Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Immer auf die Postboten
Trara, die Post ist da. Diese frohe Botschaft vernimmt man derzeit in vier benachbarten Hegau-Gemeinden nur selten. Nun haben sich die Bürgermeister gegenseitig Briefe geschickt, um zu prüfen, ob es stimmt, was die Leute sagen. Dass bei ihnen allenfalls die Schneckenpost funktioniert.
Ergebnis: Nur 65 Prozent der Briefe landeten am nächsten Tag im Briefkasten der Kollegen. Dabei befindet sich das Postverteilzentrum etwa in der Mitte der vier Gemeinden. An der Entfernung kann es also nicht liegen.
Auch der Postbote scheide aus, wie einer der Bürgermeister versichert. Dabei müssen Briefträger ja sonst für alles Mögliche herhalten – angefangen beim Geld, das angeblich aus Briefen verschwindet, bis hin zu unerwünschtem Nachwuchs. Bleibt nur noch das Verteilzentrum. Und siehe da: Dort soll der Krankenstand so hoch sein, dass öfters Briefe liegen bleiben.
So weit, so harmlos. Da war der spanische Briefträger Gabriel March Granados ein ganz anderes Kaliber. Als er am 11. März 1972 auf Mallorca vor dem Kadi saß, hatte er 42 768 Sendungen unterschlagen. Die meisten hatte Granados geöffnet und nach Schecks oder Bargeld durchsucht. Der Staatsanwalt forderte neun Jahre Freiheitsentzug – pro Brief! Macht zusammen 384 912 Jahre. Der Richter war gnädiger und beließ es bei vierzehn Jahren und zwei Monaten. Über das weitere Schicksal ist wenig bekannt. Granados‘ Spuren, der damals 22 Jahre war – und heute 74 wäre –, verlieren sich. Vielleicht hat er ein Gnadengesuch eingereicht. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er den Brief – er kannte seinen Laden ja – nie abgeschickt hat.