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Kommentar zum Bildungsfrieden

Die Konsensgespräche können eine historische Chance sein

Zum ersten Mal seit zehn Jahren verhandeln die demokratischen Parteien über einen Bildungskonsens. Das kann eine echte Chance für das Schulsystem sein. Doch wie könnte eine mögliche Einigung aussehen?

Winfried Kretschmann und Kultusministerin Theresa Schopper mit den Fraktionschefs im Neuen Schloss bei den Bildungsgesprächen.

dpa/Bernd Weißbrod)

Stuttgart. Kein Thema ist für die Landespolitik, aber auch für die Zukunft unseres Landes, so wichtig wie die Bildung. Hier entscheidet Baden-Württemberg autonom. Und hier ist nach den Pisa- und Iglu-Studien einiges im Argen. Der Anstoß der G9-Volksinitiative hat die festgefahrenen Strukturdebatten in Bewegung gebracht. Es gibt eine historische Chance, zwei Jahre vor der nächsten Landtagswahl dem Schulsystem endlich Ruhe und Verlässlichkeit zu können.

Legt man die Puzzlestücke und öffentlichen Äußerungen der Akteure nach dem Auftakt der Gespräche im Neuen Schloss in Stuttgart zum Bildungsfrieden übereinander, zeichnen sich folgende Lösungen ab: Vermutlich ab dem Schuljahr 2025/26 könnte G9 zunächst in den fünften Klassen nach und nach eingeführt werden.

G9 und Grundschulen könnten Konsens werden

Das ließe den Kommunen ausreichend Zeit, Räume aufzubauen. Mehr Geld und Personal für die Grundschulen wird sicher auch Konsens sein. Und irgend eine Form von Steuerung, Prüfung oder Lenkung nach Klasse vier.

Die Ausgangslage als Analyse lesen sie hier.

Dies wird aber voraussichtlich eingebunden sein in eine Neuordnung der Sekundarstufe II, also der weiterführenden Schulen. Man muss kein Hellseher sein, um zu vermuten, dass das neunjährige Gymnasium, womöglich mit einem Turbozug, als Solitär im Raum stehen wird, und sich eine Art zweite Säule etabliert. Dass die gut 200 kleinen Werkrealschulen noch lange überleben, ist eher unwahrscheinlich.

Wie kann man die zweite Säule ordnen?

Bleiben also Gemeinschafts- und Realschulen, dazu die Beruflichen Gymnasien. Wenn es hier gelänge, größere Durchlässigkeit und Transparenz zu schaffen, etwa in größeren Verbünden oder Schulzentren, wäre viel gewonnen. Denn das würde auch das Ressourcenproblem entschärfen. Und ein Test in Klasse vier als Steuerungselement könnte auch Konsens werden.

Das ist zugegebenermaßen viel Glaskugel, viele Details sind da noch offen oder strittig. Und taktische Spielchen bleiben nicht aus. Es muss noch genug „Streitmasse“ für den Landtagswahlkampf übrig bleiben. Am Ende gelingen solche Spitzengespräche aber dann, wenn Vertrauen aufgebaut wird, niemand als Sieger oder Verlierer herausgeht. Jede Partei wird etwas abgeben müssen.

Doch wenn die Grundstruktur steht, könnten Eltern, Lehrer und Schüler sich endlich auf das konzentrieren, was am wichtigsten wäre: modernes, eigenständiges und Verständnis förderndes Lernen.

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