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Landesausstellung „THE Hidden LÄND“ präsentiert archäologische Funde
Stuttgart. „Der Titel ‚THE Hidden LÄND – Wir im ersten Jahrtausend‘ soll die verschiedenen Ebenen, die dahinter liegen, verdeutlichen“, sagt Claus Wolf, Direktor des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg und Präsident des Landesamts für Denkmalpflege. „Wir wollten nicht zeigen, dass es irgendeine durchgängige Linie bei der Abstammung gibt, und wir haben bewusst kein Feuerwerk abgebrannt.“
Tatsächlich legt die Große Landesausstellung ihren Schwerpunkt auf Vielfalt – der Völker, die einst, im ersten Jahrtausend nach Christus, das Land besiedelten, und deren Gebräuche und Lebenswelten.
Im Stuttgarter Kunstgebäude sind mehr als 1600 Exponate zu sehen
Es gebe nur wenige Schriftquellen aus jener Zeit, und diese seien, so Wolf, nicht neutral. „Es sind die archäologischen Funde, mit denen wir Geschichte schreiben. Wir müssen sie zum Sprechen bringen. Das eigentliche Leben in diesem Jahrtausend kann nur die Archäologie erklären.“
In der Schau im grundsanierten Kunstgebäude in Stuttgart werden nun mehr als 1600 Exponate präsentiert, viele aus den fünf Fundorten Diersheim (Rheinau/Ortenaukreis), Güglingen (Landkreis Heilbronn), Lauchheim (Ostalbkreis), Sülchen (Landkreis Tübingen) und Ulm. Zusätzlich gibt es weitere archäologische Funde aus dem Land sowie Leihgaben aus dem In- und Ausland, darunter ein Grabstein eines Sueben aus Offenburg-Bühl, eine Leier aus Trossingen und der Schatzfund von Duesminde, der auf der dänischen Insel Lolland ausgegraben wurde.
Ein besonderes Highlight: Erstmals werden Funde aus westukrainischen Fürstengräbern, die in Kariv (Lwiw/Lemberg) gemacht wurden, gezeigt. Ein Team des Landesamts für Denkmalpflege hat die Objekte aus der Ukraine geholt und in die Restaurierungslabore in Esslingen gebracht. Zu sehen ist unter anderem ein sogenannter Sueben-Kessel aus Buntmetall mit büstenförmigen Attaschen in der Gestalt bärtiger Männerköpfe.
Die Stammesgruppe der Sueben wurde im ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. im Oberrheintal und im Neckarraum nachgewiesen. Sie gelten als die Vorfahren der Schwaben. Ob Mythos oder Realität – die Schau will hinterfragen. „Es ist wichtig, zu sehen, wo wir herkommen und in diesem Kontext darüber zu sprechen, wo wir hinwollen“, so Andrea Lindlohr (Grüne), Staatssekretärin im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen, das oberste Denkmalschutzbehörde des Landes ist.
Die Funde sind fünf Leitthemen und fünf zentralen Fundplätzen zugeordnet: Diersheim ist mit dem Thema Integration vertreten, Güglingen mit Migration, Lauchheim mit Kommunikation, Sülchen mit Spiritualität und Ulm mit Macht. Es geht um Integration von Regionen und Menschen im Römischen Reich, um Mobilität und migrierende Menschen, um Realität und Selbstdarstellung, um alte Traditionen und neuen Glauben und um Herrschaftskonzepte.
KI-generierte Figuren sollen junges Publikum gewinnen
Jedes Thema wird mit einer Installation im Raum inszeniert. So steht etwa bei Diersheim ein kunstvoll inszenierter Scheiterhaufen – die Scheite aus Eisen, die Flammen aus Papier und Licht. Er soll an die Brandgräber der Germanen erinnern, die in Diersheim gefunden wurden. Und bei Güglingen repräsentiert eine Häuserreihe unterschiedliche Stadien des Bauens. Mithilfe von Licht wird Entstehen und Zerfall inszeniert.
Zusätzlich zu den Rauminszenierungen haben sich die Ausstellungsmacher der KI bedient, die fünf Leitfiguren, die jeweils für eine Rubrik stehen, geschaffen hat. Damit will man junges Publikum gewinnen. „Archäologie kann auch cool sein“, meint Wolf.
Schauplatz Kunstgebäude
Die Große Landesausstellung „THE Hidden LÄND“ wurde vom Archäologische Landesmuseum mit Sitz in Konstanz und dem Landesamt für Denkmalpflege konzipiert und ausgerichtet. Schauplatz ist das Kunstgebäude in Stuttgart, das nach einer zweijährigen Umbauphase und Sanierung damit der Öffentlichkeit als Ausstellungsgebäude übergeben wurde.
Ab 2025 soll es von der Staatsgalerie Stuttgart konzeptionell und organisatorisch geleitet werden. Der Württembergische Kunstverein und der Stuttgarter Künstlerbund fungieren weiterhin als Partner.