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Hochschulen für angewandte Wissenschaften

Beim Einwerben von Bundesmitteln vorne dabei

Hochschulen für angewandte Wissenschaften sind längst auch auf die Forschung hin ausgerichtet. Wie stark, das wollte die FDP in einem Landtagsantrag wissen – und das zeigen jetzt auch neue Förderbescheide aus dem Bundesbildungsministerium.

Studenten kontrollieren an der Hochschule Offenburg Einstellungen am Ventil eines innovativen Wärmespeichers.

dpa/Benedikt Spether)

Stuttgart.  „Die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Baden-Württemberg befinden sich in einem Übergangsprozess, in dem sich eine Intensivierung der anwendungsorientierten Forschung beobachten lässt“, konstatieren SPD-Abgeordnete in einer Anfrage an die Landesregierung. Das führen sie zurück auf „die regionale Verankerung der HAW in einem Bundesland mit vielen innovationsstarken kleinen und mittleren Unternehmen in der breiten Fläche, die eine solche Entwicklung begünstigen und geradezu erforderlich machen“.

Drittmitteleinnahmen stiegen in zehn Jahren um rund 132 Prozent

Wie aber steht es konkret um die Forschungsförderung durch das Land und  die „generelle Finanzierungsstruktur angesichts der wachsend erfolgreichen Einwerbung von Drittmitteln“, wollte die SPD-Fraktion wissen. Auch der Zugang zu Fördertöpfen des Bundes interessierte sie.

Baden-Württemberg sieht sich dabei in einer führenden Position, wie aus der Antwort von Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) hervorgeht: „Seit 2012 ist die Forschungsförderung der HAW durch die Landesregierung mit einem im bundesweiten Vergleich konstant hohen Budget ausgestattet.“

Dabei strebt die Landesregierung an, dass HAW durch ihre Forschungsförderung weitere Fördermittel einwerben: „Die vorliegenden Zahlen zu den eingeworbenen Drittmitteln in den Jahren 2012 bis 2021 entsprechend der Hochschulfinanzstatistik bestätigen die gestiegene Hebelwirkung, die HAW (…) zur erfolgreichen Drittmittelgewinnung auf nationaler und internationaler Bühne zu befähigen.“ Beliefen sich die Drittmitteleinnahmen der HAW im Jahr 2012 noch auf 57,5 Millionen Euro, so waren es im Jahr 2021 etwa 133,3 Millionen Euro – eine Steigerung um rund 132 Prozent. Gemäß den Daten zu Drittmitteleinnahmen 2022 können laut Ministerium die folgenden der insgesamt 21 staatlichen und drei kirchlichen HAW in Baden-Württemberg als besonders forschungsstark angesehen werden: Aalen, Furtwangen, Karlsruhe, Mannheim, Reutlingen und die Hochschule für Technik Stuttgart.

Bund und Länder planen nach Angaben des Ministeriums derzeit, insgesamt bis zu 493 Millionen Euro für die Forschungsförderung an den HAW bereitzustellen. Damit eine neue Bund-Länder-Vereinbarung zustande kommt, sollen demnach die Länder die Programme erstmalig direkt mitfinanzieren. „Mit der Veröffentlichung der ersten Programmlinien ist in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 zu rechnen“, heißt es in der Stellungnahme des Ministeriums.

Aussagekräftig erscheint auch ein Blick darauf, wie erfolgreich baden-württembergische HAW beim Einwerben von Bundesmitteln sind, gerade auch im Vergleich mit anderen Bundesländern: Das Programm DATIpilot der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) beispielsweise soll die Entwicklung technologischer und auch sozialer Innovationen beschleunigen. Es ist ein reines Förderprogramm des Bundes ohne Länderbeteiligung. Das Land Baden-Württemberg ist weder bei der Ausschreibung noch der Auswahl der Projekte beteiligt.

Bei Innovationscommunities sind HAW aus dem Land gut vertreten

Sogenannte Innovationscommunities verbinden wissenschaftliche Einrichtungen wie HAW und Unis mit Akteuren aus Wirtschaft, Gesellschaft und Verwaltung. Diese Communities können vier Jahre lang mit maximal fünf Millionen Euro Fördergeld „neuartige Transferformate mit einem hohen Grad an Gestaltungsfreiheit entwickeln und erproben“.

„Baden-Württemberg ist das erfolgreichste Bundesland bei der Auswahl der geförderten Innovationscommunities“, heißt es in einer Mitteilung des HAW-Verbands von Ende Juli. Aus etwa 500 Anträgen wurden  nur 20 Vorhaben zur Förderung ausgewählt, die Bewilligungsquote beträgt also lediglich vier Prozent. Vier der geförderten Communities, also ein Fünftel, befinden sich in Baden-Württemberg. Diese „werden wissenschaftlich von HAW angeführt“. Beteiligt sind die Hochschulen Mannheim, Esslingen, Rottenburg und Reutlingen.

Auch bei den Innovationssprints – kleineren Projekten mit dem Fokus auf schneller Umsetzung – schneidet der Südwesten gut ab. Unter 3000 Anträgen wurden bundesweit 300 ausgewählt, davon 40 Sprints aus dem Land „und die HAW sind dabei der meistgefragte wissenschaftliche Partner“, wie es in der Mitteilung weiter heißt.

Promotionsrecht erkämpft

Das Promotionsrecht haben sich die HAW über Jahre hinweg erkämpft. 24 Mitgliedshochschulen haben gemeinsam einen Promotionsverband als Körperschaft des öffentlichen Rechts gegründet. Er hat im laufenden Jahr einen Etat von rund 611 000 Euro; der zu etwa einem Viertel vom Land, zu etwa drei Vierteln aus Umlagen der Trägerhochschulen finanziert wird. Die ersten Doktoranden sind in diesem Jahr aufgenommen worden. Bis 2029 wird dann „eine wissenschaftliche Evaluation über die Durchführung des Promotionsrechts“ erfolgen.

Petra Olschowski (Bündnis 90/Die Grünen), Wissenschaftsministerin von Baden-Württemberg, nimmt an der Landespressekonferenz Baden-Württemberg teil. Foto: dpa/Marijan Murat

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