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Geschichte der Gastarbeiter hält Einzug in Museen und Kulturinstitutionen

Über 60 Jahre nach den ersten Anwerbeabkommen hält die Geschichte der Gastarbeiter in Deutschland langsam Einzug in die Archive und Museen.

Die Ausstellung „Kofferkinder“ von Fatma Biber-Born nimmt die Kinder der einst als „Gastarbeiter“ etikettierten Menschen in den Blick.

Lys-Y-Seng)

Stuttgart/Heidelberg. In Köln soll 2029 das Museum Selma als Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland eröffnet werden. Das Marchivum in Mannheim setzt einen Schwerpunkt auf Stadtgeschichte und Migration. Und auch das Museum der Alltagskultur in Waldenbuch erzählt seit Mai Migrationsgeschichte anhand „Kleiner Schätze“, sprich Gegenständen aus dem Alltag von Menschen, den einstigen sogenannten „Gastarbeitern“.

Kinder wurden nicht selten in der Heimat zurückgelassen

Das Interkulturelle Zentrum Heidelberg zeigt mit der Ausstellung „Kofferkind“ der Künstlerin Fatma Biber-Born bis zum 15. Dezember einen bisher weitgehend ausgeblendeten Aspekt der Arbeitsmigration in die Bundesrepublik: Männer und Frauen, die hierherkamen, mussten ihre Kinder bei Verwandten oder Freunden im Herkunftsland zurücklassen – nicht zuletzt, weil die Arbeitsmigration als zeitlich befristet angelegt und ein Familiennachzug nicht vorgesehen war.

So waren die Familien oft lange voneinander getrennt – und sich, bei der „Familienzusammenführung“, oft fremd geworden. Alleine aus der Türkei sind rund 700 000 Fälle bekannt, doch auch in Griechenland, Spanien und anderen Ländern machten Kinder diese Trennungserfahrung.

Wie diese Situation von Kindern erlebt wurde, wie die heute Erwachsenen die Entscheidung der Eltern bewerten und welche Folgen diese für ihr Leben hatte, zeichnet Fatma Biber-Born in Interviews mit Betroffenen nach, aber auch, indem sie Tuscheporträts präsentiert, deren Vorlage Fotografien aus der Zeit sind.

„Fatma Biber-Born hat einen sensiblen, sehr empathischen Zugang zu den Personen gefunden“, sagt Bonka von Bredow , Leiterin des Interkulturellen Zentrums Heidelberg. „Künstlerisch, ohne den Menschen selbst zu nahe zu kommen.“ Man könne durch diesen niedrigschwelligen Zugang im Hinblick auf die aktuelle Migrationsdebatte lernen. „Das Erleben kann eine ganze Existenz beeinflussen.“

Das Interkulturelle Zentrum verbindet Verwaltung mit Kultur

Den ganzen Menschen zu sehen, nicht nur seine ökonomische Leistung oder die gesellschaftliche finanzielle „Belastung“ ist im Interkulturellen Zentrum Programm. Es verbindet das „Welcomecenter“ der Stadt Heidelberg, wo ausländerrechtliche Belange abgewickelt werden, mit einem kulturellen, gesellschaftlichen Angebot der Teilhabe, vereint also die bürokratischen Aspekte der Einwanderung mit einer Kultur des Willkommens. „Wir verstehen das Interkulturelle Zentrum als lernende Institution“, sagt von Bredo.  „Auch heute haben es internationale Fachkräfte nicht leicht, man kann zu Damals Parallelen ziehen.“

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