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Leistungsprobleme bei Grundschülern

Kretschmann sieht bei schwachen Schülern auch Eltern in der Pflicht

Wie umgehen mit den Leistungsproblemen bei Grundschülern? Das Land plant ein Paket zur Sprachförderung, der Ministerpräsident findet aber auch: Eltern müssten den Bildungswillen der Kinder fördern.

Eltern können ihre Kinder durch die Hilfe bei den Hausaufgaben unterstützten.

dpa/Westend61/Evgenia Sunegina)

Stuttgart . Um die Leistungsprobleme bei Grundschülern in den Griff zu bekommen, sieht Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann neben dem Staat auch die Eltern in der Pflicht. „Es braucht einen allgemeinen Bildungswillen – übrigens über die ganze Bildungsbiografie hinweg“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Dieser Wissensdurst müsse aus den Elternhäusern heraus gefördert werden.

Aus seiner Sicht müsse die Erziehungspartnerschaft zwischen Elternhaus und Lehrerschaft erneuert werden. „Wir haben teilweise eine Überbetreuung – das, was man Helikoptereltern nennt. Und es gibt auch einen Anteil an Eltern, der die Pflicht, sich um die Erziehung der Kinder zu kümmern, zu wenig wahrnimmt.“

Kretschmann: Die Grundschulempfehlung ist eine Einschätzung von Fachleuten

Für wichtig hält Kretschmann dabei den gegenseitigen Respekt zwischen Eltern und Lehrkräften. Ein gutes Beispiel dafür sei die Grundschulempfehlung. „Ich weiß nicht, warum sich manche Eltern daran nicht halten. Das ist die Empfehlung von Fachleuten, die sich mit den Kindern vier Jahre beschäftigt haben“, sagte Kretschmann. Eltern sollten die Fachkräfte respektieren und sich nicht über deren Votum hinwegsetzen.

Bildungsstudien hatten in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es mit den Leistungen in vielen Kernfächern bergab geht. Im Jahr 2022 zeigten das die schlechten Testergebnisse bei Viertklässlern in Mathe und Deutsch: Fast jedes fünfte Kind schaffte die Mindeststandards in den zwei Fächern nicht. Und auch der Anteil der starken Schülerinnen und Schüler, die den Regelstandard in Deutsch und Mathematik schaffen oder übertreffen, sank.

Einführung von Maßnahmen gegen schlechte Testergebnisse von Schülern

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hatte als Reaktion auf die miserablen Ergebnisse in den Grundschulen mehrere Gegenmaßnahmen eingeführt. So gibt es in den Grundschulen seit dem Start dieses Schuljahres etwa eine verbindliche Leseförderung.

Um die Probleme bei den Basiskompetenzen in den Grundschulen zu beheben, wolle die Landesregierung im kommenden Jahr ein Maßnahmenpaket vorlegen, sagte Kretschmann. „Wir wollen für die, die die Sprache nicht gut genug können, eine verpflichtende Sprachförderung einführen“, sagte der Ministerpräsident. Zudem solle es weitere Maßnahmen für die Stärkung der Grundschulen geben. „Da werden wir jetzt ein Paket schnüren, das unsere finanziellen Spielräume in hohem Maße ausfüllen wird.“

Ganztagesbetrieb an Schulen soll helfen

Außerdem hält Kretschmann mehr Ganztagesbetrieb für hilfreich. „Wenn wir wieder in die Spitze wollen, wird es ohne Ganztagsbetrieb nicht gehen. Das halte ich persönlich für völlig ausgeschlossen“, sagte Kretschmann. Es sei in Baden-Württemberg aber sehr schwer, mehr Ganztagsschulen durchzusetzen. „Da gibt es eine große Zurückhaltung.“

Hilfe bei dem Thema erhofft sich Kretschmann aber nicht nur von Politik und Eltern, sondern von der ganzen Gesellschaft. „Ich glaube, wir können damit rechnen, dass sich viele freiwillig engagieren“, sagte er – etwa als Lesepaten. „Jeder Lesepate, der das freiwillig macht, hilft einem Kind unmittelbar. Wenn man so was macht, sieht man sofort die Wirkung.“ (dpa/ lsw )

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Lesermeinungen

    von Denise Bohr
    Herr Kretschmann erwartet mehr von den Eltern. Wenn aber, wie im Falle von G9, Eltern, die nah dran sind an ihren Kindern, sich engagieren und eine Veränderung fordern, wird dies auch nicht gern gesehen. Außerdem haben es manche der Eltern auch nicht besser gelernt. Das ist ja Teil des Problems überall auf der Welt. Es gibt ja Mittel, dem entgegen zu treten. Ein ständiges "Draufhauen" auf "Helikopter-Eltern" einerseits und "Eltern, die mit ihren Kindern zu wenig lesen" andererseits, bringt da aber herzlich wenig.
    von Mina Bischof
    Wie man gerade in den Medien verfolgen kann (PISA-Ergebnisse, Ärger und Stress bei Familien mit Kindern im G8, rund 20% der Grundschulkinder, die die Mindeststandards in Deutsch und Mathe nicht schaffen,…) haben wir in unserem Bildungssystem in Baden-Württemberg gewaltige Baustellen, die Eltern allein auch nicht mehr ausbügeln können. Nachdem man sich jetzt immerhin auf G9 geeinigt hat (aber weiterhin auf Zeit spielt), stellt sich mir die dringende Frage, warum Grüne und CDU nicht den Koalitionsvertrag dahingehend ändern, dass er doch eine große Strukturdebatte im Bildungsbereich ermöglicht. Anpacken, und zwar jetzt, lautet die Devise! Und die Bürger endlich mal ernst nehmen, wenn sie über das demokratische Mittel Volksantrag ihren Unmut an der Regierung kundtun. Ansonsten laufen wir schlichtweg Gefahr, dass der Unmut zu richtiger Politikverdrossenheit wird und unzählige Protestwähler hervorbringt. Und wie will man dann noch regieren geschweige denn gestalten?

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