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Der gestiefelte Kanzler
Manchmal fragt man sich ja, wer in der Ampel die Hosen anhat. Doch zumindest die Frage des Schuhwerks ist seit einer Woche geklärt. Da besuchte der Kanzler das überflutete Sachsen-Anhalt – in Gummistiefeln. Die Bildzeitung, die ansonsten mit dem Regierungschef wenig zimperlich umgeht, bescheinigte ihm prompt eine steile Lernkurve.
Andererseits fragt man sich: Hätte der Kanzler nicht eher darauf kommen können? An Silvester trug er noch Bergschuhe. Mit dem Ergebnis, dass Scholz und die Hochwasseropfer in Niedersachsen nicht zusammenkamen. Das Wasser war einfach zu tief.
Was waren das noch für Zeiten, als Gerhard Schröder in Gummistiefeln Wahlen gewann! Nun wissen wir inzwischen, dass auch einem Instinktpolitiker wie „Gas-Gerd“ der Instinkt abhandenkommen kann. Und dass man sogar in Bergschuhen Kanzler werden kann: Scholz trug sie schließlich schon 2021 im Ahrtal, ohne dass das jemanden gestört hätte (vermutlich achtete angesichts von Laschets Lachanfall niemand darauf).
Andererseits wäre der Fauxpas zu vermeiden gewesen, hätte Scholz seinen Heraklit studiert. Der konstatierte schon vor 3000 Jahren: „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.“ Zumindest nicht in denselben Schuhen, wie man aus aktueller Sicht hinzufügen darf. Doch der Hamburger Scholz hat es nicht so mit den alten Griechen. Wie anders sieht es da im bildungsbeflissenen Südwesten aus! Dort kennt man noch seine Klassiker. Spätestens seit Carlo Schmid und Theodor Heuss.