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Kretschmann sieht bei schwachen Schülern auch Eltern in der Pflicht
Stuttgart . Um die Leistungsprobleme bei Grundschülern in den Griff zu bekommen, sieht Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann neben dem Staat auch die Eltern in der Pflicht. „Es braucht einen allgemeinen Bildungswillen – übrigens über die ganze Bildungsbiografie hinweg“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Dieser Wissensdurst müsse aus den Elternhäusern heraus gefördert werden.
Aus seiner Sicht müsse die Erziehungspartnerschaft zwischen Elternhaus und Lehrerschaft erneuert werden. „Wir haben teilweise eine Überbetreuung – das, was man Helikoptereltern nennt. Und es gibt auch einen Anteil an Eltern, der die Pflicht, sich um die Erziehung der Kinder zu kümmern, zu wenig wahrnimmt.“
Kretschmann: Die Grundschulempfehlung ist eine Einschätzung von Fachleuten
Für wichtig hält Kretschmann dabei den gegenseitigen Respekt zwischen Eltern und Lehrkräften. Ein gutes Beispiel dafür sei die Grundschulempfehlung. „Ich weiß nicht, warum sich manche Eltern daran nicht halten. Das ist die Empfehlung von Fachleuten, die sich mit den Kindern vier Jahre beschäftigt haben“, sagte Kretschmann. Eltern sollten die Fachkräfte respektieren und sich nicht über deren Votum hinwegsetzen.
Bildungsstudien hatten in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es mit den Leistungen in vielen Kernfächern bergab geht. Im Jahr 2022 zeigten das die schlechten Testergebnisse bei Viertklässlern in Mathe und Deutsch: Fast jedes fünfte Kind schaffte die Mindeststandards in den zwei Fächern nicht. Und auch der Anteil der starken Schülerinnen und Schüler, die den Regelstandard in Deutsch und Mathematik schaffen oder übertreffen, sank.
Einführung von Maßnahmen gegen schlechte Testergebnisse von Schülern
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hatte als Reaktion auf die miserablen Ergebnisse in den Grundschulen mehrere Gegenmaßnahmen eingeführt. So gibt es in den Grundschulen seit dem Start dieses Schuljahres etwa eine verbindliche Leseförderung.
Um die Probleme bei den Basiskompetenzen in den Grundschulen zu beheben, wolle die Landesregierung im kommenden Jahr ein Maßnahmenpaket vorlegen, sagte Kretschmann. „Wir wollen für die, die die Sprache nicht gut genug können, eine verpflichtende Sprachförderung einführen“, sagte der Ministerpräsident. Zudem solle es weitere Maßnahmen für die Stärkung der Grundschulen geben. „Da werden wir jetzt ein Paket schnüren, das unsere finanziellen Spielräume in hohem Maße ausfüllen wird.“
Ganztagesbetrieb an Schulen soll helfen
Außerdem hält Kretschmann mehr Ganztagesbetrieb für hilfreich. „Wenn wir wieder in die Spitze wollen, wird es ohne Ganztagsbetrieb nicht gehen. Das halte ich persönlich für völlig ausgeschlossen“, sagte Kretschmann. Es sei in Baden-Württemberg aber sehr schwer, mehr Ganztagsschulen durchzusetzen. „Da gibt es eine große Zurückhaltung.“
Hilfe bei dem Thema erhofft sich Kretschmann aber nicht nur von Politik und Eltern, sondern von der ganzen Gesellschaft. „Ich glaube, wir können damit rechnen, dass sich viele freiwillig engagieren“, sagte er – etwa als Lesepaten. „Jeder Lesepate, der das freiwillig macht, hilft einem Kind unmittelbar. Wenn man so was macht, sieht man sofort die Wirkung.“ (dpa/ lsw )
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