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Kommentar zu Gymnasien

G9 wird kommen, bitte gestaltet es!

Die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium im Land ist nicht aufzuhalten. Doch anstatt auf einen Volksentscheid mit einfacher Ja-Nein-Logik zuzusteuern, sollte die Landespolitik den Prozess gestalten und einen Kompromiss mit einem Konzept finden. 

Anja Plesch-Krubner (r) und Corinna Fellner (l), beide Initiatorinnen der Elterninitiative „G9 Jetzt! BW“ übergeben im Foyer des Bürger- und Medienzentrum des Landtags von Baden-Württemberg an Muhterem Aras (Bündnis 90/Die Grünen), Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg, einen Karton, in dem sich ein Gesetzentwurf, ein Zulassungsschreiben und Unterschriftenlisten befinden. Die Initiative fordert einen Volksantrag für eine flächendeckende Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium in Baden-Württemberg.

dpa/Marijan Murat)

Stuttgart. Der Widerstand gegen die Einführung eines neunjährigen Gymnasiums ist nur noch in homöopathischen Dosen in der Landespolitik erkennbar. Verständlich sind die Proteste der Berufsschullehrer und der Gemeinschaftsschulen. Sie fürchten, durch die Rückkehr zum G-9-Gymnasium einen Teil ihrer „guten“ Schüler zu verlieren, die ihre Schularten aufwerten. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Auch andere Bedenken sind ernst zu nehmen: Woher kommen die zusätzlichen Lehrkräfte und Räumlichkeiten? Und wie sieht ein ausgeklügeltes Konzept aus?

Diese Fragen sind allesamt berechtigt. Dennoch bleibt das Grundproblem des seit 20 Jahren in Baden-Württemberg geltenden G-8-Gymnasiums, dass im Grund genommen der Stoff für neun Jahre auf acht gequetscht werden, die Schüler überlastet sind, zu wenig Freizeit haben und zu viel Druck aushalten müssen. Sicherlich bewältigen das viele, aber es geht auf Kosten anderer Freizeitaktivitäten und ist für die Familien schlicht purer Stress.

Eine Reform von G8 ist gescheitert

Es ist in 20 Jahren nicht gelungen, diesen Befund grundlegend zu ändern, es wurde auch nie wirklich versucht. Nun schwappt die Welle des Widerstandes über das von der grün-geführten Landesregierung erst eingeführte Instrument des Volksantrages in die Bildungspolitik. Der große Erfolg der G-9-Initiative lässt erahnen, wie eine mögliche Volksabstimmung ausgehen könnte, wenn der Landtag das Ansinnen ablehnt. Dass die nötigen Unterschriften nicht zustande kommen, darauf sollte niemand wetten. Der Unmut bei den Eltern ist viel zu groß, der Missstand auch zu offensichtlich.

Grün-Schwarz sollte einen Kompromiss schließen

Es gilt nun, diese Situation zu gestalten. Grün-Schwarz wäre gut beraten, einen Kompromiss mit den Aktivisten der G-9-Anhängern zu schließen. Weitgehende Wahlfreiheit etwa, was zu einer Abstimmung mit den Füßen führen würde. Nimmt man den Ansturm auf die G-9-Gymnasium als Indikator, würden dann noch 20 Prozent der Schüler übrig bleiben, die freiwillig in acht Jahren das Abitur machen. Mithin also eine Umkehrung der Verhältnisse.

Dieses klug zu gestalten, mit modernen pädagogischen Konzepten, die anderen Schularten mit zu bedenken, das wäre das Gebot der Stunde. Setzt man auf Konfrontation, würde die Frage in einem Volksentscheid auf Ja oder Nein reduziert. Und bei der Landtagswahl 2026 würde man die Quittung bekommen. Dieses Szenario will in der Landesregierung niemand. In der Bildungspolitik wurde genug Zeit mit grundsätzlichen Strukturdebatten verschwendet.

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