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Hochwasserlage im Südwesten entspannt sich deutlich

Die Regenfälle sind fast gänzlich abgeflaut. Nun werden die Folgen der Überflutungen im Südwesten sichtbar. Das große Aufräumen beginnt.

Aufräumarbeiten finden auf der B10 vor einer beschädigten Lärmschutzwand statt.

dpa/Marijan Murat)

Ebersbach an der Fils. Nach dramatischen Hochwasser-Tagen für viele Menschen im Südwesten hat der Dauerregen in Baden-Württemberg aufgehört und es haben die Aufräumarbeiten begonnen. In der Gemeinde Rudersberg im besonders betroffenen Rems-Murr-Kreis seien die Aufräumaktionen in vollem Gange, hieß es am Dienstag aus dem Rathaus der Stadt. Momentan tage ein Krisenstab, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Durch den Starkregen waren die Straßen mit Schlammmassen und weggespültem Hausrat bedeckt worden, auch Autos waren von Wassermassen mitgerissen worden.

Auch in Leutkirch ( Kreis Ravensburg ) war die Lage am Dienstag ruhig, die Pegelstände der Eschach fallen ordentlich, wie ein Sprecher der Stadt sagte. Die Vorkehrungen gegen Hochwasser hätten die Gemeinde mal wieder gerettet: Das 1,5 Millionen Kubikmeter fassende Überlaufbecken habe zwar nicht ausgereicht, das Wasser habe dann aber auf das dafür vorgesehene Gebiet Taufach-Fetzach-Moos ausweichen können.

Nach Einschätzung von Landesinnenminister Thomas Strobl ist die teils dramatische Lage nach den Überflutungen im Griff. «Wir sind im Bevölkerungsschutz in Baden-Württemberg gut aufgestellt», hatte der CDU-Politiker am Montagabend in Ebersbach an der Fils südöstlich von Stuttgart mitgeteilt. Wassermassen hatten in der Kommune im Kreis Göppingen Straßen überflutet. Zahlreiche Gebäude waren evakuiert worden. Das Landratsamt Göppingen warnte unterdessen vor dem Betreten überfluteter Waldbereiche. Die riesigen Wassermassen hätten im Wald zu zahlreichen Gefahrenquellen geführt, so das zuständige Forstamt.

Polizei meldet fünftes Todesopfer durch Hochwasser

Die Zahl der bekannten Todesopfer infolge des Hochwassers in Bayern und Baden-Württemberg ist laut Polizei auf fünf gestiegen. Wie die Beamten am Dienstag mitteilten, rutschte eine Frau am Montag in Markt Rettenbach in Bayern mit ihrem Auto von einer Straße ins Wasser und wurde später leblos geborgen. Ein Arzt habe nur noch den Tod der 57-Jährigen feststellen können.

Die Frau war nach ersten Ermittlungen auf einer überfluteten Staatsstraße bei Markt Rettenbach unterwegs, nachdem sie eine Absperrung ignoriert hatte. Im gesperrten Abschnitt sei die Frau an einer überfluteten Stelle mit ihrem Wagen seitlich von der Straße in eine Wiese abgerutscht. Dort sei der Wasserstand so hoch gewesen, dass das Auto sofort von Wasser umschlossen worden sei. 

Die Frau habe per Handy noch einen Notruf abgesetzt und den Rettungskräften gesagt, dass ihr Auto mit Wasser volllaufe. Als ein Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts den Wagen entdeckt habe, sei das Auto aber schon «nahezu komplett» versunken gewesen, teilte die Polizei mit. Die Ermittler gingen nach eigenen Angaben von einem «tragischen Unfall» aus.

Zuvor hatten Behörden vier Tote infolge des Hochwassers gemeldet. Im oberbayerischen Schrobenhausen starb demnach eine 43-Jährige am Wochenende im Keller eines überfluteten Hauses. Am Sonntagmorgen war im bayrischen Pfaffenhofen an der Ilm zudem ein Feuerwehrmann tot geborgen worden, der bei einer Rettungsaktion ums Leben kam. Ein weiterer Feuerwehrmann in Schwaben galt am Dienstag weiter als vermisst.

