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EU-Projekt soll die psychische Gesundheit Jugendlicher stärken
Ulm. Mit einer digitaler Trainingsplattform soll die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden Jugendlicher gestärkt werden. Entwickelt wurde die eHealth-Plattform im EU-Projekt Improva. Maßgeblich beteiligt waren Wissenschaftler der Universität Ulm. In einer 18-monatigen Feldstudie, die nun begonnen hat, wird getestet, wie effektiv die Nutzung ist.
Depressionen und Angststörungen sind unter Jugendlichen weit verbreitet – Tendenz steigend. Ein internationales Forschungsprojekt will das ändern. Im Rahmen von Horizon Europe erhält das Vorhaben insgesamt sieben Millionen Euro Fördergeld von der EU. Geführt wird das Verbundprojekt von einer gemeinnützigen Forschungseinrichtung in Barcelona.
Etliche Schulen in Region Ulm nehmen an einer Feldstudie teil
„Das Herz von Improva bildet unsere eHealth-Plattform mit einer Vielzahl an interaktiven Modulen, Werkzeugen und Informationsangeboten rund um das Thema psychische Gesundheit“, erklärt Professor Harald Baumeister. Er leitet die Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Uni Ulm und die Arbeitsgruppe zur Entwicklung der Plattform. Zudem führt seine Abteilung die Feldstudie am deutschen Standort durch. Dazu gehören Schülerbefragungen an weiterführenden Schulen in Ulm und Umgebung. Auch Eltern und Lehrkräfte werden befragt. Die Forscher des Improva-Projekts wollen untersuchen, ob die Nutzung der Plattform die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Jugendlichen verbessert. Im Lauf des Novembers starten die wissenschaftlichen Feldstudien in Spanien, Frankreich, Rumänien und Deutschland.
Pro Land sollen rund 3000 Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 13 befragt werden. Im Raum Ulm und Umgebung sind schon 13 weiterführende Schulen beteiligt, 16 sollen es werden. In den nächsten Wochen werden die Eltern darüber informiert und um ihr Einverständnis gebeten.
Für die Schülerbefragungen sind vier Termine binnen eineinhalb Jahren vorgesehen. „Für die Evaluation der Wirksamkeit vergleichen wir eine Interventionsgruppe mit einer Wartelistengruppe, die ein Schuljahr später Zugang zu den Angeboten der Improva-Plattform erhält“, erklärt Ann-Marie Küchler. Die Wissenschaftlerin aus der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie koordiniert diese Feldstudie.
Was aber haben die Schulen von ihrer Teilnahme? Lehr- und Schulpersonal bekommen Mittel an die Hand, um das psychische Wohlbefinden ihrer Schülerinnen und Schüler zu verbessern und ihnen in Krisen zu helfen. Die Schulen erhalten zudem einen anonymisierten Bericht zur Entwicklung der mentalen Gesundheit der Schülerinnen und Schüler. Auf Anfrage gibt es auch wissenschaftliche Vorträge zum Thema oder speziell zugeschnittene Angebote für Projektwochen. „Außerdem wird jede Schule durch ein fest zugeteiltes Improva-Teammitglied individuell betreut“, sagt Ann-Marie Küchler.
Hälfte aller psychischen Probleme Erwachsener wurzeln in Jugendzeit
Die Begründung für diesen Ansatz: „Die Förderung der psychischen Gesundheit in der Jugend ist von zentraler Bedeutung“, heißt es im Internetauftritt des Improva-Projekts. Denn rund die Hälfte aller psychischen Probleme von Erwachsenen habe ihre Wurzeln in der Jugendzeit: „Junge Menschen, die vor ihrem 14. Lebensjahr psychische Probleme hatten, haben ein erhöhtes Risiko, im Erwachsenenalter psychische Störungen zu entwickeln“, heißt es dort. Insbesondere seien solche Probleme auch mit einem höheren Suizidrisiko verbunden – und der Suizid weltweit zweithäufigste Todesursache bei Menschen im Alter zwischen 15 und 29 Jahren.