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Glosse

Lasst 100 Blumen blühen!

Orchideen sind schön - aber nutzlos, abgesehen von ihrer Funktion als Geschenk bei der Anbahnung romantischer Beziehungen. Gilt dasselbe auch für die Orchideenfächer an den Universitäten, wie der Landesrechnungshof meint? 

Was haben exotische Blüten mit wenig belegten Fächern an Universitäten gemeinsam?

Pexels/Wolfgang: https://www.pexels.com/de-de/foto/pinke-blume-66181/)

Orchideen sind farbenprächtig, bilden elegante Blüten aus, zählen zu den bekanntesten Luxuszierpflanzen und sind als Präsent beliebt„Die verzehrende Sehnsucht für den Beschenkten kann man mit dieser Pflanze stark zum Ausdruck bringen, da sie ein Symbol für tiefe Leidenschaft ist“, so verspricht uns die blumige Werbesprache der Floristen. Andererseits gilt die Orchidee als anspruchsvolle Diva unter den Pflanzen und hat, von der Anbahnung  romantischer Beziehungen einmal abgesehen, keinerlei praktischen Nutzen.

Letzteres trifft laut Landesrechnungshof auch für Orchideenfächer zu. Also exotische Studiengänge, die kaum Zuspruch finden, keinen konkreten Nutzwert haben und somit gemäß der dem Steuerzahl verpflichteten Geiz-ist-Geil-Mentalität der obersten Rechnungsprüfer wegfallen könnten. Beispielsweise Sinologie, Meteorologie, Quantenmechanik … Oh, pardon! Da haben wir uns in der Zeit vertan. Alle drei wurden einstmals als Randfächer belächelt, sind aber mittlerweile Mainstream, wenn nicht gar zentrale Zukunftsfelder. Doch man muss gar nicht so weit zurückgehen: Wer kannte in Deutschland vor 30 Jahren Gender-Studies – geschweige denn, studierte das Fach? Heute ist es extrem begehrt. Und seine bloße Erwähnung genügt, unter niedrigem Blutdruck leidende AfD-Anhänger in gesundheitsfördernde Wallung zu bringen. Ohne Zusatzkosten! Kurzum: Für die Orchideen der Wissenschaft gilt mutatis mutandis das paradoxe Bonmot, das der Schriftsteller Oscar Wilde prägte, Dandy und eloquenter Verfechter der schönen Künste: „Ich kann auf alles verzichten – nur auf den Luxus nicht.“

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