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Im Wasserturm in Mannheim befindet sich ein Aufzugsmuseum
Mannheim. „All safe, gentlemen, all safe“, kommentierte der Maschinenbauer Elisha Graves Otis die Demonstration seiner neu entwickelten Fangvorrichtung und durchtrennte vor den Augen des entsetzten Publikums das Tragseil seiner Aufzugsplattform. Statt 15 Meter tief zu stürzen, kam die Plattform dank seiner Sicherheitsbremse schon nach wenigen Zentimetern zum Stehen.
Mit Otis Stunt im Selbstversuch auf der New Yorker Weltausstellung 1854 begann die Geschichte des modernen Fahrstuhls. Fortgesetzt wurde sie im denkmalgeschützten Wasserturm in Mannheim-Seckenheim, dem vermutlich einzigen Aufzugsmuseum in Europa.
Historische Kabinen mit Intarsien und geschliffenem Spiegel
Zwei historische Aufzugskabinen erwecken sogleich das Interesse. Die Kabine aus schlichtem Holz entstammt einer Privatvilla aus der Gegend. Die andere – Intarsien auf dem Kabinenboden, geschliffene Spiegel in den Ecken, die Seiten und Türe mit geätztem Glas geschmückt – erinnert eher an ein Wiener Hotel als an das Polizeipräsidium Mannheim, in dem sie einst die Menschen beförderte.
Mit dem Paternoster darf noch gefahren werden, wobei sich den Zuschauerinnen und Zuschauern das Geheimnis des Umlaufaufzugs enträtselt: Die links auffahrende Kabine wird, oben angekommen, ganz nach rechts versetzt, von wo aus sie wieder hinab fährt.
Und auch Mühlenaufzug, Speisenaufzug, verschiedene Antriebe und Steuerungen werden für die Museumsbesucherinnen und -besucher in Gang gesetzt. Weitere Ausstellungsstücke sind Konstruktionspläne, Bedientasten aus verschiedenen Jahrzehnten des 20. und technische Einzelteile des 19. Jahrhunderts.
Die USA waren Vorreiter bei Personenfahrstühlen
Ab dem Jahr 1890 begann sich der Personenfahrstuhl in vielgeschossigen Gebäuden in den USA durchzusetzen. Im Eiffelturm kam bereits ein Jahr zuvor einer der ersten Doppelstockaufzüge zum Einsatz. Ganz neue Maßstäbe setzte 1931 das Empire State Building als damals höchstes Gebäude der Welt mit seinen 67 Aufzugsanlagen. Hierzulande mussten Häuser mit mehr als vier Obergeschossen ab dem Jahr 1954 einen Aufzug vorweisen.
Bis heute rekordverdächtig sind die 163 Etagen des Buri Khalifa in Dubai. Mit etwa 500 Metern verfügt der 2010 fertiggestellte Wolkenkratzer über den längsten Aufzugsschacht der Welt und über die höchste Aufzugshaltestelle bei 638 Meter Höhe.
In der Kuppel gibt es einen Veranstaltungsraum mit Rundblick
Dagegen wirkt der 38,50 Meter hohe Seckenheimer Wasserturm aus dem Jahr 1911 winzig wie ein Däumling. 1978 erwarb ihn die Firma Lochbühler, ein in der Region führendes Unternehmen im Aufzugsbau.
Die Firma ließ an der Außenfassade einen ölhydraulischen Aufzug installieren und machte den Turm 2012 als Aufzugsmuseum Lochbühler der Öffentlichkeit zugänglich. Ganz oben in der Kuppel gibt es seitdem einen Veranstaltungsraum mit freiem Rundumblick auf die Rhein-Neckar-Ebene.