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Porträt der Woche

Florian Toncar bricht seine Zelte in Berlin nicht zum ersten Mal ab

Der 45-Jährige saß schon zwischen 2005 und 2013 im Parlament und kehrte 2017 zurück. Das könne erneut funktionieren, sagt er, „wenn die FDP klar macht, was unser Land an Freiheit, Verantwortung, Leistungswillen und Freude an Neuem hat“.

Florian Toncar schließt nicht aus, erneut in den Bundestag zurückzukehren.

Stefan Trocha | Photography)

Es hätte eine spannende Reise werden können. Ab 30. März wollte Florian Toncar Interessierte aus seinem Wahlkreis Böblingen in Berlin begrüßen, sie durch den Reichstag führen, Informationsgespräche anbieten, im Auswärtigen Amt und im Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen. Dann allerdings flogen seine Liberalen aus dem Bundestag, Toncar sagte alle Termine ab. Viele frühere MdBs treiben gegenwärtig noch ganz andere Dinge um, vorrangig die Unterstützung ihrer Mitarbeiterinnen bei der Suche nach einer Weiterbeschäftigung. Toncar selbst macht die Erfahrung, seine Zelte abbrechen zu müssen, nicht zum ersten Mal: Schon zwischen 2005 und 2013 saß er im Parlament und kehrte 2017 zurück. Das könne erneut funktionieren, sagt er, „wenn die FDP klar macht, was unser Land an Freiheit, Verantwortung, Leistungswillen und Freude an Neuem hat“.

Der gebürtige Hamburger ist in Weil im Schönbuch aufgewachsen. Schon vor dem Abitur trat er 1998 in die FDP ein. Er ist nicht wegzudenken von Parteitagen, machte sich ab 2003 als Landesvorsitzender der Jungen Liberalen schnell bekannt, weil der Nachwuchs grundsätzlich an prominenter Stelle Rederecht in der Aussprache zu politischen Rechenschaftsberichten hat. Seinen Wehrdienst leistete er in Donauwörth ab, studierte ab 2000 in Regensburg, Cambridge und Heidelberg Rechtswissenschaften, 2012 folgte die Promotion in Tübingen. 2021 wurde er Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium – bis die Ampel im vergangenen November platzte.

Die vergangene Legislaturperiode wird den 45-jährigen Vater von drei Kindern trotz seines Ausscheidens noch weiter beschäftigen. Mit ihrer Klage gegen den Soli sind mehrere FDP-Politiker, Toncar war einer von ihnen, gescheitert. Und er war auch einer der Kläger, die ebenfalls vor dem Bundesverfassungsgericht die Grundgesetzänderungen zur Aufnahme neuer Schulden verhindern wollte. Der Eilantrag ist bekanntlich abgelehnt worden. Im Hauptsacheverfahren rechnet der Finanzfachmann aber durchaus mit einem Erfolg: Nach seiner Ansicht kann es nicht sein, dass Verfassungsänderungen von solcher Tragweite durchs Parlament gebracht würden und Abgeordnete gar keine Chance hätten, sich sachkundig zu machen. In der Sache bleibt der Schuldenbremsen-Befürworter ohnehin hart. Er rechnet damit, dass die Bundesrepublik am Ende der jetzt in den Blick genommen Zeitspanne rund eineinhalb Billionen Euro mehr Schulden haben wird als heute. Das seien nicht nur „irre Summen“, sagt er, sondern „dass das Gift einsickert, weil uns das in große Probleme bringen wird, wenn die Schulden schneller wachsen als die Wirtschaft“.

Drei Fragen…

Sind Sie enttäuscht, dass Gerichte die Schuldenaufnahmen nicht gestoppt haben?

Die Billionenschulden sind ein Hochrisikospiel mit der Zukunft unseres Landes. Auch deshalb hätte der Bundestag eine so folgenschwere Änderung unserer Verfassung nicht im Schweinsgalopp beschließen dürfen. Ich hätte mir daher in der Tat gewünscht, dass das Verfassungsgericht die Abstimmung stoppt oder verschiebt. Das ist nicht geschehen.

Wie sortiert sich die Südwest-FDP mit Blick auf die Landtagswahl?

Es wird Zeit, die Lethargie in Baden-Württemberg zu beenden. Unser Bildungssystem muss zurück an die Spitze, und die Wirtschaft braucht wieder einen echten Anwalt. Unser Spitzenkandidat Uli Rülke ist der richtige Mann für diese Themen.

Sie sind schon einmal mit Ihrer FDP in den Bundestag zurückgekehrt. Was müsste passieren, dass dieser Vorgang sich wiederholt.

Es geht um die grundsätzliche Richtung des Landes, nicht um Spiegelstriche oder technische Kleinigkeiten. Die Bürgerinnen und Bürger müssen der FDP zutrauen, im Bundestag tatsächlich etwas in diese Richtung bewirken zu können. Das ist unser Auftrag.

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