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Die Nacht des offenen Denkmals findet dieses Jahr in Schwäbisch Gmünd statt
Stuttgart. Gerade hat das Landesamt für Denkmalpflege die Imperia-Statue in Konstanz des zeitgenössischen Bildhauers Peter Lenk unter Denkmalschutz gestellt. Ein Grund, warum diese recht junge Plastik, die seit 1993 von Weitem sichtbar am Konstanzer Hafen auf dem Sockelrest eines ehemaligen Leuchtturms thront, es in die Liste der Denkmale geschafft hat, sei das Motto des diesjährigen Tags des offenen Denkmals, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Stuttgart und der Stadt Konstanz. „Mit der Imperia wird ein bekanntes Wahrzeichen am Bodensee nun als junges Kulturdenkmal gewürdigt“, sagt dazu Claus Wolf, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart. „Sie besitzt eine hohe Aussagekraft für das an historischen Bezügen reiche Kunstschaffen der Postmoderne.“
Tatsächlich nimmt Lenks barbusige Imperia, die auf dem Kopf eine Art Narrenkappe und in ihren Händen jeweils als kleine Figur den Kaiser und den Papst trägt, Bezug auf die Erzählung „La belle Impéria“ von Honoré de Balzac. Imperia wird darin als Kurtisane dargestellt, die zu Zeiten des Konstanzer Konzils (1414-1418) nicht nur die weltlichen, sondern auch geistliche Herrscher betörte.
Die Wahrzeichen stehen im Fokus der Veranstaltungen
Nun, da die zeitgenössische Imperia zum Kulturerbe gehört, reiht sie sich ein in die denkmalgeschützten Wahrzeichen in Baden-Württemberg, darunter das Ulmer Münster, das Schloss Heidelberg und der Fernsehturm in Stuttgart. Damit ist sie auch Teil der Veranstaltungen zum Tag des offenen Denkmals in Konstanz – ganz passend zum Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“. Mit dem Motto wollen die Denkmalschützer den Wert der symbolträchtigen Sehenswürdigkeiten in den Mittelpunkt stellen, unabhängig von Popularität und Größe.
Der Tag des offenen Denkmals findet im Rahmen der European Heritage Days statt, den 1991 der Europarat in Leben rief. Bundesweit sind rund 5500 Denkmale für die Öffentlichkeit geöffnet, 500 Touren finden statt. Koordiniert durch die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz gibt es dazu eine gemeinsame Internetseite, eine App, mit der die persönliche Route geplant werden kann und ein Gewinnspiel. Außerdem noch eine Foto-Mitmachaktion auf der Jagd nach dem schönsten Denkmal-Schnappschuss sowie die bundesweite Eröffnung in Speyer.
Eine Besonderheit in Baden-Württemberg ist die auf den Vortag vorgezogene Eröffnung mit einem offiziellen Festakt an jährlich wechselnden Orten und der anschließenden Nacht des offenen Denkmals . Ausrichtungsort in diesem Jahr am 7. September ist Schwäbisch Gmünd , die älteste Stauferstadt des Landes.
Ein Spaziergang durch die Altstadt, buntes Programm für „Die Kugel“
Zur Eröffnung und in der Nacht wird die gesamte Altstadt Teil des Spektakels: An den Orten der illuminierten historischen Wahrzeichen der Stauferstadt finden unter anderem Konzerte, Führungen, Entdeckungstouren und Schauspiel statt.
Am folgenden Tag sind dann alle teilnehmenden Kommunen und Denkmale mit dabei. So erfahren etwa in Tübingen Interessenten bei einem Stadtspaziergang mit der Stadtplanerin Barbara Landwehr, Leiterin des Fachbereichs Planen, Entwickeln, Liegenschaften was dazu gehört, die Altstadt in ihrer Einzigartigkeit und Vielfalt zu erhalten und gleichzeitig lebendig und zukunftsfähig zu machen. In Heidelberg können sich die Teilnehmer auf den „historischen Pfad“ durch den Stadtwald begeben, entlang archäologischen Geländedenkmälern werden an zehn Stationen historische Ereignisse erklärt. In der Innenstadt von Pforzheim steht die Architektur der 1950er-Jahre im Mittelpunkt und in Freiburg ist das jüngst zum Nationalen Projekt des Städtebaus gekürte Bürgerprojekt Die Kugel am Start – mit einem bunten Programm auf den Tennisanlagen neben der ehemaligen Gaskugel, um die sich alles dreht. Und in Mannheim können die Studioräume im ehemaligen Gebäude des SWR besichtigt werden.
Der Ursprung des Großevents liegt in Frankreich
1984 rief der französische Kulturminister die „Journées Portes ouvertes dans les monuments historiques” ins Leben. Die Tage der offenen Tür stießen auf große Resonanz. Andere Länder folgten dem Beispiel und organisierten Ähnliches. 1991 griff der Europarat die Idee auf und führte die European Heritage Days ein.
In Deutschland koordiniert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Großevent. Bereits zwei Jahre nach der Einführung sind 1200 Kommunen mit 3500 Denkmalen dabei. Bundesweit locken die Veranstaltungen zwei Millionen, die 21 teilnehmenden europäischen Ländern insgesamt zehn Millionen Besuchende.