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Kommentar: Bahn ist stets bemüht

Vermutlich hat niemand ein Interesse daran, wie es auf den Schienen im Land aktuell läuft. Falsche Absichten sind keinem der Verantwortlichen vorzuwerfen. Doch das Schwarze-Peter-Spiel muss ein Ende haben.

Tobias Dambacher

privat)

Zwei Beispiele aus diesem Jahr: Im März kündigt die Deutsche Bahn an, in wenigen Wochen wichtige Strecken rund um die Großregion Stuttgart über Wochen und Monate zu sperren. Ein kommunikativer Super-GAU, der Bahnpendler ratlos und frustriert zurücklässt. Was folgt ist das Übliche: In diesem Beispiel die Landesregierung zeigt sich zerknirscht und überrascht, Ministerpräsident und Verkehrsminister heben den mahnenden Zeigefinger in Richtung Bahn und man kommuniziert, dass das so mal überhaupt nicht geht. Und dann geht es so.

Bahnpendler: frustriert und ratlos

Zweites Beispiel: Nach dem Ende dieser dreimonatigen Sperrung im Bereich Bad Cannstatt und Waiblingen, die insbesondere Remsbahn-Fahrer betroffen hat, kündigt am Tag der Freigabe dieser Strecke Go-Ahead an, dass der schnelle Pendlerzug IRE1 auf ebendieser Strecke mal eben für sechs weitere Wochen gestrichen wird. Ein kommunikativer Super-GAU. Bahnpendler: frustriert, ratlos. Was folgt ist das Übliche: Diesmal der Landrat des Ostalbkreises zeigt sich zerknirscht und überrascht und stellt in einer Pressemitteilung klar, dass das so überhaupt nicht geht und er dies dem Verkehrsminister klar gesagt habe. Das Verkehrsministerium stellt klar, dass dies bedauerlich sei, und man das Go-Ahead auch klar gesagt habe, dass dies so nicht gehe. Und dann geht es so.

Klar ist: So geht es eben nicht. Die Strukturen zwischen privaten Bahnunternehmen, Eisenbahnbundesamt, Bundes- und Landesverkehrsministerium, DB Netze, der Nahverkehrsgesellschaft und 19 regionalen Verkehrs- und Tarifverbünden allein in Baden-Württemberg mögen kompliziert sein – doch Kommunikation und Verlässlichkeit müssen verbindlich, auf Augenhöhe und abseits von politischen Floskeln erfolgen.

Dass aktuell niemand die realistische Perspektive der Bahnkunden einnimmt, zeigt der Aktionismus im Falle des gestrichenen IRE. Der – eigentlich gute – Vorschlag von Ostalb-Landrat Joachim Bläse, den IC der Bahn auf dieser Strecke als Nahverkehr anzuerkennen wird nun zwei Wochen nach Beginn des IRE-Ausfalls umgesetzt. Doch das Prozedere ist in den verbleibenden vier Wochen nicht: Deutschlandticket scannen lassen, fahren, freuen. Sondern maximal umständlich: IC-Fahrkarte kaufen. Diese dann zusammen mit dem ausgedruckten Deutschlandticket, das es ja nur digital gibt, und dem ausgedruckten und ausgefüllten Fahrgastrechteformular per Post (!) zu Go-Ahead schicken. Dann wird der Betrag erstattet. Irgendwann. Ohne das Gefühl, ernstgenommen zu werden, verliert man die Menschen auf dem Weg der Verkehrswende.

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