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Nachbau der Hindenburg im Zeppelin-Museum in Friedrichshafen
Friedrichshafen. Schuhputz-Service, Rauchsalon und abends der Pianist am Aluminiumflügel: Wer den Atlantik im Luxusliner der Lüfte überquerte, durfte jede Annehmlichkeit und Bequemlichkeit erwarten. Nicht von ungefähr ist der 33 Meter lange, begehbare Nachbau von LZ 129 Hindenburg die Hauptattraktion im Zeppelin-Museum in Friedrichshafen.
LZ 129 Hindenburg, benannt nach dem deutschen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, war eines der größten jemals gebauten Luftfahrzeuge. Seine Fahrgasträume erstreckten sich über zwei Etagen auf rund 400 Quadratmeter. Anfangs konnten 50 Fahrgäste übernachten, später wurde die Zahl auf 72 erhöht.
Die Möbel waren platzsparend, modern und äußerst praktisch
In den 25 Doppelkabinen befand sich jeweils ein an der Wand befestigtes Stockbett. Klappte man das obere Bett hoch, entstand eine Einzelkabine. Auch das Waschbecken mit fließendem Wasser ließ sich platzsparend hochklappen. Noch heute wirken die Schlafkabinen im Bauhausstil überraschend modern und praktisch.
Nirgends wurde am Komfort, doch überall am Gewicht gespart. So saßen die Gäste in den öffentlichen Räumen auf leichten Metallrohrmöbeln. Die Wände waren mit Ballonseide überzogen, die der Werbegrafiker Otto Arpke mit unterschiedlichen Motiven versah. Die Lounge etwa schmückte eine Weltkarte mit Entdeckungsrouten. Entlang der Fensterpromenade von Schreib- und Lesezimmer, Lounge oder großem Speisesaal ließen sich einige Fenster öffnen, um aus dem Luftschiff heraus zu filmen oder zu fotografieren. Gern traf man sich auch im Rauchsalon oder an der Bar, trank Klassiker wie Martini, Manhattan oder Sidecar. Der speziell gemixte LZ 129-Cocktail bestand je zur Hälfte aus Gin und Orangensaft.
Acht Stewards und eine Stewardess kümmerten sich um die Belange der internationalen Passagiere. Für ihr leibliches Wohl sorgten drei Köche mit drei- und viergängigen Menüs. Zu später Stunde konnte Obst und ein kalter Imbiss geordert werden. Bevorzugt bestellte man Kaviar und frisch gebackene Brötchen sowie Eiswasser für den Champagner.
Die durchschnittliche Fahrtzeit in die USA betrug 59 Stunden
Das Essen wurde frisch zubereitet, Lebensmittel und Getränke vor jeder Fahrt neu angeliefert – für eine Südamerikafahrt jeweils rund 300 Kilogramm Gemüse sowie Frischfleisch und Wurstwaren, je 250 Flaschen Wein und Mineralwasser.
Die LZ 129 Hindenburg fuhr 1936 zehnmal in die USA (Lakehurst) und siebenmal nach Brasilien (Rio de Janeiro). Die durchschnittliche Fahrzeit in die USA betrug 59 Stunden. Die einfache Fahrt kostete mindestens 1000 Reichsmark – fünf Monatsgehälter eines Angestellten. Am 6. Mai 1937 verbrannte das Luftschiff bei der Landung in Lakehurst, New Jersey. 36 Menschen starben.