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Frauen gehören in Spitzenjobs
Stuttgart. Sollte ein Mann diese Kolumne schreiben, und nicht wenigstens am Weltfrauentag eine Frau? Oder vielleicht gerade deswegen. Denn auch über 100 Jahre, seit jährlich am 8. März an die Rechte der Frauen erinnert wird, sind wir von realer Gleichberechtigung noch weit entfernt. Obwohl an den Universitäten und auch an den Verwaltungshochschulen mehr junge Frauen studieren, sind sie im öffentlichen Dienst bei Leitungsfunktionen immer noch deutlich unterrepräsentiert.
In der Politik immerhin haben Quoten kleine Erfolge erzielt – die Vorstände der Parteien sind oft fast paritätisch besetzt. Das ist wichtig, weil nur so überhaupt ein Reservoir auch für Frauen in Spitzenjobs entsteht. Bei hohen Ämtern hapert es aber. Trotz Vorbildern wie Angela Merkel oder Ursula von der Leyen, Ministerpräsidentinnen wie Manuela Schwesig oder Malu Dreyer, vielen guten Ministerinnen im Landeskabinett von Marion Gentges über Thekla Walker – bei den Topjobs dominieren die Männer immernoch deutlich.
Es gibt zu wenig Landrätinnen und Bürgermeisterinnen
Auch in der Kommunalpolitik. Nur zwei Landrätinnen gibt es im Südwesten, bei den Rathaus-Chefsesseln sieht es etwas besser aus. Doch gerade hier herrscht oft noch das Bild vom Patron, vom weisen Stadtvater vor. Frauen trauen sich seltener den Job zu, werden häufiger abgewählt. Gut, dass der Städtetag nun ein Programm aufgelegt hat, um mehr Bürgermeisterinnen zu erreichen.
Was am Weltfrauentag kommunal passiert, lesen Sie hier.
Dabei gibt es immer zwei Seiten der Medaille. Erstens schreckt viele Frauen die extreme Arbeitsbelastung und Überbeanspruchung ab, die mit solchen Posten im Scheinwerferlicht einhergehen. Andererseits verhindern oft männliche Sichtweisen und Netzwerke ihren Aufstieg.
Frauen fordern ein, was auch für Männer gelten sollte: Dass Politiker und Bürgermeister auch ein Recht auf Privatleben und Work-Life-Balance haben. In Schweden werden sogar Topmanager in Teilzeit angestellt. Das funktioniert, und ein Spitzenpolitiker oder eine Spitzenpolitikerin mit einem Privatleben, das nicht nur auf dem Papier existiert, trifft sogar bessere Entscheidungen. Und die Erfahrung zeigt: Gemischte Teams aus Frauen und Männern arbeiten kreativer, effizienter und produktiver.
Frauen haben einen anderen Führungsstil – und das ist gut so
Frauen als Chefinnen müssen nicht wie Männer agieren, sie können ihre spezifischen Fähigkeiten einbringen – und so eine Vielfalt an Führungsstilen etablieren. Je mehr positive Beispiele es dafür gibt, desto stärker wandelt sich das Bewusstsein. Es muss einfach selbstverständlich sein, dass Männer ihren Teil der Erziehungsarbeit leisten und Frauen Karriere machen können – ohne auf alles zu verzichten. Das ist der Schüssel für echte Emanzipation.
Das gilt für alle Bereiche der Gesellschaft, aber auch und vor allem für Spitzenpositionen. Die Politik und die Verwaltung sollten hier mit gutem Beispiel vorangehen.