Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Arthousekinos

Neue Abo-Art soll Marketing für Filmkunst pushen

Nach Corona ist immer noch nicht wie vor Corona. Und auch die Streaming-Dienste machen den Lichtspielhäusern zu schaffen. Trotzdem: Kinos schreiben wieder steigende Besucherzahlen. Nicht zuletzt auch, weil die Verantwortlichen sich attraktive Angebote einfallen lassen. Einige Arthouse-Betreiber führen nun ein neues Kino-Abo ein.

Das Freiburger Independent-Kino Friedrichsbau bietet - wie auch die Kinos Harmonie und Kandelhof - ab dem 15. August das Cineville-Abo an.

Friedrichsbau Freiburg)

Nürnberg/Freiburg. Die Idee kommt aus den Niederlanden. Dort gibt es das Kino-Abo „Cineville“ seit 2009. Vor zwei Jahren wurde es in Belgien, 2023 dann in Österreich etabliert. Ab 15. August wird Cineville auch in 27 Kinos in fünf deutschen Städten verfügbar sein: In Nürnberg, Köln, Hamburg, Freiburg und Berlin können Cineasten ab 20 Euro monatlich unbegrenzt Filme in den teilnehmenden Kinos genießen.

„Die Erfahrung aus den Niederlanden hat gezeigt, dass sich die Leute mit dem Abo öfters für Filme entscheiden, über die sie noch gar nicht viel wissen“, sagt Ludwig Ammann, Pressesprecher der Harmonie & Friedrichsbau Lichtspiele in Freiburg, die „Cineville“ mitbegründet haben.

Abonnements, Guthabenkarte und Jahrespässe gibt es schon länger

Wenn man zehn Euro bezahlen müsse, überlege man sich das drei Mal, ob man sich eher einen unbekannten Film anschaue oder doch lieber auf die sichere Bank mit den bekannten Nasen und Namen setze, so Amman. „Das ist das eigentlich Charmante an Cineville: Die Kinos bekommen eine Ausschüttung. Am Ende springt dabei eine höhere Besuchszahl heraus und eine bessere Verteilung der Besucher über das gesamte Spektrum von Arthouse-Filmen.“

Die Idee, Abonnements, Guthabenkarten und Jahrespässe anzubieten, ist nicht neu. In den Freiburger Kinos Harmonie, Friedrichsbau und Kandelhof etwa gibt es die Cinecard. Mit der Guthabenkarte bekommen Cineasten zwölf Prozent Ermäßigung auf Tickets, Popcorn, Getränke und andere Thekenwaren. Die Ermäßigung gilt für bis zu fünf Begleitpersonen. Für unter 25-Jährige gibt es zusätzlich zwölf Prozent Rabatt. Ähnlich sieht es in den Arthaus-Kinos in Stuttgart aus: Mit der Guthabenkarte gelten bis zu zehn Prozent Rabatt für zusätzlich bis zu drei Begleitpersonen. Die ArthausCard Unlimited indes ist ein Abo, das den Besuch von bis zu acht Filmen für 24 Euro 90 monatlich ermöglicht.

Derzeit sind Kinos aus fünf Städten Teil des Netzwerks

Diese Rabatt-Karten sind an die jeweiligen Häuser gebunden. Die Initiatoren des Cineville-Abos hingegen wollen mehr. Gegründet wurde Cineville Deutschland auf der Berlinale 2023 von sieben Kinobetreibern aus Freiburg, Hamburg, Köln und Nürnberg. Berlin kam später hinzu. Der Verein ist alleinige Gesellschafterin der Cineville Betriebs UG. Unterstützung bekommt der Verein von der FFA Filmförderungsanstalt und von dem europäische Filmtheater-Netzwerk Europa Cinemas.

Das Konzept: Das Abo ist bundesweit für alle Filme der teilnehmenden Kinos gültig, einschließlich der Festivals und besonderen Events. Das heißt, Freiburger Abonnenten können auch in Köln oder Hamburg ins Kino gehen, vorausgesetzt das Filmtheater ist Teil des Cineville-Netzwerks. Die Mindestlaufzeit des Abos beträgt vier Monate. Im Internet werden die Abos vertrieben und alle Filme und Veranstaltungen in Kooperation mit dem Magazin Indiekino Berlin beworben.

Betreiber sehen darin ein „Marketing-Tool für die Arthouse-Kinos“

Cineville soll mehr sein als ein Abo-System: „Wir sehen das Abo als Marketing-Tool für die Arthouse-Kinos“, sagt Matthias Damm vom Casablanca Filmkunsttheater Nürnberg und einer von drei Cineville-Vorständen. „Wir wollen auf die kleineren Filme aufmerksam machen, auf die spezielleren Angebote und die Kinos unterstützen. Wir hoffen also nicht nur, dass wir Abo-Tickets verkaufen, sondern dass wir dieses Angebot der Kundschaft damit auch näher bringen können.“ Das Angebot soll mit „viel Kommunikation über Film“ angereichert, für die Community sollen eigene Events organisiert werden.

Im Lauf der Zeit, so der Plan, wird die Liste der teilnehmenden Kinos erweitert. „Wir gehen davon aus, dass der große Schwung erst nach den Sommerferien kommen wird“, sagt Damm. Dann wolle man nämlich um die Hauptzielgruppe werben: die Studierenden und jungen Leute.

Cineville Niederlande – eine Erfolgsgeschichte

Entwickelt wurde Cineville 2009 in den Niederlanden von einer Gruppe junger Kinobetreiberinnen und -betreiber aus Amsterdam. Ziel war es, gemeinsam den Arthouse-Kinobesuch einfacher und attraktiver zu machen und vor allem mehr junges Publikum anzulocken.

Inzwischen sind mehr als 70 Kinos in 40 Städten dabei. 2024 zählt Cineville Niederlande über 90 000 Abonnentinnen und Abonnenten. Das Abo hat den Kinobesuch gesteigert: 87 Prozent der Mitglieder gehen 1,5 Mal häufiger ins Kino als zuvor.

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 189 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesen Sie auch