Expertenrat fürchtet sinkende Aufmerksamkeit für Klimaschutz
Stuttgart. Der Klima-Sachverständigenrat fürchtet, dass der Klimaschutz angesichts vieler anderer Krisen aus dem Blick geraten könnte. Es sei nachvollziehbar, dass angesichts täglicher Schreckensmeldungen zwangsläufig eine Konkurrenz der aktuell bedrohlichsten Szenarien entsteht, sagte die Vorsitzende des Gremiums, Maike Schmidt, in Stuttgart bei der Vorstellung der Stellungnahme zum Fortschritt des Klimaschutzes im Südwesten. «Wir können aber nicht akzeptieren, dass klimawandelbedingte Katastrophen zunehmend als neue Normalität oder schlicht als unabwendbar hingenommen werden.»
Ihre Klimaschutzmaßnahmen muss die Landesregierung aus Sicht ihres eigenen Expertenrats konsequent umsetzen. «Die verbleibende Zeit der laufenden Legislaturperiode muss eine Zeit der Umsetzung sein, nicht mehr der Ziele und Strategien», schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Klima-Sachverständigenrats.
Im Juni hatten Klimaexperten im Auftrag des Landes erstmals eine Prognose erstellt, wonach das Land droht, seine Klimaziele – konkret seinen Treibhausgas-Ausstoß bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren und bis 2040 klimaneutral zu werden – deutlich zu verfehlen. Dem Bericht zufolge wird das Zwischenziel bis 2030 nicht erreicht. Bis dahin schafft das Land demnach nur eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 53 Prozent. Das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 sei ebenfalls weit entfernt. Der Klima-Sachverständigenrat fordert das Land wegen der Prognose auf, schnell gegenzusteuern. Man erwarte von der Landesregierung die Vorlage eines Klimaschutz-Sofortprogramms innerhalb einer Frist von vier Monaten, schreiben die Experten. So sehe es das Klimaschutzgesetz vor.
Der Rat besteht aus sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und soll als unabhängiges Gremium vor allem beim Monitoring der bisherigen Klimaschutzmaßnahmen mitwirken, sie bewerten und selbst Vorschläge einbringen. Der Rat berät zudem die Regierung und den Landtag zu Klimaschutz und der Klimawandelanpassung. (dpa/lsw)