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Opernhaus-Sanierung Stuttgart

Wird die Oper zum Milliardengrab?

Die geplante Sanierung des Opernhauses in Stuttgart wird länger dauern und teurer werden: Die Projektgesellschaft legt neue Termine vor, zu den Kosten gibt es aber noch keine Angaben.

Das Opernhaus in Stuttgart muss dringend saniert werden. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

dpa/Bernd Weißbrod)

Stuttgart. Nun ist es offiziell: Die Sanierung des Opernhauses wird länger dauern als geplant – und damit teurer. Die Projektgesellschaft ProWST legte am Montag dem Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater die überarbeiteten Planungen für die Ausweichspielstätte vor. Da deren Bau später beginnen wird, muss das Opernhaus mindestens bis 2033 und damit vier Jahre länger bespielt werden als gedacht.

Das Dach ist marode, die Technik veraltet, der Brandschutz nicht gewährleistet und auch energetisch hat das Opernhaus in Stuttgart eine miserable Bilanz. Überdies platzt es, was Büros und Werkstätten angeht, aus allen Nähten, für die Kulissen und Proben gibt es zu wenig Platz. Dass der historische Littmann-Bau, die Heimstätte von Oper und Ballett der Württembergischen Staatstheater (WST), saniert werden muss, steht außer Frage und ist schon lange angedacht. Dass es dann eine Interimsspielstätte braucht, ist ebenfalls klar.

Die Pläne sehen für die Zwischennutzung einen Neubau auf dem zukünftigen Rosenstein-Areal am Nordbahnhof vor. Dazu ist ein Anbau an das Kulissenlager auf dem Cannstatter Zuckerfabrikareal geplant. Allein für die Opernsanierung wurden bislang rund eine Milliarde Euro veranschlagt. Darin enthalten sind 550 Millionen Euro für die Sanierung, außerdem 450 Millionen Euro als Risikopuffer. Die Berechnung stammt von 2019 – und in den vergangenen Jahren sind die Kosten nicht nur im Bausektor rasant gestiegen, und steigen weiter.

Kritiker befürchten, die Sanierung könnte zu einem Milliardengrab werden, ähnlich, wenngleich nicht ganz so groß wie das Bahnhofsprojekt S21. Sie fordern alternative Ideen, etwa einen Neubau.

Neubau ist nicht zwingend kostengünstiger

Die Idee wurde indes bereits geprüft. Das Ergebnis: ein Neubau würde nicht unbedingt weniger kosten. Denn der denkmalgeschützte Littmann-Bau müsste auf jeden Fall saniert werden. Dazu kämen die Kosten des Neubaus sowie der Teilprojekte, für die die Stadt auf Kosten von 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro kam. Eine weitere Alternative wäre eine Opernsanierung in abgespeckter Version, mit dem Verzicht auf eine Kreuzbühne, die schnellere und einfachere Bühnenbildwechsel ermöglicht.

Immerhin gibt es bereits einen Siegerentwurf für die Interimsspielstätte mit Werkstätten, die eine partielle Weiternutzung vorsieht – als Teil der sogenannten Maker City, die als Pilotprojekt für Wohnen, Arbeiten und Kultur geplant ist. Warum nun dieser Bau erst viel später begonnen werden kann, ist nicht ganz klar. Christoph Niethammer, Leiter der ProWST, erklärte laut SWR die Verzögerung damit, dass man nun „tiefer“ und auch später in die Planung eingestiegen sei. Was die Mehrkosten aufgrund der Verzögerung betrifft, erwartet man nach Angaben der Stadt Stuttgart und der ProWST erst in mehreren Jahren Zahlen.

Bis zum Sommer 2025 soll die ProWST nun Zeit haben, „Optimierungspotenziale“ bei den Zeitabläufen und Kosten zu prüfen. Diese Entscheidung hält auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) für sinnvoll, wie er auf der Landespressekonferenz am Dienstag verlauten ließ. Die Oper liege ihm sehr am Herzen. Da müsse man schon akribisch planen. „Das ist eine Mammutaufgabe“, sagte er. „Da kann man jetzt nicht erwarten, dass da von Anfang an schon ein Preisschild dranhängt.“

Brandschutz, Technik, Statik und Dach sind dringend

Klar ist aber, dass jedes Jahr Verzögerung mehr kostet und der historische Littmann-Bau dann „zwischensaniert“ werden muss, etwa, was den Brandschutz, die Technik, Dach und Statik angeht. Und das könnte sich wiederum auf den Spielplan des Hauses auswirken.

Die neuen Planungen seien „keine leicht zu verdauenden Nachrichten gewesen“, sagte denn auch Kunstministerin Petra Olschowski (Grüne). Ein Neubau anstelle eines Interimsgebäudes sei aber „nicht zukunftsweisend“. Auch Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) sieht keine sinnvolle Alternative. „Es gibt keine Denk- und Sprechverbote“, so der OB. „Dennoch sollten wir die Grundsatzdebatten der Vergangenheit nicht wieder von vorne beginnen.“ Es bleibt abzuwarten, ob sich die Kolleginnen und Kollegen, auch angesichts der bevorstehenden Landtagswahl, daran halten.

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