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Porträt der Woche

Marion Mayer-Vorfelder

„Sind Sie nicht die Tochter von ...?“ Ein Satz, den die 57-Jährige immer wieder zu hören kommt. Nun soll sie das Land bei der Europameisterschaft 2024 vertreten.

Marion Mayer-Vorfelder soll das Land Baden-Württemberg bei der EM 24 bekannter machen. Fünf Spiele finden in Stuttgart statt.

IMAGO/Pressefoto Rudel/Herbert Rudel)

Sie wird mitzuständig sein für den „kleinen Booster“, den sich Baden-Württembergs Wirtschaftsministerium und die hiesigen Touristiker von der anstehenden Fußball-EM erhoffen. Und sie wäre eine Zierde der kürzlich eingestellten SWR-Rateshow „Ich trage einen großen Namen“ gewesen: Marion Mayer-Vorfelder ist Tochter des früheren Kultus- und Finanzministers, des langjährigen VfB- und DFB-Präsidenten, Gerhard Mayer-Vorfelder (CDU).

Nun hat sie im Staatsministerium eine Projektstelle angetreten zur Vermarktung von „The Länd“ rund ums internationale Großereignis. Sich gegenüber Medien äußern darf die formal als Referentin in der Abteilung von Regierungssprecher Matthias Gauger (Grüne) angestellte 57-Jährige mit der langjährigen beruflichen Karriere aber nicht. Die Karriere spricht aber ohnehin für sich.

Familie Mayer-Vorfelder stand auf einer Liste der RAF

„Es ist nicht leicht, seinen Kindern zu erklären, dass man nicht der konservative Kotzbrocken ist, zu dem man öffentlich gestempelt wird“, bekannte der Vater einmal offenherzig und zugleich einigermaßen selbstbewusst, dass ihm das auch gelungen sei. Marion ist die älteste der M’s – Marc, Michael und Miriam – und trug ihre Schulerfahrungen nach Hause, als der Vater Kultusminister war und Reizfigur: Ganztagsschule und Mengenlehre forderten seinen Widerstand heraus. Mutter Margit hatte sogar einen Volkshochschulkurs belegt zu Null- und Schnittmengen, um bei Aufgaben helfen zu können.

Durch andere Erfahrungen mussten die Kinder allein durch. Einmal wurde Marion am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium in Stuttgart-Bad-Cannstatt sogar vor die Tür geschickt, weil ein Lehrer sich höchstkritisch über ihren Vater äußern wollte. Und noch eine Erfahrung, die viele Politikerkinder in dieser Zeit machten, ist am Nachwuchs von MV nicht spurlos vorübergegangen: Die Familie stand auf einer Liste der „Rote Armee Fraktion“ (RAF) und unter Polizeischutz, sogar im Urlaub im Allgäu.

„Herausfordernde Situationen und Projekte motivieren mich zu Höchstleistungen“

Die neue Referentin bringt ein Fremdsprachen- und Literaturstudium an der Uni Tübingen mit ins Staatsministerium auf ihrer befristete Projektstelle, Erfahrungen als Sportmanagerin auf der ATP-Tour, in Cannes während der Fußball-WM in Frankreich 1998, als Abteilungsleiterin der FIFA und zuletzt in wichtiger Funktion bei der umstrittenen WM in Katar, unter anderem rund um die Eröffnung. „Herausfordernde Situationen und Projekte motivieren mich zu Höchstleistungen“, schreibt die Mutter („Familienmensch“) in einem Lebenslauf so selbstbewusst wie der Vater.

Auch im Umgang mit Boulevard-Zeitungen kennt sie sich aus nach vielen Schlagzeilen über den Vater und eine über sie selber: 2018 bei in Russland wurde ihr fälschlicherweise unterstellt, sie habe als helfende Hand bei der Siegerehrung der französischen Weltmeister eine der Goldmedaillen mitgehen lassen.

Marion Meyer-Vorfelder ist international vernetzt

Gerade in den kommenden Monaten wird die Mehrsprachlerin – Schwäbisch, Deutsch, Englisch und Französisch – ständig mit dieser Frage konfrontiert werden, die sie ohnehin ihr ganzes Erwachsenenleben begleitet: „Sind Sie nicht die Tochter von …?“ Nur einmal, bei einem Turnier, das die Tochter organisiert hatte, war’s umgekehrt („Sind Sie nicht der Vater von der Marion?“).

Im Staatsministerium hat sie nicht nur die Aufgabe übernommen, Aktivitäten unterschiedlicher Art und in unterschiedlichen Ressorts zusammenzuführen, sondern auch „The Länd“ vor und während der EM zusätzlich bekannt zu machen. Immerhin finden fünf Spiele in Stuttgart statt. Der Tourismus im Südwesten hat mit 2023 ein Rekordjahr hinter sich. Die Verantwortlichen wollen das 2024 noch einmal übertreffen.

Und nicht zuletzt kann Mayer-Vorfelder mit ihren vielfältigen internationalen Netzwerken dazu beitragen, dass die Imagekampagne auch ihrem Ziel näher kommt, den Südwesten für Fachkräfte und Unternehmen ins richtige Licht zurück. Eine Erfolgsbilanz des 2021 mit dem hohen Anspruch präsentierten veränderten Landesmarketings – „Baden-Württemberg erfindet sich neu“ – steht jedenfalls noch aus. 

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