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Glosse

Goldmund und Narzissten

Silberne Löffel sind gar nichts - gegen goldene Schnuller. Jedenfalls aus Sicht der Karlsruher Polizei, die finstere Mächte hinter dem ungewöhnlichen Kleinkinderutensil vermutet.

Das Objekt der Begierde im Gegenlicht: der Schnuller.

dpa/imageBROKER/Tony Cordoza)

„Bescheidenheit ist eine Zier“, so heißt es, zumal im pietistisch geprägten Schwaben, oft heute noch. Doch einige Eltern können offenbar nicht früh genug demonstrieren, dass ihr Kind mit einem silbernen Löffel im Mund geboren wird. Und da ihnen Hebammen und Mediziner davon abraten, das im Wortsinn zu verwirklichen, also ein solches Essgerät pränatal dem Embryo zur Verfügung zu stellen und bereits auf dem Weg durch den Geburtskanal damit zu belasten, sind sie offenbar auf eine andere Idee verfallen: einen goldenen Schnuller – für den  ersehnten und nun auch mit Reichtum gesegneten Nachwuchs.

Gold am Mund: Wer bloß tut seinem Kind so etwas an? Ein getürmter Ehemann, der sein schlechtes Gewissen wegen der Vernachlässigung eines ungewollten Kindes durch eine großzügige Gabe entlasten will? Diese Frage beschäftigt nicht nur den bieder-braven Familienvater, der diese Zeilen schreibt, sondern nun auch die Polizei in Karlsruhe. Allerdings sucht sie nur deshalb nach dem Eigentümer des „ungewöhnliche Kleinkinderutensils“, türkisfarben mit Applikationen aus Echtgold,  weil es  einem Pfandleiher zum Kauf angeboten wurde. Sie vermutet dahinter wohl Diebesgut und Hehlerware. Viel schöner ist die Vorstellung, der einst damit bedachte Sprössling selbst habe, mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen, angesichts des jüngsten Rekordpreises für das Edelmetall die goldene Gelegenheit ergriffen, das ungeliebte, peinliche Geschenk (ohne Wissen der Eltern selbstverständlich)  endlich loszuwerden – und sogar noch zu versilbern.

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