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Laut Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung: Lehrer klagen über hohe Belastung
Stuttgart. Fast alle Lehrkräfte stufen ihre Arbeitsbelastung als „eher hoch“ oder „hoch“ ein: an den Grundschulen rund 98 Prozent der Befragten, an den weiterführenden Schulen sogar 99 Prozent. Das ist Ergebnis einer Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), die der Landesvorsitzende Gerhard Brand am Montag vorstellte. “Die Lehrkräfte beklagen, dass ihnen zu viele Zusatzaufgaben aufgebürdet werden und dass sie mit Bürokratie zu kämpfen haben.“
„Die Politik verspielt ihren letzten Kredit bei den Lehrerinnen und Lehrern – das Ergebnis ist ein geradezu ernüchterndes Zeugnis“, sagte der VBE-Chef. Entsprechend schlecht fielen auch die durchschnittlichen Schulnoten aus, die die befragten Lehrkräfte der Bildungspolitik geben: 4,5 im Grundschul- und 4,7 im Sekundarstufen-I-Bereich. An der Umfrage haben im Februar 1733 Grundschul- und in Sekundarstufe I 1406 Lehrkräfte teilgenommen
Disziplinarschwierigkeiten nennen sehr viele Lehrer als Störfaktor
Was sind laut Umfrage die stärksten Belastungsfaktoren? Die Heterogenität der Schülerschaft belastet 69 Prozent der Grundschullehrkräfte beziehungsweise 73 Prozent der Sekundarstufe-I-Lehrkräfte. Einen sehr ähnlichen Wert erreichen bei den Befragten in der Sekundarstufe I auch Disziplinschwierigkeiten bei Schülerinnen und Schülern.
„Zu große Klassen, eine zunehmend heterogener werdende Schülerschaft bei einem wachsenden Aufgabenfeld der Lehrkräfte – Lehrerinnen und Lehrer haben immer weniger Zeit, auf die Schülerinnen und Schüler einzugehen“, bilanzierte Brand. „Herausforderndes Verhalten wird zum Problem und man muss keine Glaskugel haben, um zu sehen, dass dies nicht gut gehen kann“. Ein Großteil der Befragten zeigt sich zudem unzufrieden oder eher unzufrieden damit, wie Inklusion Schulen umgesetzt wird: rund 70 Prozent an der Sekundarstufe I, 62 Prozent an den Grundschulen.
Schulen sind laut Kultusministerin „Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklung“
Man wisse um die Herausforderungen, sagte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) in Reaktion auf die Umfrage. „Schule ist nun mal ein Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklung“. Sie hob ein anderes Ergebnis hervor. „Eine wichtige Botschaft ist, dass eine überwältigende Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer ihren Beruf gerne ausübt.“ Das gaben rund drei Viertel der Grundschullehrkräfte an und etwa zwei Drittel derer an der Sekundarstufe I.
Verbände und Opposition übten dagegen Kritik. „Bei den Grundschulen geht es unter anderem darum, ihnen nur das zu geben, was alle anderen Schularten schon haben: Wenn diese Wahlperiode 2026 endet, dürfen die Grundschulen nicht weiter die einzige Schulart sein, die keine einzige zusätzliche Stunde für Differenzierung und Förderunterricht erhält“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Freiburg.
SPD und FDP fordern höhere Besoldung der Grundschullehrer
Katrin Steinhülb-Joos (SPD) fordert schnellstmöglich multiprofessionelle Teams, pädagogische Assistenzen und IT-Fachkräfte an den Schulen zur Entlastung der Grundschullehrer: „Nicht in Modellversuchen, sondern flächendeckend“, so die SPD-Bildungsexpertin „Und es braucht endlich eine angemessene Krankheitsvertretungsreserve und A13 für alle Grundschullehrkräfte.“
Ihr FDP-Kollege Timm Kern verlangt ebenfalls die Besoldung nach A13 auch für Grundschullehrkräfte; zudem „kleinere Klassen, Streichung des Numerus Clausus und Erhöhung der Studienplätze an den Pädagogischen Hochschulen und eine verlässliche Personalplanung inklusive auskömmlicher Vertretungsreserve“. Die hohe Arbeitsbelastung ist Kern zufolge ein Grund dafür, dass „viele ihren Beruf vorzeitig aufgeben und bislang am Lehrerberuf Interessierte dann doch lieber die attraktiven Arbeitsbedingungen in der freien Wirtschaft bevorzugen“. (sta/crim)