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Die Amnesie des Glücks
Was ist Glück? Man könnte sich dem Thema mit der Feuerzangenbowle nähern und sagen: Da stellen wir uns mal janz dumm. Man könnte sich aber auch an einen staatlichen Glücksspielanbieter halten und sagen: Glück ist das, was der Glücksatlas herausgefunden hat. Und in der Zweitverwertung der Umfrageergebnisse haben die beauftragten Demoskopen herausgefunden, in welchen größeren Städten die Menschen besonders glücklich sind.
Mysterium der Glücksforschung
München? Nein. Frankfurt, Hamburg, Berlin? Auch nicht. Und Stuttgart? Natürlich nicht. Für die Südwest-Landeshauptstadt lässt sich das leicht erklären. Protzen ist dem Schwaben fremd. Wer bei der Neuanschaffung seiner S-Klasse darauf besteht, dass das Wägelchen ohne das Typenschild ausgeliefert wird, gibt doch nicht öffentlich zu, glücklich zu sein. Und doch − und da beginnt das Mysterium der Glücksforschung − sind die Stuttgarter die Glücklichsten unter den baden-württembergischen Großstadtbewohnern. Es reicht zwar nur fürs Mittelfeld inmitten der bundesweiten Glücksgefühle, doch Mannheim und Freiburg und Karlsruhe sind noch weiter abgeschlagen. Dabei stehen die Badener doch für Fröhlichkeit und Geselligkeit, Eigenschaften, die gewöhnlich mit Glücklichsein assoziiert werden.
Auf Platz Eins liegt Kassel, das bei den realen Lebensverhältnissen nur mittelmäßig abschneidet. Das können sich die Glücksatlas-Macher auch nicht erklären. Doch vielleicht hilft der Operettenkönig Johann Strauß. „Glücklich ist, wer vergisst….“ darf einer seiner Protagonisten in der Fledermaus singen. Wer seine faktische Situation ausblenden kann, lebt eben glücklicher.