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Porträt der Woche

Martina Scherer leitet den Philologenverband 

Die 45-Jährige ist seit zwei Monaten neue Vorsitzender des Philologenverbands Baden-Württemberg. Mit 93,5 Prozent der Stimmen wurde sie zur Nachfolgerin von Ralf Scholl gewählt und sie hat viel vor.

Martina Scherer (Mitte) leitet seit Juli den Philologenverband Baden-Württemberg. Als ihre Nachfolgerin als stellvertretende Landesvorsitzende wurde Claudia Grimm (links) gewählt. Gemeinsam mit Karin Fetzner, die bereits vor einem Jahr zur zweiten Stellvertretenden Landesvorsitzenden wiedergewählt wurde, ergänzt sie künftig die weibliche Verbandsspitze.

Philologenverband BW)

Martina Scherer schreibt Geschichte: als erste Frau, die den Philologenverband (PhV) Baden-Württemberg führt. Die 45-Jährige kann mit einer ungewöhnliche Fächerkombination aufwarten – Mathe und Musik. Und sie hat ein Riesenrepertoire als Chorleiterin und Sopranistin, auch im Extrachor des Badischen Staatstheaters und an Klavier, Gitarre, Flöte oder Klarinette. „Es ist für mich ein großes Geschenk“, sagt sie, „wenn ich es schaffe, bei den Schülerinnen und Schülern ein Glitzern in den Augen zu sehen, wenn sie etwas Neues entdeckt haben, einen Hürde geschafft haben oder ein Konzert mit mir erlebt haben.“

Anfang Juli wurde Scherer mit 93,5 Prozent der Stimmen zur Nachfolgerin des Landesvorsitzenden Ralf Scholl gewählt. Aus ihrer Rührung über „dieses großartige Ergebnis“ macht sie keinen Hehl. Die Liste der Aufgaben, die der Philologenverband sich und der neuen Vorsitzenden gibt, ist ohnehin lang: Senkung des Klassenteilers, Beförderungsmöglichkeiten für Gymnasiallehrkräfte, Umgang mit Cybermobbing, Präventions- und Gesundheitsangebote für Lehrkräfte sowie bessere Bedingungen für Referendare.

Auch innerverbandlich sieht Scherer Handlungsbedarf, etwa in der Nachwuchsarbeit oder der Förderung des ehrenamtlichen Engagements sowie noch intensiveren Kontakten zu Politik und Verwaltung. Für die Kollegen und Kolleginnen will sie als neue Vorsitzende unter anderem mit zur „Verbesserung der Arbeitsbedingungen für alle“ beitragen, ausdrücklich zum Erhalt und zur Verbesserung des mehrgliedrigen Schulsystems, aber auch zur Qualitätssicherung im Unterricht.

Die Lehrerin am Reuchlin-Gymnasium in Pforzheim beschreibt sich selber als „sehr gut vernetzt“. Sie arbeite gern in und mit agilen und eigenverantwortlichen Teams. Und Scherer scheut auch nicht die offensive Auseinandersetzung. Sie erhebt Forderungen zur Umsetzung des neuen G9 an die Adresse der Kultusministerin, konkret etwa zum geplanten neuen Fach Information und Medienbildung. „Die Vermischung von Informatik mit Medienbildung wäre wie die Vermischung von Biologie mit Bildung zur nachhaltigen Entwicklung“, sagt Scherer. Letztere sei zu Recht Aufgabe aller Fächer, das müsse auch für Informatik gelten.

Noch keine acht Wochen im Amt, spießt Scherer auch einen Vorstoß von CDU-Landes- und Fraktionschef Manuel Hagel auf. Der hatte die Freistellungsstunden für Personalvertretungen problematisiert und vorgerechnet, wie viel mehr Unterricht bei einer Absenkung möglich sei. „Personalrat sein ist kein persönliches Hobby“, kontert die PhV-Landesvorsitzende. Gerade Mitbestimmung leiste einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung von Verfahrensabläufen. Mit einem Abbau werde an der völlig falschen Stelle gespart. (bjhw)

Drei Fragen…

Welcher Vorzug ist der größte im neuen G9?

Für mich persönlich ist die größte Chance die Zeit: Zeit zum Üben, Zeit zum Vertiefen, Zeit zum Reifen, Zeit zum Erleben und Leben, Zeit zum Miteinander, für das Ehrenamt, Zeit für Vereine, Zeit für die Gestaltung der Gesellschaft, für Musik, Sport und Kunst, Zeit für den Lebensraum von heranwachsenden Menschen. Wir helfen beim Befüllen des persönlichen Rucksacks mit Fertigkeiten und Fähigkeiten, bis der Weg in die Welt hinaus geht als mündige Person.

Was könnte die vom Landesschülerbeirat geforderte und von vielen Verbänden unterstützte neue Bildungs-Enquête leisten?

Teilhabe und Mitbestimmung. Aber viel wichtiger finde ich die Botschaft, die hinter diesem Wunsch steht. Die Politik sollte es ernst nehmen, wenn nach Mitbestimmung gerufen wird.

Warum sind sie Lehrerin geworden?

In meinem Beruf darf ich nicht nur Wissen vermitteln, sondern ein Teil des Weges zum Erwachsenwerden begleiten.

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