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Podiumsdiskussionen und Revolutionssuppe: Lörrach feiert Tag der Demokratie
Stuttgart/Lörrach. Am 21. September feiert Lörrach den „Tag der Demokratie“. Der Ursprung ist die historische Vorlage: Gustav Struve rief aus dem Fenster des Rathauses in Lörrach am 21. September 1848 die Republik aus. Ein kurzes Intermezzo, wurden die Revolutionäre doch wenige Tage später von badischem Militär bei Staufen niedergerungen.
Richterin Wallrabenstein hält die „Revolutionsrede“
Heute ist das historische Datum der Startschuss für eine Veranstaltungsreihe. Begonnen wird mit zwei Stadtführungen zu den „Rathäusern unserer Stadt“ und „Frauen der Revolution“, dann folgt die „Revolutionsrede“, gehalten von Astrid Wallrabenstein, Richterin am Bundesverfassungsgericht – 2024 wird auch das Grundgesetz 75 Jahre alt. Es gibt eine „Revolutionssuppe“ für alle auf dem Marktplatz, eine Podiumsdiskussion „Wie resilient ist unsere Demokratie?“ und schließlich auch Comedy.
„Die Stadt hat hier wirklich ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Lars Frick, Fachbereichsleiter Kultur und Tourismus bei der Stadt Lörrach. „Erstmals wurde hier eine Republik auf deutschem Boden etabliert. Aus heutiger Sicht war es zwar nicht erfolgreich, aber es war ein Versuch.“
Der Struve-Aufstand wurde lange – auch in Lörrach – als gescheiterte, lächerliche Veranstaltung wahrgenommen. Doch die Revolution von 1848 wird mittlerweile differenzierter bewertet. Vor zehn Jahren haben Frick und der damalige Museumsleiter Markus Moehring den „Tag der Demokratie“ am 21. September initiiert. Zunächst nur auf diesen Tag beschränkt, zieht sich die Veranstaltungsreihe nun bis in den Dezember. „Es kamen Mitstreiter aus Kultur, Bildung und Politik hinzu“, sagt Frick. Neben der Volkshochschule, dem Dreiländermuseum, dem Werkraum Schöpflin beteiligen sich etwa Amnesty International und Unicef Lörrach, die Duale Hochschule Lörrach, das Theater Tempus fugit und das Kulturzentrum Nelly Nashorn.
Entsprechend vielfältig ist auch das Programm: Vorträge, Stadtführungen, Filme, Theaterstücke und Workshops. „Das Fernziel ist, für das Thema, die Wichtigkeit unserer Demokratie zu werben“, sagt Frick, „dass sie nur funktioniert, wenn man sie lebt, sich aktiv dafür einbringt.“
Das diesjährige Thema „Miteinander reden, einander zuhören“ steht im Fokus, „weil wir das verlernt haben, zu verstehen, warum der andere das sagt“, meint Frick, „wir wollen sensibilisieren, dass wir uns bewusst machen , dass wir eine Demokratie haben und das auch feiert. Bei allen Kritikpunkten, die wir an den Regierungen haben, haben wir die Möglichkeit, uns einzubringen.“ Es gibt unterschiedliche Formate, um verschiedene Gesellschaftsgruppen anzusprechen: von der Filmreihe bis zur Ehrenamts-Gala, von der Fuckup-Night , in der Menschen vom Scheitern ihres politischen Engagements erzählen bis zur Schreib- und Kreativwerkstatt, wo es um das konstruktive Meistern von Konflikten geht.
Die Veranstaltungsreihe wird gefördert durch die Bundesstiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“. Insgesamt erhält Lörrach 155 000 Euro für Projekte der Demokratiestärkung. Die Stadt ist Teil des von der Arbeitsgemeinschaft Demokratieorte initiierten Netzwerks, das für die Sichtbarkeit von Orten eintritt, an denen die Demokratie erstritten wurde: Rastatt und Offenburg mit ihrer Revolutionsvergangenheit. Aber auch Karlsruhe mit dem Verfassungsgericht und Weinstadt gehören dazu, wo der „Arme Konrad“ sich 1514 gegen die Obrigkeit erhob – und durch die „Demonstration“ auf der Straße erstmals eine Änderung der Politik erreichte.
Netzwerk will Zivilcourage und demokratische Teilhabe anregen
31 Orte aus dem Land sind als Ort oder „Meilenstein“ der Demokratie gelistet. Das Netzwerk will „die Wahrnehmung der deutschen Demokratie- und Freiheitsgeschichte lokal, regional und deutschlandweit fördern und darüber demokratische Teilhabe und Zivilcourage anregen“, wie es auf der Homepage der AG heißt.
Darauf zielt auch die „Lange Nacht der Demokratie“ am 2. Oktober, die zum ersten Mal im Land veranstaltet wird. Über 20 Kommunen beteiligen sich. In Bretten im Kraichgau beispielsweise finden Veranstaltungen im Rathaus und im Gewölbekeller des Amtsgerichts statt. Außerdem gibt es einen runden Tisch mit Bürgerinnen und Bürgern zu zu lokal-politischen Themen .
Lange Nacht der Demokratie am 2. Oktober
Ziel der Langen Nacht der Demokratie am 2. Oktober sei, so die Initiatoren, „in vielfältigen Formaten über Demokratie zu diskutieren, zu philosophieren und zu streiten“. Ausgelobt wurde sie unter anderem von der Allianz für Beteiligung und dem Demokratiezentrum Baden-Württemberg und dem Landesjugendring.
Gefördert wird die Lange Nacht von der Baden-Württemberg Stiftung, dem Sozial-, dem Kultusministerium und der Landeszentrale für politische Bildung.