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Die CDU wählt und teilt aus
Stuttgart . Mit Thorsten Frei, dem Ersten Parlamentarischen Geschäftsfrüher der Unionsfraktion im Bundestag, und der baden-württembergischen Generalsekretärin Nina Warken an der Spitze ihrer Liste zieht die Südwest-CDU in den Bundestagswahlkampf. Jüngste Umfragen weisen 34 Prozent aus, zehn mehr als 2021.
Dutzende Plakate schmücken das Atrium im Stuttgarter Haus des Sports, in dem sich am Samstagnachmittag die Vertretersammlung zur Aufstellung der Landesliste zusammenfand. „Unser Kannzler“ steht unter einem Porträt von Friedrich Merz, „Grüß Gott, VfB*“ unter einem stilisierten Neckarstadion – und meint nicht den amtierenden Fußball-Vize, sondern die „Versammlung fürs Besserland“. Die Deko im vielbeschriebenen Cadenabbia- Blau, benannt nach Konrad Adenauers Sommer-Domizil, ist auffallend soft, ganz anders als die richtig heftigen Vorwürfe gegen die parteipolitische Konkurrenz.
„Die Ampler wollten einen geschmeidigen Tanz voll Anmut und Eleganz“, sagt CDU-Landes- und Fraktionschef Manuel Hagel. Tatsächlich hätten sie aber alles, „was Politik in einer Demokratie so wertvoll macht – Ton, Stil, Umgang und Substanz – in Trümmer gelegt.“ Viel Applaus ist ihm sicher, als er sich an Olaf Scholz abarbeitet, weil der „charakterlos und beschämend“ sowie fürs Kanzleramt ungeeignet sei, an der SPD-Bundesvorsitzenden Saskia Esken oder an Robert Habeck, „dem menschgewordenen Küstennebel für die deutsche Wirtschaft“. Mit stehenden Ovationen reagierte der Parteitag am Ende der fast 50 Minuten. Erst im kommenden Frühjahr will sich Hagel offiziell erklären, ob er Herausforderer des Grünen Cem Özdemir wird. Für die Basisvertreter ist aber schon an diesem Samstag klar, dass ihre Nummer eins zuerst nach der Spitzenkandidatur und im März 2026 nach dem Amt des Ministerpräsidenten greifen wird.
Zentraler Tagesordnungspunkt ist, Kandidaten und Kandidatinnen zu reihen. Nach Frei und Warken vervollständigen der stellvertretende Bundesvorsitzende Andreas Jung, die Ulmer Bundestagabgeordnete Ronja Kemmer und die stellvertretende Generalsekretärin auf Bundesebene Christiane Stumpp das Führungsquintett. Hagel erwähnt stolz den hohen Frauenanteil, auch auf weiteren Listenplätzen. Die sind traditionell bei Bundestagswahlen aber nachrangig, weil die Südwest-CDU alle Direktmandate in den 38 Wahlkreisen einfährt. Da ist der Männerüberhang mit 31 zu sieben jedoch groß. Und auch ein Flügel der CDU, die Arbeitnehmerschaft, fühlt sich nicht wirklich gut behandelt, weil zwar einzelne Bundestagsabgeordnete die CDA unterstützen, deren eigene Vertreter aber schon im Vorfeld es nicht schafften auf aussichtsreiche Ränge.
Aber selbst für vorsichtigen Unmut ist Platz nur in den Foyers oder bei Raucherpausen draußen vor der Tür. Im Saal wird die Geschlossenheit gefeiert. Warken verspricht die „Politik der Einzelinteressen zu beenden“ und ein „Deutschland, in dem alle die gleichen Chancen haben“. Kemmer nennt die CDU die einzige verbliebene Volkspartei. Bemerkenswert lauten Beifall gibt es für Jungs Bekenntnis zum Klimaschutz. Und Stumpp verrät bereits erste Details, aus dem 100-Tage-Programm nach der unterstellt erfolgreichen Bundestagswahl: “Wir werden das Bürgergeld abschaffen, das Heizungsgesetz und die Cannabis-Legalisierung zurücknehmen.“
Vor gut elf Jahren bei der Bundestagswahl 2013 hat die Südwest-CDU mit 45,7 Prozent ein herausragend gutes Ergebnis eingefahren. 2021 waren es 25,8 und 21,6 Prozent für die SPD. Die Grünen kamen damals auf 17,2 Prozent. Die jüngste Umfrage vom vergangenen Donnerstag zu den Landesergebnissen bei der Bundestagswahl 2025 weist für die CDU 34 Prozent aus, für die SPD 15 und für die Grünen 18 Prozent.