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Nachgehakt: Hochschulfinanzen

Die Hochschulen kämpfen um mehr Geld vom Land

Der Etat des Wissenschaftsministeriums war jetzt im Landtag. Mitte November haben Studierende gegen Kürzungen im Hochschulbereich protestiert. Davon könne keine Rede sein, sagte Ministerin Petra Olschowski. Die Rektoren von Unis und Hochschulen zeigen sich konziliant.

Studierende haben im November landesweit gegen Kürzungen bei den Hochschulen protestiert. Diese gebe es gar nicht, sagt das Wissenschaftsministerium.

dpa/Franziska Kraufmann)
Gab es Kürzungen, wie es die Studierenden behauptet haben?

Nein, heißt es im Wissenschaftsministerium. Vielmehr würden die Zuschüsse für die Hochschulen verstetigt und gesteigert: um jährlich 3,5 Prozent, also insgesamt 700 Millionen Euro mehr bis 2023 – „unter derzeitigen Bedingungen eine Menge“.

Was sagen die Rektoren der Hochschulen und Universitäten?

Frühzeitig sei zugesichert worden, dass das bestehende Personal an den Hochschulen ausfinanziert bleibe „und mit dieser Ausfinanzierung eingerechnet steigen die Grundhaushalte ab 2027 tatsächlich um 3,5 Prozent pro Jahr“, so Stefan Trahasch, Vorsitzender der Rektorenkonferenz der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Baden-Württemberg und Rektor der Hochschule Offenburg. Doch das eröffne keinen Spielraum im Grundhaushalt. Denn laut Michael Weber, Vorsitzender der Landesrektoratekonferenz (LRK) der Universitäten und Präsident der Universität Ulm, steigen die Gesamtmittel um weniger als 3,5 Prozent; die Inflation einberechnet, „ist die reale Kaufkraft unseres Budgets in den letzten Jahren gesunken“.

Ist nach den Studierendenprotesten im Etat des Wissenschaftsministeriums nachgebessert worden?

Nein, eigentlich nicht. Dazu kamen laut einem Ministeriumssprecher die Proteste zeitlich auch zu spät, weil alles bereits festgezurrt war. „Am Haushaltsentwurf selbst hat sich nicht mehr viel verändert, aber innerhalb der Möglichkeiten gab es noch erhebliche Verbesserungen zugunsten der Hochschulfinanzierung für die Jahre 2026 bis 2030“, sagt auch Rektor Trahasch. Er nennt drei Punkte: die Aussicht auf mehr Geld für die jährliche Dynamisierung der Grundfinanzierung ab 2027, ein „Transformationsbudget für die Hochschulen“ sowie die Deckung von kleineren befristeten Sonderbedarfen der Hochschularten bei Studium und Lehre. Unter dem Strich zeigen sich HAW wie Unis nicht unzufrieden – und loben den Einsatz der Ministerin bei den Haushaltsverhandlungen.

Welche Kosten machen den Hochschulen besonders zu schaffen?

„Die Energiekosten belasten die Universitäten schwer, was mit der energieintensiven Forschung in den technischen und naturwissenschaftlichen Fächern zusammenhängt“, sagt der LRK-Vorsitzende Weber, „dabei ist natürlich auch die KI-Forschung zu nennen“. Man wünsche daher vom Land auch künftig „den Ausgleich für die Energiekostensteigerungen, den wir aufgrund von detaillierten Nachweisen in diesem Jahr erhalten“. Zudem träfen die Universitäten die hohen Steigerungen der Baupreise hart, „da sie viele der Bau- und Sanierungsmaßnahmen aus ihren Mitteln kofinanzieren müssen“. Beide Probleme haben auch die HAW.

Welche anderen Preissteigerungen treffen die Hochschulen?

Die HAW beklagen „einen enormen Kostenanstieg bei allen Lizenzen, die zum laufenden Betrieb gehören“. Das gelte gleichermaßen für IT und Software sowie für den Bereich Medien und Bibliotheken.

Gibt es auch neue, außerordentliche Bedarfe, die mit der herkömmlichen Finanzierung der Hochschulen nicht mehr gedeckt werden können?

„Die HAW hätten sich sehr eine Anpassung bei der Forschungsunterstützung durch das Land gewünscht“, so Trahasch. Denn diese sei seit zwölf Jahren gleich geblieben – 7,8 Millionen Euro – und somit real weniger wert. „Hier hätte ein Inflationsausgleich auf zwölf Millionen Euro pro Jahr schon einen spürbaren Effekt bedeutet“ – und auch „eine Stärkung des Mittelstandes“, dem die HAW besonders eng verbunden seien. Das Land habe zudem die Kofinanzierung von Forschungsgroßgeräten im Programm der DFG eingefroren; aus Mittelsteigerungen in der Grundfinanzierung aber könnten diese nicht finanziert werden. Das bedeute „eine dramatische Einschränkung der Forschungsmöglichkeiten der HAW“.

Der Bund ist mittlerweile der größte Drittmittelgeber

Forschung und Lehre an staatlichen Hochschulen wird aus den Grundmitteln finanziert; diese stellen die Länder bereit. Viele werben daneben bei öffentlichen und privaten Geldgebern Drittmittel ein. Sie dienen vor allem der Forschungsförderung und sind ein Indikator für Forschungsleistung. Der Bund war mit 31,4 Prozent laut aktuellen Zahlen der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2022 erstmals größter Drittmittelgeber in der Bundesrepublik, der Anteil der Wirtschaft dagegen ist seit 2009 stetig gesunken und beträgt noch 14,7 Prozent.

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