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Hochschulkooperationen

Kehl sucht engen Austausch mit Hochschulen in Taiwan

Die Internationalisierung ist Teil der Gesamtstrategie der Hochschule für Verwaltung in Kehl. Eine erste Studienreise nach Taiwan bildet den Auftakt einer Ostasien-Kooperation, die den Austausch unter angehenden Führungskräften verstetigen soll. Trotz unterschiedlicher Verwaltungskulturen sei der Lernfaktor voneinander hoch, meint Professor Jürgen Kegelmann.

Hochschule Kehl)

Kehl. Für Elmar Braun,  erster Grünen-Bürgermeister in Deutschlands ist Taiwan schon lange keine Blackbox mehr. Vor zehn Jahren besuchte der inzwischen pensionierte Rathauschef von Maselheim (Landkreis Biberach) erstmals die Republik China, einen hoch entwickelten Industriestaat, etwa so groß wie Baden-Württemberg. „Die hatten das Thema Energiewende auf dem Schirm und wollten von uns wissen, wie wir das machen“, blickt Elmar Braun zurück. Das Dorf mit seinen 5000 Einwohnern galt damals schon als Vorzeigegemeinde grüner Energiewirtschaft. Aus dieser ersten Reise wurde im Lauf der Jahre ein „Band der Freundschaft“ mit vielen wechselseitigen Besuchen.

Eine andere Perspektive auf die Herausforderungen unserer Zeit

Als sich Elmar Braun und Jürgen Kegelmann, Professor für Organisation, Personal und Managementan der Verwaltungshochschule in Kehl, im vergangenen Jahr zufällig kennenlernten, war das Interesse des Wissenschaftlers an diesem  heißen Draht nach Taiwan sofort geweckt. Kegelmann stellt immer wieder fest, dass fast alle Themen eine globale und eine lokale Dimension haben. „Das ist die Quintessenz all unserer Gespräche“, sagt Braun. So kam Kegelmann zum Antrittsbesuch des neuen Generaldirektors der Taipeh-Vertretung in Deutschland in Maselheim. Der Kontakt wurde zur Initialzündung für einen neuen Hochschulpartner in Taiwan, und für ein Fach- und Forschungsprojekt.

„Wir können viel voneinander lernen“, bilanziert Kegelmann die erste Studienreise mit acht Studenten in den ostasiatischen Inselstaat im Frühjahr. „Auch die Verwaltung sollte über den Tellerrand schauen“. Die Internationalisierung sei Teil der Gesamtstrategie der Hochschule Kehl. Die Zusammenarbeit mit Taiwan helfe dabei, Asien-Kompetenzen zu entwickeln. Denn wie der öffentliche Sektor dort funktioniert, wie unterschiedlich die Verwaltungskulturen sind, eröffne für die Studenten eine andere Perspektive auf die  Herausforderungen unserer Zeit.

Mit Unterstützung des Münchner Büros der Taipeh-Vertretung und ihrem Generaldirektor Dieu strickte Kegelmanns Team ein sechstägiges Programm, das den Studenten einen vielfältigen Einblick nicht nur in die Stadtverwaltung der Hauptstadt, sondern auch im Kreis Hualian verschaffen sollte. Wie funktioniert in der Republik China Bürgerbeteiligung? Wie weit ist man dort beim Thema Digitalisierung? Welchen Stellenwert hat der öffentliche Sektor in dem kleinen Land, wie ist er aufgebaut? „Wir haben die aktuellen Themen vor Ort diskutiert. Und es ging uns darum, die Studenten als künftige Führungskräfte der öffentlichen Verwaltung interkulturell zu sensibilisieren. Sie sind bestimmt ein bisschen aufgerüttelt“, berichtet Osman Bayraktar, Lehrbeauftragter an der Hochschule.

Grad der Digitalisierung ist viel höher als in Deutschland

Die Haltung der Menschen dort sei völlig anders als in Deutschland, erklärt Braun, der privat mitgereist ist, um beim Knüpfen weiterer Kontakte behilflich zu sein. „In Taiwan muss es funktionieren, egal wie es aussieht. Die Kabel hängen aus der Wand, aber es gibt Internet“, nennt er ein Beispiel. Dafür legen die Taiwanesen größtes Augenmerk auf Sauberkeit im öffentlichen Raum, ob auf Straßen, in Zügen oder in Toiletten. Mülleimer gebe es aber nicht. Beeindruckt war die Gruppe vom Grad der Digitalisierung. Mit der Easy-Card zum Beispiel können Taiwanesen mit jedem öffentlichen Verkehrsmittel fahren, Geld aufladen und Einkäufe bezahlen. Wenn in Taiwan etwas Neues eingeführt wird, etwa ein Bildungskonzept  oder Müllsystem, dann gebe es für die gesamte Bevölkerung über eine digitale Plattform kostenlose Schulungen.

Für Kegelmann sind die 23 Millionen Taiwanesen ein sehr resilientes Volk. „Der Begriff Sicherheit ist dort ambivalent“, sagt er. Der Inselstaat gehört zu den seismisch aktivsten Zonen der Erde. Taiwan wird regelmäßig von Erdbeben erschüttert, und doch ist das Land enorm dicht besiedelt. Seit 70 Jahren schwelt zudem der Konflikt mit China, das Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet. Obendrein ist das Land stark von Importen abhängig.

Kehl kooperiert weltweit

Im Rahmen der Studienreise in Taiwan hat die Hochschule Kehl eine Kooperationsvereinbarung mit der National Dong Hwa University abgeschlossen. Zu den Kooperationspartner zählen neben Strasbourg und weiteren französischen Hochschulen unter anderem solche in Finnland und Afrika. „Die Hochschule Kehl hat eine starke internationale Ausrichtungen und weltweite Kooperationen“; heißt es auf der Website.

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