Hagel wagt den Schritt hin zum Generationswechsel
Stuttgart. Am Ende war es eine Hängepartie: Thomas Strobl wollte den Landesvorsitz behalten, Manuel Hagel ihn erringen, den offenen Machtkampf scheuten beide aber. Nun ist es entschieden. T homas Strobl hat die Chance ergriffen, in Ehren und Würden nach zwölf Jahren abzutreten. Er hat die Landes-CDU durch die tiefste Krise ihrer Geschichte geführt, Nehmerqualitäten bewiesen und das früher undenkbare Bündnis mit den Grünen zu einer stabilen Dauerkoalition geschmiedet.
Manuel Hagel hat vermieden, wie einst der schon längst fast vergessene Kurzzeit-Ministerpräsident Stefan Mappus einfach zu putschen. Manche habe ihm das vorgehalten, doch bei allem Ehrgeiz wollte er den offenen Bruch vermeiden. Und mögliche Grabenkämpfe, wie sie die Südwest-Union nach dem Schisma zwischen Anette Schavan und Günther Oettinger jahrelang geprägt haben.
Hagel muss der Union Profil verleihen
Der Generationswechsel ist also vollzogen. Nun ist der Weg frei – kaum jemand dürfte Manuel Hagel noch die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2026 entreißen. Er hat die Chance, mit dem Parteivorsitz zu wachsen, das Bild der Partei zu prägen, während Strobl die Regierungsgeschäfte solide weiterführt. Hagel muss nun aber auch zeigen, welches inhaltliche Profil er für die Union sieht – zwischen AfD-Populismus, Merz‘ Schlingerkurs und der Merkel-CDU klaffen Welten.
Nur mit einem klaren inhaltlilchen Profil kann Hagel bis zur Landtagswahl 2026 die Statur gewinnen, die er als Herausforderer von Cem Özdemir oder einem anderen grünen Spitzenmann benötigt. Und auch Andreas Stoch und Hans-Ulrich Rülke von SPD und FDP sollte man nicht abschreiben.
Zumindest personall ist die Lage bereinigt. Nun ist es an den Grünen, ihre Machtfragen intern zu klären – das wird allerdings noch etwas Zeit benötigen, denn die Konstellation dort ist ungleich schwieriger.