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Kolumne: Florian Zejewski

Lisa und der Goldschatz

Unser Kolumnist Gedanken über Sinn und Unsinn der Schuldenbremse - und kleidet diese in die Form eines Märchens. Bremst Sie nicht auch notwendige Investitionen aus?

Der "Verwaltungspunk" Florian Zejewski schreibt diese Woche über die Schuldenbremse.

Privat)

Lisa war Tochter des Bürgermeisters, hatte einen klugen Kopf und eine noch klügere Zunge. Eines Tages fragte sie ihren Vater: „Papa, gibt es wirklich einen Goldschatz im Rathaus?“ Der Bürgermeister lachte. „Ach Lisa, woher weißt du das?“ „Opa sagt, es gibt da einen Schatz, den niemand anfassen darf und dass Olaf und Friedrich im Kanzleramt ständig große Säcke mit Gold finden, Sondervermögen.“

Vom Ritter „Schuldenbremse“ und dem Magier „Schwarze Null“

Der Bürgermeister seufzte. „Na gut, ich erzähl dir die Geschichte.“ Vor vielen Jahren, als das Städtchen klein war, beschlossen die weisen Alten, ihr Gold nicht einfach auszugeben. Sie legten es in eine Truhe und bestimmten zwei Wächter: den eisernen Ritter „Schuldenbremse“ und den finsteren Magier „Schwarze Null“. Damit niemand das Gold verschwenden konnte. „Das klingt vernünftig“, sagte Lisa. „Ja, das dachten damals viele. Doch eines Tages zog ein großer Sturm auf. Hausdächer flogen davon, Brücken brachen ein, und die Stadtwache hatte nur noch rostige Schwerter.“ „Dann mussten sie doch den Schatz nehmen, um damit Brücken und Schwerter zu besorgen!“, rief Lisa. „So einfach war das nicht,“ erklärte der Bürgermeister, „Ritter Schuldenbremse ließ niemanden vorbei, und der Magier Schwarze Null sagte den Leuten, dass man keine Schulden machen darf, sonst käme das Ungeheuer „Inflation“ aus dem Wald.“

„Aber was hat die Stadt dann gemacht?“„Einige sagten: ‚Wir brauchen neue Helden, klügere als Ritter und Magier!‘ Andere fürchteten, dass ohne die Wächter das ganze Gold verschwendet würde. Und so streiten sie bis heute: Soll man den Schatz bewahren oder nutzen?“ Lisa dachte nach. „Aber Papa, wenn der Ritter und der Magier zu streng sind, dann geht die Stadt doch kaputt!“

Lisa meint, man muss den Schatz auch nutzen

Der Bürgermeister nickte. „Das ist genau die Frage, die sich uns heute stellt. In unserer echten Politik geht es nicht um eine goldene Truhe, sondern um Geld für Schulen, Straßen oder unsere Verteidigung. Manche sagen: ‚Wir brauchen neue Schulden, um all das zu bezahlen!‘ Andere rufen: ‚Das ist gefährlich, wir dürfen den Schatz nicht anfassen!‘ Und so kämpfen die großen Politiker darum, was richtig ist.“ Lisa strahlte. „Dann braucht ihr also eine neue Geschichte! Vielleicht nicht nur Helden, die den Schatz verteidigen, sondern auch welche, die wissen, wann man ihn benutzen muss.“ Der Bürgermeister lachte. „Du wärst eine großartige Politikerin!“

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