Porträt der Woche

Jochen Rupp ist neuer Chef der Steuergewerkschaft 

Ein Württemberger beerbt einen Badener, ein 61-Jähriger einen 62-Jährigen: Jochen Rupp aus Schwäbisch Gmünd ist der neue Chef der Deutschen Steuergewerkschaft mit ihren knapp 10 000 Mitgliedern im Südwesten.

Jochen Rupp, neuer Landesvorsitzender der Deutschen Steuergewerkschaft, setzt auf Bodenständigkeit und Teamgeist.

Angelika Theurer-Lutz)

Nein, ein Generationswechsel fand nicht statt, als Jochen Rupp am Mittwoch mit 94 Prozent der Stimmen zum neuen Landesvorsitzenden der Deutschen Steuergewerkschaft in Schwäbisch Gmünd gewählt wurde. Aber ein Temperamentswechsel. Der große Kommunikator Markus Scholl (62) trat ab. Sein Nachfolger Jochen Rupp ist ein Jahr jünger und deutlich leiser. Auf einen Heidelberger folgt ein Gmünder, auf einen Badener ein Württemberger. Und auf einen schon bodenständigen Mann einer, der noch bodenständiger ist: Rupp ist seiner Heimatstadt mit wenigen Unterbrechungen ein Leben lang treu geblieben. Er war hier Sachbearbeiter, Geschäftsstellenleiter und freigestellter Personalrat. Und er wird auch als Landesvorsitzender von Schwäbisch Gmünd aus arbeiten.

Zwei Hobbys hat Rupp – den VfB Stuttgart, der dem Dauerkartenbesitzer derzeit viel Freude bereitet und die Märklin-Modelleisenbahn, die er schon seit frühester Kindheit besitzt, sie kam „vom Vater zu dem Sohne“. Und um die er sich im Übrigen nie streiten musste – der Bruder kam erst neun Jahre später zur Welt.

1983 trat er in den Staatsdienst ein. Zunächst studierte er in Ludwigsburg an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen, später war er kurzzeitig in der Oberfinanzdirektion tätig.

1984, im selben Jahr wie Scholl, trat er der Steuergewerkschaft bei. Zunächst noch einfaches Mitglied, erklomm er allmählich die Karriereleiter. 2005 wurde er Geschäftsführer, 2010 Vorsitzender des Bezirksverbands Württemberg. Zwei Mal wurde er wiedergewählt. Nun rückt die Stellvertreterin Andrea Gallasch aus Göppingen an seine Stelle.

Seit zehn Jahren ist Rupp Mitglied im Hauptpersonalrat und damit von anderen Aufgaben freigestellt. Er weiß, wo die Finanzbeamten der Schuh drückt, etwa, wenn es um die bundeseinheitliche Steuersoftware „Konsens“ und deren Schwachstellen geht. Vieles sei nicht ausgereift, kritisiert er – und es dauere zu lange, weil zu wenig Geld für die Entwicklung vorhanden sei.

Außerdem fehle es an Finanzbeamten. Ausgerechnet die wirtschaftsstärksten Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg hätten, pro Einwohner gerechnet, am wenigsten Personal. „Sechs erledigen die Arbeit von sieben“, wenn man den Bundesschnitt zugrunde lege.

Letztlich gehe es um Wettbewerbsgerechtigkeit. Wie auch bei der Frage, ob das Bürokratieentlastungsgesetz, das im September den Bundesrat passiert hat, wirklich von Bürokratie entlastet. Oder nur jenen zugute kommt, die etwas zu verbergen haben. Sie müssen jetzt nur noch acht Jahre lang ihre Unterlagen aufbewahren; zuvor waren es zehn. „Es kann nicht sein, dass der Ehrliche schlechter gestellt wird als derjenige, der betrügt“, warnt Rupp.

Für sich selbst nimmt er in Anspruch, als Finanzbeamter stets mit Augenmaß gehandelt zu haben. „Bei mir geht es fair und gerecht zu.“ Die meisten Steuerzahler hätten ohnehin kaum Gestaltungsspielraum. Da gehe es allenfalls um ein paar Kilometer bei der Entfernungspauschale. Auch ganz allgemein möchte er kein schlechtes Urteil über die deutschen Steuerzahler fällen. „Die meisten sind relativ ehrlich.“

Drei Fragen…

Ihr Vorgänger hat sich schon in jungen Jahren im Kopfrechnen hervorgetan. Waren Sie auch gut in Mathe?

Ja. Ich hatte Mathe-Leistungskurs. Wie so viele von uns.

Wollten Sie immer schon Finanzbeamter werden?

Schwierige Frage. Die Berufswahl ist ja eine der wichtigsten Entscheidungen. Wahrscheinlich hat die Prägung vom Elternhaus eine Rolle gespielt. Als Beamter hat man bekanntlich einen sicheren Job. Es war aber auch ein Stück weit Zufall.

Können Sie uns drei Eigenschaften nennen, die Sie auszeichnen?

Ich bin ein Teamplayer, ich bin kompromissbereit und ich verfüge über einen langen Atem.

Weiteres Porträt: Steuergewerkschaftschef Markus Scholl im Porträt | Staatsanzeiger BW

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