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Baden-Württemberg macht bei Digitalisierung der Schulen Boden gut
Stuttgart. Der Landesverband Bildung und Erziehung (VBE) lobt Baden-Württemberg für Fortschritte bei der Digitalisierung, vor allem bei der Ausstattung der Schulen mit Geräten. Von einem „Wahnsinns-Ausstattungsschub“ sprach der Landes-und Bundesvorsitzende Gerhard Brand am Montag in Stuttgart unter Berufung auf eine repräsentative Forsa-Umfrage mit bundesweit 1310 Schulleitungen. Gaben demnach noch 2020 nur drei Prozent der Schulleitungen an, dass alle Schulklassen über Klassensätze digitaler Endgeräte – also Laptops, Tablets oder Smartphones – verfügten, sind es nun 13 Prozent. Im selben Zeitraum hat sich die Zahl der Schulleiter mehr als verdoppelt, die für Klassen überhaupt digitale Endgeräte vorhalten. „Von der Entwicklung her ist das enorm“, sagte Brand. Schließlich gebe es im Südwesten, Teil- und Komplettausstattung zusammengezählt, mittlerweile in 93 Prozent der Schulen in jeder Klasse Endgeräte.
Netzwerkbetreuung ist Brand zufolge „aufwendig und komplex“
Der Südwesten habe damit in den vergangenen Jahren den Rückstand gegenüber dem deutschen Durchschnitt aufgeholt. Freilich seien dadurch auch mehr Personal und eine andere Regelung der Verantwortlichkeiten für die Digitalisierung der Schulen erforderlich. Administration und Netzwerkbetreuung seien durch den Anstieg der Gerätezahl „aufwendig und komplex“ geworden.
Zudem seien mit Blick auf Künstliche Intelligenz (KI) im Allgemeinen und Large-Language-Models wie ChatGPT nun weitere Anstrengungen vonnöten. „Während die ständige wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) in einer Stellungnahme empfiehlt, ab der weiterführenden Schule den Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu trainieren, steht jede zehnte Schulleitung ohne Geräte da“, so Brand.
VBE fordert eine Verstetigung des Digitalpakts
KI-Werkzeuge sollten laut der Kommission allen Schülern in der Sekundarstufe sowie allen Lehrkräften möglichst kostenlos bereitgestellt werden. Das biete Chancen „bei der Binnendifferenzierung und Individualisierung im Unterricht“. KI-Sprachmodelle könnten etwa als Schreibunterstützung dienen. Mehrere Bundesländer, so Rheinland-Pfalz, böten Lehrkräften schon einen datenschutzkonformen Zugang zu ChatGPT. „Das Kultusministerium ist auf dem Weg dahin, aber das wird weitere Fortbildungen benötigen“, so Brand.
Um international wieder den Anschluss zu finden, sei die Ausstattung aller Schüler und Lehrer mit digitalen Endgeräten unabdingbar. Überall im Alltag seien diese schon selbstverständlich, „die Praxis hat die Schule überholt“, so Brand.
Was ist dafür zu tun? Dringlich sei vor allem eine Neuauflage und besser noch eine Verstetigung des Digitalpakts. Dieser laufe im Mai aus. „Wir brauchen eine Vereinbarung von Bund, Ländern und Kommunen, gemeinsam die digitale Ausstattung und Wartung zu gewährleisten – nicht Digitalpakt für Digitalpakt, sondern nachhaltig und flächendeckend“.
Eine Milliarde Euro ist in die Digitalisierung geflossen
„Unsere Schulen sind digitaler geworden“, meint auch Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Für mehr Qualität und den Ausbau der Digitalisierung seien für große Schulen Verwaltungsassistenzen und für alle Schulen mehr Stellen in den Sekretariaten erforderlich, so Stein weiter. „Ebenso muss der IT-Support verlässlich geregelt werden. Das muss Bestandteil der Verhandlungen zwischen Land und Kommunen sein.“
Im von Theresa Schopper (Grüne) geführten Kultusministerium verweist man auf massive Verstärkung der Lehrkräftefortbildung. Bis Ende 2023 habe es bereits mehr als 5200 Veranstaltungen zur Digitalisierung gegeben, mit insgesamt knapp 150 000 Teilnehmern. Bis Ende des laufenden Jahres würden insgesamt zusätzlich neun Millionen Euro investiert. Und „in den vergangenen Jahren ist etwa eine Milliarde Euro in die Digitalisierung der Schulen in Baden-Württemberg geflossen“.
In einer Mitteilung der Grünen-Landtagsfraktion weist man dem Medienzentrenverbund in Baden-Württemberg eine Schlüsselrolle zu. Dieser stelle „ein deutschlandweit einzigartiges Support- und Kompetenznetzwerk für unsere Schulen dar, welches in Zukunft personell als auch finanziell gestärkt werden muss“. Das könne den digitalen Wandel an Schulen voranbringen. Zudem müssten die Schulleitungen im Bereich „Digital Leadership“ qualifiziert werden und sie bräuchten auch Freiräume „für die Gestaltung und Umsetzung innovativer digitaler Konzepte“.