Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Die frühkindliche Bildung auf eine neue Basis stellen
Stuttgart. Die Grundlagen für die pädagogische Arbeit in der Kindertageseinrichtung müssten „lebendiger“ werden: So lautet eine jener Empfehlungen aus der fast hundert Seiten starken Evaluation des Ist-Zustands.
Das Kultusministerium hatte das Forum Frühkindliche Bildung, angesiedelt beim Zentrum für Kinder- und Jugendforschung der Evangelischen Hochschule Freiburg, beauftragt. Dessen Vorschläge sind – unter anderem – interaktive und digitale Formate. Gerade bei jüngeren Fachkräften könne dadurch die Neugierde geweckt werden.
„Die inhaltlichen Überarbeitungsbedarfe sind nach den Ergebnissen der Evaluation umfangreich, aber sinnvoll“, schreiben die Autoren und schlagen „ergänzende Impulse vor“, um den Orientierungsplan „noch deutlicher als bislang für die gesamte Kindheitsphase, die in den Institutionen Krippe, Kindergarten oder Hort verbracht wird“ als Basis der Arbeit zu verstehen. Entwickelt sind inzwischen nach Angaben von Theresa Schopper deshalb einzelne Kapitel für alle Altersgruppen.
Umsetzung von Bildungsplänen erfolgt im Südwesten oft spät
Der Südwesten ist reich an bildungspolitischen Vorhaben, die sehr lange diskutiert und im Vergleich zu anderen Ländern spät verwirklicht worden sind. Auch der bisherige Orientierungsplan als Grundlage für die pädagogische Arbeit in den Kindertageseinrichtungen wurde nach einer Modellphase seit 2006 erst im Jahr 2011 umgesetzt, kurz vor der Landtagswahl und dem Machtwechsel zur grün-roten Landesregierung.
Gerade Sprachstandserhebungen und die notwendigen Konsequenzen daraus sind in Projekten, unter anderem finanziert von der Stiftung Kinderland, vielfach erprobt. „Wir wissen, wir stark der Bildungserfolg davon abhängt, dass möglichst früh eine ausreichende Sprachkompetenz vorhanden ist“, erklärte Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) 2011 nach ihrem Amtsantritt und nannte den Orientierungsplan „einen Hebel“, um Sprachförderung verbindlich in allen Kindertagesstätten zu verwirklichen.
Gut 13 Jahren später verspricht ihre Nachnachfolgerin, dass dank des neuen Förderprogramms Sprach-Fit Kinder nur noch schulbereit in die Schule kommen. Auch Schopper betont – wieder – die Bedeutung des Orientierungsplans, in dem „die individuelle Bildungs- und Entwicklungsbeobachtung jedes Kindes“ festgeschrieben sei. Überhaupt bilde der Orientierungsplan „die aktuellen Anforderungen an eine qualitativ hochwertige Bildung, Erziehung und Betreuung in Kitas umfänglich ab“, erklärte die erste grüne Kultusministerin weiter. Die Ziele seien jetzt in den vor Ort gegebenen Strukturen in enger Absprache zwischen dem Träger und der Einrichtung zu realisieren, um „die Ziele im pädagogischen Alltag erreicht werden“.
2025 sollen die Qualifikationskurse für den neuen Bildungsplan starten
Nach dem vorgelegten Zeitplan haben erste Informationsveranstaltungen für Fort- und Weiterbildungsträger bereits stattgefunden. „Für die kommenden Monate sind weitere Austauschrunden zur konkreten Planung vorgesehen“, hofft Schopper auf eine Vorgehensweise, die sicherstelle, dass der Wissenstransfer „flexibel und bedarfsgerecht“ erfolgt.
2025 werden nach Angaben des Ministeriums erste Qualifizierungskurse für Kursleitungen umgesetzt. Dann seien Fortbildungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, zur Fachberatung, zur Leitung und für pädagogische Fachkräfte geplant. Auch werde es Onlineveranstaltungen geben.
„Vorbehaltlich des Beschlusses des Haushaltsgesetzgebers werden im Staatshaushaltsplan 2025/2026“, so Schopper weiter, „Mittel in Höhe von 3.283.000 Euro zur Verfügung gestellt“, um sie für Veröffentlichung und Umsetzung des weiterentwickelten Orientierungsplans zu verwenden. Über zusätzliche Mittel müsse in künftigen Haushaltsberatungen entschieden werden.
Nahe an der Praxis
Ein Schwerpunkt der Überarbeitung des Orientierungsplans ist die von vielen Seiten verlangte und gewünschte Praxisnähe. Viele konkrete Punkte sind angesprochen; so etwa, wie sehr kleine Kinder sich erfolgreich an die neue Umgebung gewöhnen können, und welche Bedeutung gemeinsames Mittagessen hat. Die Zusammenarbeit mit der Grundschule wird herausgestellt, ebenso die Möglichkeiten individueller Förderung, vor allem beim Erlernen der deutschen Sprache und um die Schulreife zu erlangen.