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Touristiker aus Baden-Württemberg finden Anregungen aus Tirol und Südtirol
Innsbruck/Bozen. Sie brauchen sich nicht zu verstecken, die Fachleute aus den heimischen Urlaubsregionen, aus dem Kur- und Heilbäderverband, dem Landkreistag oder dem Wirtschaftsministerium. Immer wieder während dieser ersten Delegationsreise ihrer Art überhaupt heißt es: „Machen wir schon.“
Etwa wenn es um die Entzerrung von Saisonen geht und darum, vor allem Frühjahr und Herbst offensiv zu bewerben. Oder in Fragen der Lenkungen von Besucherströmen oder beim Angebot regionaler Cards die Angebote bündeln, vom ÖPNV über Thermen bis zu Museen und Ausstellungen. Bei einem Mittagessen in Innsbruck bekennt eine Fachfrau der Tirol-Werbung, keineswegs so weit sein wie einzelne baden-württembergische Destinationen, wenn es um die Kooperation geht: „Da können wir uns wirklich was abschauen.“
Die Gäste, angeführt von Wirtschaftsstaatssekretär Patrick Rapp (CDU), kommen ihrerseits allerdings auch nicht schlecht ins Staunen. Zum Beispiel, weil die Tirol-Werbung („Wie man aus vielen Gipfeln ein Ganzes macht)“ nicht weniger als 100 Mitarbeiter hat und 78 000 Betriebe über verschiedenste Branchen hinweg eine Tourismuszwangsabgabe zahlen müssen. Die Übernachtungszahlen reichen mit fast 50 Millionen 2023 nicht ans Rekordjahr im Südwesten mit 57 Millionen heran. Jedoch zählt das fünfgrößte Bundesland in Österreich nur gut 800 000 Einwohner.
In Südtirol wurde der Zubau von Betten gestoppt
In Südtirol wiederum ist sogar der Zubau von Betten gestoppt worden, aus Gründen der Nachhaltigkeit wird noch mehr als Qualität gesetzt, berichten die Gesprächspartner in Bozen. In der 5500-Seelen-Gemeinde Neumarkt besucht die Delegation ein „Albergo diffuso“, einen auf mehrere Häuser verstreuten Hotelbetrieb, der leerstehende Wohnungen neu nutzt. Frühstück wird im Cafe Centrale serviert, am Nachbartisch sitzen Einheimische. Kennenlernen ist ein Ziel, der Abbau von Vorurteilen ein anderes. Außerdem würden gerade in kleinen Orten noch mehr Läden sterben, gäbe es keine Besucher.
Baden-Württemberg hat sich komplizierter Wechselwirkungen bereits mit der Kampagne „Tourismus.Bewusst.Stärken“ angenommen. „Von Überfüllung sind wir, von wenigen Ausnahmen und Tagen abgesehen, weitentfernt“, sagt Staatssekretär Rapp und verweist auf verschiedene Facetten der Infrastruktur für Gäste und Gastgeber: „Angebote, die überwiegend für den Tourismus entwickelt werden, dienen auch einer hohen Freizeitqualität für die Einheimischen, zum Beispiel die gutbeschilderten Wander- und Radwege.“ Besonders intensiv diskutiert wird während der vier Tage mit Besuchen auch im Ötztal und in Meran das Thema Nachhaltigkeit. „Wir sind auf einem guten Weg“, hofft Rapp, gerade was die An- und Abreisen anbelangt, die in der CO2-Bilanz ganz besonders zu Buche schlagen.
Unzuverlässigkeit der Deutschen Bahn als Problem für Tourismus
Ein großes Problem, berichten mitreisende Fachleute, sei allerdings die Unzuverlässigkeit der Deutschen Bahn. Es gebe eine Faustformel, weiß auch der Staatssekretär, um ein Negativerlebnis im Urlaub aufzuwiegen, brauche es sieben positive. Auf der Heimfahrt, im angeregten Austausch untereinander, sind die baden-württembergischen Touristiker davon überzeugt, von letzteren jedenfalls sehr viele im Gepäck zu haben.
12 Millionen Euro bringen Investitionen von 25 Millionen Euro ¶
Die Tourismusbranche sei, so das zuständige Wirtschaftsministerium, eine Leitökonomie im Südwesten mit rund einer Viertelmillion nicht exportierbarer Arbeitsplätze. 2024 werden insgesamt 37 kommunale Tourismusinfrastrukturprojekte gefördert, darunter mit fast 2,5 Millionen Euro die Errichtung eines Aussichtsturms im Wurzacher Ried. Die Gesamtsumme von knapp zwölf Millionen Euro aus Steuermittel löse Investitionen in Höhe von rund 25 Millionen Euro aus.