Die Leichen eines Mannes und seiner Mutter wurden am Montag in Schorndorf im Rems-Murr-Kreis in einem Haus entdeckt. Zuvor waren bereits in Bayern zwei Tote geborgen worden. Rund tausend Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) seien seit vergangenem Freitag in Baden-Württemberg im Einsatz gewesen, teilte der DRK-Landesverband am Dienstag mit. Schwerpunkte waren den Angaben zufolge der Ostalb- sowie der Rems-Murr-Kreis sowie auch der Landkreis Ludwigsburg.

Wasserstände an meisten Gewässern fallen

Die Wasserstände an den meisten Gewässern im Südwesten fallen der Hochwasservorhersagezentrale zufolge wieder. «Lediglich an der baden-württembergischen Donau ab dem Pegel Berg flussabwärts, am Bodensee und am Oberrhein flussabwärts von Kehl sind noch steigende Tendenzen zu verzeichnen», hieß es am Dienstagmorgen im Lagebericht. 

Strobl: Investitionen in Millionenhöhe nötig

Strobl sagte in Ebersbach, das Land habe in den Katastrophen- und Bevölkerungsschutz sowie in den Hochwasserschutz investiert. «Das kostet immer viel Geld.» Das Flutereignis der vergangenen Tage zeige, dass diese Investitionen in Millionenhöhe nötig seien. 

Noch teilweise Chaos auf den Bahnstrecken

Bahnreisende müssen sich wegen der Lage auf Einschränkungen und Zugausfällen einstellen. Züge konnten unter anderem München aus Richtung Stuttgart nicht anfahren, wie die Deutsche Bahn mitteilte. «Wir raten von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab und empfehlen, nicht notwendige Reisen zu verschieben», teilte die Bahn mit.

Steinmeier dankt Helfern in Hochwassergebieten

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den tausenden Helfern in den Hochwassergebieten Süddeutschlands für ihren Einsatz gegen die Fluten gedankt. «Es ist großartig zu sehen, wie viele Menschen es gibt, die in Zeiten schwerster Not für ihre Mitmenschen da sind», sagte Steinmeier am Dienstag in Berlin bei der Eröffnung der Woche der Umwelt im Park seines Amtssitzes Schloss Bellevue. Ihnen allen sage er seinen ganz herzlichen Dank. 

Dieser Dank gelte allen Helferinnen und Helfern, die in den Überschwemmungsgebieten seit Tagen pausenlos im Einsatz seien. Steinmeier nannte die zehntausenden Rettungskräfte von Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr, Rotem Kreuz und Technischem Hilfswerk. Sie und viele andere kämpften oft bis zur völligen Erschöpfung gegen die Wassermassen an und riskierten ihr Leben, um Menschen aus überfluteten Häusern zu retten. Er danke aber auch den vielen Bürgerinnen und Bürgern aus der Region, «die spontan helfen und da mit anpacken, wo die Katastrophe am größten ist, die Sandsäcke füllen, Evakuierte versorgen oder Trost spenden».

Steinmeier sagte, seine Gedanken seien bei den Angehörigen der Menschen, die bei der Hochwasserkatastrophe ums Leben gekommen seien. Sie seien auch bei jenen, die ihre Häuser verlassen mussten und in den Fluten ihr Hab und Gut verloren haben.

Wetterlage entspannt sich

Die Menschen im Südwesten können sich Experten zufolge auf einen Wetterwechsel einstellen. Am Dienstag soll es heiter sein, es kann gebietsweise noch vereinzelt Schauer geben, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Stuttgart berichtete. Mancherorts sei Nebel möglich. Die Temperaturen dürften am Rhein annähernd 25 Grad erreichen. 

Der DWD hatte bereits seine Unwetterwarnungen vor Dauerregen für ganz Baden-Württemberg aufgehoben. «Die Dauerregenlage ist beendet», sagte ein Meteorologe am Montagabend. Ungewöhnlich starke Niederschläge hatten am Wochenende in einigen Teilen Baden-Württembergs zu Hochwasser und Überflutungen geführt.  (dpa/ lsw )

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