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Enges Rennen auf den letzten Metern bei der OB-Wahl in Ulm
Ulm. Der SPD-Stadtrat Martin Ansbacher hat tatsächlich eine Chance, das Ulmer Rathaus für die Sozialdemokratie zurückzuerobern und Czischs Amtszeit auf ein achtjähriges christdemokratisches Intermezzo zu begrenzen.
Daran hat das neue Wahlrecht einen großen Anteil, das jetzt das Duell vorschreibt. Der eine Kandidat, eher aus der konservativ-wirtschaftsliberalen Ecke kommend, trifft im Zentrum des Parteienspektrums auf den Mitbewerber, der von links aus die politische Mitte bespielt. Genau das ist das Terrain, in dem auch die Südwest-Grünen zu verorten sind, und von wo sich Lena Schwelling , die Drittplatzierte Grünen-Kandidatin, viele Stimmen geholt hat.
Grüne-Sicht auf die Themen bleibt erst einmal wichtig
Dass sie darauf verzichtet, einen Bewerber zu empfehlen und stattdessen Wahlprüfsteine ausgibt, könnte trotz Schwellings Ausscheiden die Grünen-Sicht auf die Themen noch einmal in die Wahlkampf-Diskussion rücken. Das könnte dem SPD-Herausforderer Ansbacher, der ohnehin sehr auf das Thematische und weniger auf das Persönliche gesetzt hatte, einen Mini-Vorteil bringen, zumal er daran erinnert, dass es zwischen Schwellings Themen und seinen viele Überschneidungen gebe.
Dennoch wäre es zu einfach, Schwellings Stimmen für Ansbacher zu verbuchen. Die Grünen sind gerade in Baden-Württemberg mehr eine Partei der bürgerlichen Mitte als links. Sie sprechen nicht erst seit Kretschmann auch gezielt konservative Wählerschichten an. Daher werden auch in Ulm einige dabei sein, die lieber den christdemokratischen Amtsinhaber unterstützen als den Herausforderer von der SPD.
Schnittmengen zu Schwellings Programm für Ulm
Zumal Czisch ebenfalls Schnittmengen zu Schwelling für sich reklamieren kann. Allerdings ist der OB mit seinem Slogan „ Czisch kann’s“ eher auf der persönlichen Schiene unterwegs: Ein Verwaltungsexperte, der in seiner langjährigen Laufbahn die kommunale Administration von der Pike auf gelernt hat.
Dem Amtsinhaber kommt zugute, dass es keine Wechselstimmung gibt. Dann wäre die Wahlbeteiligung höher als die 40 Prozent. Czischs 43-Prozent-Zustimmung nach dem ersten Wahlgang ist eine ausbaufähige Mehrheit – sein Heidelberger Amtskollege Eckart Würzner kann das nach seiner Wiederwahl vor einem Jahr bezeugen.
Lager bei OB-Wahl liegen eng beeinander
Abgesehen von all den Wenns und Abers: Das Ergebnis vom Sonntag liefert einen Hinweis für die Stichwahl: Die Lager liegen eng beieinander, das progressive hat – scheinbar – etwas mehr Potenzial als das bürgerliche Spektrum, aber wirklich nur scheinbar. Wie gesagt, die Wahl wird jetzt erst richtig interessant.