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Für Sie entdeckt: Orte der Kultur

Schauhaus im Zeppelindorf zeigt, wie die Belegschaft einst wohnte

Graf von Zeppelin baute 1913 eine Werksiedlung nahe des Firmengeländes. Die von den Stuttgarter Architekten Paul Bonatz und Friedrich Eugen Scholer zwischen 1914 und 1919 errichteten Reihenhäuser befindet sich unmittelbar neben dem alten Firmengelände der Luftschiffbau-Fabrik. 

Das Schauhaus im Zeppelindorf können Interessierte besichtigen.

Regine Gerst)

Friedrichshafen. Der königlichen Sommerresidenz Friedrichshafen eilte der Ruf voraus, die nach Stuttgart teuerste Stadt des Königreichs zu sein. Wohlhabende strömten zum Kuren, Urlauben oder bauten Villen an den See. Bezahlbarer Wohnraum für Werktätige dagegen war knapp. So sagte Ferdinand Graf von Zeppelin anlässlich seines 75. Geburtstags 1913 den Bau einer Werkssiedlung zu. Sie entstand in unmittelbarer Nähe des Firmengeländes der Luftschiffbau Zeppelin GmbH.

Wie hübsch ein Teil der Belegschaft seinerzeit wohnte, zeigt das Schauhaus am König-Wilhelm-Platz im Zeppelindorf, eine Außenstelle des Zeppelin Museums Friedrichshafen.

Gartentörchen, Ziergarten und Kletterrose inklusive

Von außen wirkt das Einfamilien-Reihenhaus von 1914 mit Gartentörchen, Ziergarten und Kletterrose einladend und geräumig. Fenster, Klappläden, Türen, Erker, Dachgesimse, Dachgauben und Kaminköpfe gleichen den anderen Häusern der charmanten Werkssiedlung. Die Wohnfläche umfasst knapp 68 Quadratmeter. Das größte Zimmer, mit Erker und Blick auf die Straße, wurde nur zu besonderen Anlässen genutzt und beheizt. Die vorgesetzten Winterfenster wurden im Sommer entfernt.

Vom Elternschlafzimmer – die Betten der Kinder standen im Dachzimmer – gelangte man in die Wohnküche. Sie diente als Aufenthaltsraum. Hier wurde gekocht und gegessen. Der kombinierte Heiz- und Kochherd sorgte im Winter für Wärme. Die anschließende Spül- und Waschküche war der einzige Raum mit Wasseranschluss und besaß schon damals eine Badewanne – elektrischen Strom gab es erst 1928. Trockenklosett und Stall für Kleintierhaltung lagen zum Garten hin. Im gefliesten Vorratskeller lagerten Obst, Kartoffeln und Gemüse.

Zu jedem Haus gehörte ein bis zu 800 Quadratmeter großer Garten, der die Familien zu Selbstversorgern machte. Im Entstehungsjahr betrug die Monatsmiete 30 Mark. Ausgesprochen preiswert für so viel Grünfläche und Wohnkomfort, kostete doch die Miete etwa einer Drei-Zimmer-Wohnung der Eisenbahnverwaltung 192 Mark monatlich.

Architekten der Siedlung waren die Stuttgarter Bonatz und Scholer

Um das Projekt umzusetzen, gründete Alfred Colsman, damaliger Generaldirektor der Luftschiffbau Zeppelin, die Zeppelin-Wohlfahrt. Er beauftragte die Stuttgarter Architekten Paul Bonatz und Friedrich Eugen Scholer mit dem Bau. Diese errichteten zwischen 1914 und 1919 insgesamt 101 eingeschossige Einfamilienhäuser, freistehend, als Doppel- oder Reihenhaus, die bis heute nicht gekauft, sondern nur von der Zeppelin Wohlfahrt gemietet werden können.

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