Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Porträt der Woche 

Franziska Brantner ist Bundesvorsitzende der Grünen 

Die 45-jährige Mutter einer Tochter ist am Wochenende in Wiesbaden zur Bundesvorsitzenden der Grünen gewählt worden. Sie betonte eigene Akzente, denn sie sei nicht das „Sprachrohr von Robert Habeck“. 

Franziska hat auf vielen politischen Ebenen Erfahrungen gesammelt. Nun ist sie zur Bundesvorsitzenden der Grünen gewählt worden.

edith forster)

Franziska Brantner hatte keine einfache Übung zu absolvieren beim Bundesparteitag der Grünen in Wiesbaden am vergangenen Wochenende. Nach den emotionalen Aufwallungen bei der Verabschiedung von Omid Nouripour durch keinen Geringeren als den früheren Chef der Münchener Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger und der Laudatio der Klimaaktivistin Luisa Neubauer für Ricarda Lang, nach vielen Tränen, Umarmungen und langem Applaus musste die 45-Jährige liefern. Sie musste zeigen, dass sie in schwierigen Zeiten die Richtige ist an der Spitze einer gerade ziemlich unpopulären Partei.

Dabei setzte die frühere Lebensgefährtin von Boris Palmer und Mutter einer Tochter auf ihre Stärken: auf Sachlichkeit, auf die vielen Erfahrungen, aktuelle als Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, auf Eigenständigkeit. „Ich bin nicht das Sprachrohr von Robert Habeck“, sagt sie, verspricht „Investitionen, Investitionen, Investitionen“. Und sie will demonstrieren, „dass wir die Partei sind, die nicht wegläuft, wenn es schwierig wird. Aufgewachsen ist sie direkt an der badisch-elsässischen Grenzen in Neuenburg am Rhein. Nach dem Abitur am Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg folgt ein Lebenslauf mit vielen und beeindruckenden Stationen: Praktika in Israel und den USA, Studium der Politikwissenschaften unter anderem in New York und an der Sciences Po, der renommierten Hochschule in Paris, Arbeit für die UN, 2010 Promotion an der Uni Mannheim über die Reformfähigkeit politischer Institutionen am Beispiel der UN. Brantner spricht Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch und startet als Abgeordnete im Europaparlament.

Das verlässt sie schon vor Ablauf der Legislaturperiode im Jahr 2013 in Richtung Bundestag. Zuvor brachte sie einen großen Aufreger hinter sich: Zu neunt führen weibliche EU-Abgeordneten die „Vagina-Monologe“ der US-amerikanischen Autorin Eve Ensler über Frauenleben auf, Gewalt und Missbrauch inklusive. „Wenn man in einer solchen Szene auf der Bühne steht, merkt man, wie die Luft im Raum immer schwerer wird“, sagte Brantner danach und erntete dafür viel Kritik unter konservativen Abgeordneten. Die fanden, das EU-Parlament sei ein ganz unpassender Ort für solche Aktionen.

2017 zog sie abermals in den Bundestag ein. Vier Jahre später errang Brantner in ihrem Wahlkreis Heidelberg mit 30 Prozent der Erststimmen sogar das Direktmandat. Nicht erst als Bundesvorsitzende weiß sie genau, dass es auf zumindest ähnliche Ergebnisse am 23. Februar ankommen wird, um 2026 im Landtagswahlkampf bestehen zu können. „Wir sind bereit“, sagt sie, „uns in den nächsten Wochen mit Robert Habeck an der Spitze und einem Rekordzuwachs an Tausenden Mitgliedern, uns wieder nach vorne zu kämpfen.“

Drei Fragen…

Wie konnte es passieren, dass Klimaschutz im allgemeinen Themenranking derart abrutscht?

Klimaschutz bleibt die größte Herausforderung unserer Zeit. Klimaschutz ist Menschenschutz. Das sehen wir gerade an den verheerenden Überschwemmungen in Spanien oder an dem Hochwasser hier im Sommer. Wir treten an mit einer Klimapolitik, die sich nicht im technokratischen Klein-Klein verliert, sondern die auf Innovationen setzt, die sich alle leisten können.

Haben die Grünen nach Ihrer Einschätzung demoskopisch die Talsohle erreicht?

Wir befinden uns gerade nicht in der Spitzenposition, aber sind stark und geschlossen aufgestellt, uns das Vertrauen von mehr Menschen zu erarbeiten.

Was packen Sie jetzt nach Ihrer Wahl als Erstes an?

Es sind noch rund 90 Tage bis zur Bundestagswahl, dafür gebe ich jetzt alles.

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 189 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesen Sie auch