW) nichts bekannt. Eine Ähnlichkeit sei jedoch nicht abzustreiten: Die zu einem Klassenkameraden in der Oberstufe am Gymnasium, weshalb die beiden in der Theater-AG Soldaten spielen durften, weil die ja bekanntlich alle gleich aussehen.

Aus der Schauspielkarriere ist nichts geworden, auch als Soldat war der Schwabe nur kurze Zeit aktiv. Aber dass aus dem Sohn eines Elektroingenieurs und einer Friseurin nichts geworden sei, lässt sich auch nicht behaupten – im Gegenteil.

Wobei Michael Lutz auch Glück hatte, wie er freimütig einräumt. Was wäre bloß passiert, wenn die Post damals, als er eine Ausbildungsstelle suchte, nicht die Rathäuser von Oberboihingen (dorthin sollte der Brief gehen) und Großbettlingen (dort kam er an) verwechselt hätte – vermutlich, weil beide Gemeinden dieselbe Postleitzahl hatten? Am Ende hätte er eines seiner großen Vorbilder, Martin Fritz, der 40 Jahre lang die Geschicke von Großbettlingen bestimmte, nie kennengelernt.

Und auch die nächste Etappe prägte sich tief ein: Den ersten festen Job hatte er in Wernau unter dem damaligen Bürgermeister und späteren Gemeindetagspräsidenten Roger Kehle. Michael Lutz lernte viel und warf 1999 in Waldenbuch selber seinen Ring in den Hut – als Nachfolger von Horst Störrle, der 32 Jahre an der Spitze des malerischen Schönbuchstädtchens gestanden hatte.

Bei Michael Lutz sind es dann „nur“ 24 Jahre geworden, wobei ihm die Waldenbucherinnen und Waldenbucher vielleicht auch eine vierte Amtszeit gegönnt hätten, wurde er doch bei seinen beiden Wiederwahlen immer klar im Amt bestätigt.

Am 24. April 2024 nahm er seinen Hut und am 8. Mai um 22.04 Uhr warf einen Blick auf Instagram. Diese Reihenfolge ist ihm wichtig. Er habe seine zweite Karriere nicht schon geplant, als seine erste noch lief. Er sei bis zur letzten Stunde mit Herz und Seele Bürgermeister gewesen.

So engagiert ist er immer noch – doch jetzt als Verbandsvertreter. Seit 15. Oktober arbeitet er für den „BBW – Beamtenbund Tarifunion“, wie der Verband im Südwesten offiziell heißt. Noch steht er in der zweiten Reihe, doch das ändert sich am 1. Mai. Dann geht Peter Ludwig, der ähnlich lang Geschäftsführer war wie Lutz Bürgermeister, in den Ruhestand und Lutz kommt die Aufgabe zu, dem BBW-Vorsitzenden Kai Rosenberger den Rücken freizuhalten und die Kontakte zu den zahlreichen Gesprächspartnern zu pflegen, ob sie nun in Fraktionen oder Ministerien sitzen. Im Team mit der anderen Geschäftsführerin und Justiziarin Susanne Hauth, die schon seit 1996 im Amt ist.

Denn das ist sein Job: dafür zu sorgen, dass der Laden läuft, dass die knapp 150 000 Mitglieder sich gut vertreten fühlen – meist geräuschlos, manchmal aber auch nicht, wenn, wie aktuell, eine Tarifauseinandersetzung läuft und die Arbeitgeber auch beim zweiten von drei Terminen kein Angebot auf den Tisch legen.

Drei Fragen…

Bürgermeister oder Geschäftsführer des Beamtenbunds – was ist stressiger?

Das ist schwer zu vergleichen. Allerdings stehst du als Bürgermeister immer in der ersten Reihe, auch wenn etwas Schreckliches passiert wie jetzt in München. Dass ich diese Verantwortung nicht mehr habe, ist schon ein Gefühl der Erleichterung.

Was sagt Ihre Frau zum neuen Job?

Die freut sich, dass wir jetzt auch mal unter der Woche etwas zusammen machen können.

Mit 55 Jahren haben Sie nochmals neu angefangen. War das geplant?

Nein. Ich wusste bis zum letzten Tag als Bürgermeister nicht, was danach auf mich zukommt. Aber ich habe mir gesagt: Irgendeine Tür wird sich schon öffnen. Dass es jetzt diese geworden ist, hat mich sehr gefreut.

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