Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Buchstabiertafel ab sofort nur noch mit Städtenamen
STUTTGART. „C wie Cäsar und T wie Theodor“ – diese Bezeichnungen kennt fast jeder. Für das korrekte Diktieren hat das Deutsche Institut für Normung (DIN) die Buchstabiertafel für Wirtschaft und Verwaltung festgelegt. Die Tafel wurde nun überarbeitet: Das DIN empfiehlt zum Buchstabieren nun Städtenamen anstatt Vornamen. Mit dabei ist eine Kommune aus Baden-Württemberg. Aus T wie Theodor wird nun T wie Tübingen.
Die Buchstabiertafel wird beispielsweise bei Polizei und Feuerwehr im Funkverkehr und bei der telefonischen Übermittlung von Personalien verwendet. Um Schreibfehler, Missverständnisse oder eine unvollständige Übermittlung zu vermeiden, werden Namen buchstabiert.
„Die neue Buchstabiertafel sorgt dafür, dass Tübingen buchstäblich in aller Munde ist“, freut sich Claudia Salden, Pressesprecherin der Stadt Tübingen. „Vom damit verbundenen Bekanntheitsgrad werden wir als vergleichsweise kleine Stadt besonders profitieren. T wie Tübingen – das ist gut für das Selbstverständnis der Stadt und stärkt Tübingen als Wirtschaftsstandort und touristisches Ziel.“
Stuttgart doch nicht Teil der Buchstabiertafel
Fast hätte Stuttgart ebenfalls Teil der Diktiertafel werden können. Doch aus S wie Stuttgart wurde S wie Salzwedel. Ein Grund soll die Aussprache „ST“ für „S“ gewesen sein. Die Experten des zuständigen DIN-Arbeitsausschusses gaben „S wie Salzwedel“ den Vorrang, unter anderem auch um vielen Kommentaren nach ausgewogenerer geografischer Verteilung zwischen den Bundesländern gerecht zu werden und somit alle Bundesländer – außer Bremen – in der neuen Buchstabiertafel berücksichtigen zu können. Auf Basis der Rückmeldungen wurde etwa aus „A wie Augsburg“ ein „A wie Aachen“ – um am Wortanfang den Doppellaut „AU“ für „A“ zu vermeiden. Insgesamt wurden neun Städtenamen aus dem Entwurf ersetzt.
Anstoß der Überarbeitung der Buchstabiertafel kam aus Baden-Württemberg
Anstoß für die Neugestaltung der Buchstabiertafel war ein Hinweis des baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten Michael Blume. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden alle jüdischen Namen in der Tafel ersetzt. Der DIN-Arbeitsausschuss entschied sich bei der Überarbeitung für eine Städtenamentafel. Damit hätten auch andere europäische Länder gute Erfahrungen gemacht: Städtenamen seien sehr eingängig und, anders als Vornamen, nicht der Mode unterworfen, heißt es vonseiten des DIN.
Damit ist auch das alte N wie Nathan nicht berücksichtigt, das die Nationalsozialisten durch Nordpol ersetzt hatten. Für diesen Buchstaben steht künftig Nürnberg.
Wie sieht das die Gewerkschaft der Polizei? „Die Anwendung von Norm und Buchstabiertafel ist freiwillig, wird aber innerhalb der Polizei intensiv diskutiert“, sagt der Landesvorsitzende Gundram Lottmann. Schließlich wolle man als moderne und bürgerfreundliche Polizei wahrgenommen werden.
„Im polizeilichen Alltag wird das Buchstabieren fast täglich benötigt. Straßennamen, Unfallorte, Tatorte, Namen müssen täglich übermittelt werden und klar verstanden werden“, bestätigt Ralf Kusterer, Landesvorsitzender der deutschen Polizeigewerkschaft. Im täglichen Dienst untereinander spiele deshalb auch das Buchstabieren eine große Rolle. In speziellen Bereichen werde dabei das „Nato-Alphabet“ oder das „Inlands-Alphabet“ angewandt.
Ein Mischmasch von Begriffen
„Ich persönlich glaube nicht, dass die hehren Ziele mit irgendwelchen politischen oder gesellschaftlichen Hintergründen nachvollziehbar sind. Wir erleben ja gerade eine Flut an Initiativen auf die deutsche Sprache. Straßennamen werden umbenannt, historische Bildhauereien werden abgebaut oder abgedeckt, dazu die Genderanpassungen. Die bisherige Buchstabiertafel galt auch für unsere Nachbarn. Die Schweizer werden ihre Tafel wohl nicht ändern“, so Kusterer. Wenn überhaupt, werde es Jahrzehnte dauern, bis man eine solche Buchstabiertafel in der Anwendung verändert.
Beim Buchstabieren erlebe man zudem oft einen Mischmasch „Dabei verwenden natürlich unsere Experten an den Notrufen ihrerseits korrekte Begriffe“, sagt Kusterer. „Baden-Württemberger dürfen durchaus ihre Städtenamen aus ihrem Bundesland verwenden. Und anstatt Köln wird mancher aus Baden Karlsruhe nennen oder Mannheim und nicht München.“
Wichtiger sei es, dass man den Menschen schon in der Schule beibringe, wie man buchstabiert, ist Kusterer überzeugt.
Ursprünge der Buchstabiertafel
Die Geschichte der ersten deutschen Buchstabiertafel beginnt mit dem Berliner Telefonbuch in der Ausgabe von 1890. Damals wurden den Buchstaben Zahlen zugeordnet und beispielsweise der Name „Maier“ mit „Dreizehn, Eins, Neun, Fünf, Achtzehn“ buchstabiert. Seit 1903 gab es Namen für Buchstaben, 1934 wurden Änderungen unter dem NS-Regime durchgeführt.
Neue Buchstabiertafel für Wirtschaft und Verwaltung (nach DIN 5009)
- A: Aachen
- Ä: Umlaut Aachen
- B: Berlin
- C: Chemnitz
- D: Düsseldorf
- E: Essen
- F: Frankfurt
- G: Goslar
- H: Hamburg
- I: Ingelheim
- J: Jena
- K: Köln
- L: Leipzig
- M: München
- N: Nürnberg
- O: Offenbach
- Ö: Umlaut Offenbach
- P: Potsdam
- Q: Quickborn
- R: Rostock
- S: Salzwedel
- ß: Eszett
- T: Tübingen
- U: Unna
- Ü: Umlaut Unna
- V: Völklingen
- W: Wuppertal
- X: Xanten
- Y: Ypsilon
- Z: Zwickau