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Der Gipfel der Genüsse
Kenner trinken Württemberger, schaben Spätzle fürs Schätzle und halten sauren Most, halb und halb mit saurem Sprudel gemischt, für den Gipfel der Glückseligkeit. Doch da es leider zu wenige Connaisseure gibt – jedenfalls jener speziellen schwäbischen Spielart des Savoir-vivre –, gibt sich der überwiegende Teil der Menschheit mit profaneren Genüssen zufrieden.
Das ist der wahre Grund dafür, dass es Stuttgart nicht gelingt, an München vorbeizuziehen. Mag OB Frank Nopper der Fassanstich auch genauso gut gelingen wie dem Münchner Kollegen, so fließt auf der Wiesn doch mehr Bier. Und da es nicht nur um Masse, sondern auch um Klasse geht, muss man leider konstatieren, dass die Promi-Dichte beim Oktoberfest größer ist. Jedenfalls wenn man Bussi-Bussi und Bling-Bling dazu zählt.
Muss man sich da noch wundern, wenn man solche Schlagzeilen liest? „Wiesn-Schnösel verspritzen Champagner für 5500 Euro.“ Wahre Playboys, das sei den krachledernen Nachbarn gesagt, brauchen so was nicht. Der legendäre Gunter Sachs ging zwar auch ins Käfer-Zelt, doch gelebt hat er Saint-Tropez. Dort ließ er 1000 rote Rosen per Helikopter auf das Haus von Brigitte Bardot regnen und lud jeden Tag zum Lunch in seinen Garten ein. Auch da ließ er sich nicht lumpen. Sein Koch konnte ausgeben, was er wollte, sogar einmal 600 Mark für einen Steinbutt. Was allerdings auch diesem Lebemann versagt blieb, waren jene sagenhaften halben Butterbrezeln, die den Gipfel der Genüsse markieren, sofern man sie zu einem Viertele des völlig zu Unrecht als Leichenwasser gescholtenen Trollingers verzehrt.