Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Meisterprämie wird zum Standortfaktor
Das haben wir in den vergangenen Monaten schon häufiger gehört: Wenn es um die Wohnbauförderung geht, gibt Bayern deutlich mehr Geld als Baden-Württemberg, bei der Grunderwerbsteuer verlangt der weißblaue Nachbar ebenfalls weniger als das selbsternannte Länd. Und das heimische Handwerk weißt auf einen weiteren Standortnachteil im Südwesten hin. Seit 2020 wird zwar auch hierzulande für frischgebackene Handwerksmeister eine Prämie ausgezahlt, doch die sei mit 1500 Euro niedriger als in manchen Nachbar-Bundesländern, klagt der Spitzenverband Handwerk BW . Und hat damit recht. Die Bayern, die regelmäßig als Vergleichsland herhalten dürfen, zahlen 2000 Euro, ebenso Rheinland-Pfalz. Und die Hessen lassen sich seit 1. Juni jeden neuen Meisterbrief sogar 3500 Euro kosten.
Falsches Signal an die Wirtschaft
Nun muss man zwar nicht befürchten, dass qualifizierte Nachwuchshandwerker aus Freiburg nach Bayern oder Hessen auswandern, weil sie einmalig 500 oder 2000 Euro mehr bekommen. Doch es ist ein Signal, wie in anderen Bereichen auch, dass die Wirtschaft den Landespolitikern in Sonntagsreden zwar lieb, aber nicht wirklich teuer ist.
Wenn man nicht sicher wüsste, dass politische Weichenstellungen ausschließlich rational getroffen werden, könnte man meinen, dass Teile der heimischen Wirtschafts- und Finanzpolitik vor allem von traditionellen schwäbischen Charaktereigenschaften geprägt sind. Es gilt die Devise: Wir wollen weiter ganz vorn mitspielen, aber kosten soll es uns möglichst nichts. Dass die Wirtschaft von diesem Ansatz wenig begeistert ist, darf die Politik aber nicht verwundern.